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KAPITELWAHL

DIE GIRLS VON ST. TRINIAN 2 - AUF SCHATZSUCHE (Großbritannien 2009)

von Martin Eberle

Original Titel. ST TRINIAN'S II: THE LEGEND OF FRITTON'S GOLD
Laufzeit in Minuten. 106

Regie. OLIVER PARKER . BARNABY THOMPSON
Drehbuch. PIERS ASHWORTH . NICK MOORCROFT
Musik. CHARLIE MOLE
Kamera. DAVID HIGGS
Schnitt. EMMA E. HICKOX
Darsteller. RUPERT EVERETT . COLIN FIRTH . TALULAH RILEY . JUNO TEMPLE u.a.

Review Datum. 2011-11-15
Erscheinungsdatum. 2011-02-03
Vertrieb. CONCORDE

Bildformat. 2.40:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
England, die neunziger Jahre. Etwas Schreckliches passiert. Die zusammengeklonte Frauen-"Band" Spice Girls wird auf die Welt losgelassen. Von der Marketingabteilung mit einer diffusen, bandeigenen Philosophie-Simulation ("Girl Power") ausgestattet, die eine wohlfeile Du-kannst-es-schaffen-wenn-Du-nur-willst-willst-Variation in Verbindung mit dem spirit von wahrer Mädchenfreundschaft darstellt, werden die Herzen und Hirne unbedarfter Teenie-Mädchen befallen, wird eine ganze Generation betäubt. Die Verbreitung antistruktureller und privatimer Denke bedeutet einen schweren backlash gegen die letzten feministischen Zuckungen in der Gesellschaft. Schlimm.

Das Vereinigte Königreich macht das nun wieder gut. Mit einem Film, der selbstbestimmtes Leben und Spaß elegant verbindet: DIE GIRLS VON ST. TRINIAN 2. Dabei scheint das Grundkonzept des Films auf den ersten Blick konventionell.
Die Schülerinnen des Mädcheninternats St. Trinian, alle sehr sexy, jede in einer der klassischen Subkulturcliquen verortet (Nerds, Tussis, Goths, Verzeihung... Emos usw.) machen ihren Erziehern das Leben schwer, auch der Schuldirektorin Camilla Fritton (Rupert Everett), die einen Gutteil ihrer Souveränität aus der beruhigenden Kraft alkoholischer Getränke zieht. Das klassische setting also von unverständigen Erwachsenen vs. die coolen Kids. Und doch ist das nur Mimikri, denn das Internat ist ein Hort weiblicher Anarchie und Freigeistigkeit.

Die Geschichte beginnt allerdings viel früher: vor über 400 Jahren raubt ein Ahne der Schuldirektorin Camilla Fritton (Rupert Everett) dem Frauenfeind und Verschwörer Lord Pomfrey (David Tennant) einen wertvollen Schatz, den dieser für einen Komplott gegen die Königin verwenden will. Heute versucht nun Piers Pomfrey (David Tennant) in den Besitz dieses Schatzes zu kommen, um mit diesem Vermögen die mysogynen Pläne seines Vorfahren zu Ende zu bringen.

Nach dem Vorgänger von 2007, verbrochen von den selben Regisseuren und Drehbuchautoren, war eigentlich nichts zu erwarten. DIE GIRLS VON ST. TRINIAN bot ein Sammelsurium an mehr oder meistens weniger gelungenen Gags, ohne größeren Sinn aneinander gereiht und so der Quell ungepflegter Langeweile. Im Nachhinein wahrscheinlich ein brillanter Coup, um den subversiven Nachfolger bei der Produktionsfirma durchzubringen. Die Abenteuer der girls sind spannend, witzig, mit viel Liebe zur Figur inszeniert. Vor allem aber wird unverhohlen die feministische Aufrüstung der Gesellschaft propagiert, und das konsumerabel verpackt mit stylischem look, intelligenten, lustigen Dialogen und nicht zuletzt einem tollen Schauspielerensemble, allen voran Rupert Everett, der eine auf den ersten Blick nun doch eher unattraktive, spröde Frau spielt. Dies tut er aber weit weg von jeder ollen Klamotte, er gibt dieser Figur, die auf den ersten Blick wie die grotesken Parodie einer Frau wirkt, Stärke, Selbstbewußtsein und Würde. So wirkt es auch absolut glaubhaft, dass ein attraktiver Mann im besten Alter (Colin Firth) dieser Frau zu Füßen liegt. Ganz anders übrigens als z.B. die mehr als unwahrscheinliche Beziehung eines fetten Kurierfahrers mit einer ultrahotten Latina-Lady.

DIE GIRLS VON ST. TRINIAN 2 verbindet beste Kurzweil mit eindeutiger Haltung und erbringt den Beweis dafür, dass Unterhaltung und Botschaft kein Widerspruch sein müssen, sich im Gegenteil sogar bedingen. Dieser Film lässt ahnen, wie schön die Mainstream-Filmlandschaft sein könnte, wenn nur das phantasie- und rückgratlose Runterproduzieren auch der schlechtesten Anmutung einer Idee einer echten Haltung weichen würde. Toll.

DVD.
Tadellos. Gutes Bild, guter Ton, wenn auch wie üblich der englische Originalton natürlich klingt und natürlich auch die unübersetzbaren Pointen bringt. Englische Untertitel wären schön gewesen, gibt es leider nicht, dafür einige Extras, die liebevoller produziert sind als die ständigen Set-Impressionen mit sound bites, wie schön doch der Dreh usw. usf.

Statt dessen ein kleiner Kurs des St. Trinian-Tanzes, die Vorstellung der Cliquen, deleted scenes, die obligatorischen Pannen (ganz putzig) und natürlich die Trailer. Eine feine DVD mit einem ganz, ganz feinen Film.








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