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FILM.
Der erste natürliche Gedanke: Mensch, Ray Liotta sieht ja wieder richtig frisch aus. Aber nee nee - SLOW BURN ist ja von 2007, das heisst, stimmt auch nicht so richtig; abgedreht war er nämlich schon im Jahr 2005. Danach lag er im Regal, was ja nie ein besonders gutes Zeichen ist. Es ist auch die einzige Regiearbeit von Wayne Beach geblieben, der zuvor nur zwei Drehbuchcredits zu verzeichnen hatte (die Wesley Snipes-Krimis MURDER AT 1600 und THE ART OF WAR und von dem man danach überhaupt nichts mehr gehört hat. Aber man soll nicht immer so viel unken, und wer sich erst einmal auf SLOW BURN einlässt, ist zunächst voller Hoffnung. Denn das geht alles ganz gut los hier.
Ray Liotta ist Ford Cole, smarter Staatsanwalt im Wahlkampf ums Amt des Bürgermeisters. Wie einst Richard Gere in PRIMAL FEAR wird sein Ego und seine Abgewichstheit von einem Journalisten (kleine Rolle, grosse Wirkung: Chiwetel Ejofor) abgerufen, der eine Titelstory über ihn schreibt. Doch heute nacht flattern selbst dem aalglatten Cole die Hosen: Die überaus attraktive Anwältin Nora Timmer (überaus attraktiv: die brandheisse Jolene Blalock, bislang vor allem klemmigen Trekkies ein feuchter Traum) ist vergewaltigt worden, der Täter (Mekhi Phifer) wurde direkt von ihr ins Jenseits befördert. Oder auch nicht: Ein mysteriöser Besucher (Ladies Love Cool James, äh, LL Cool J, hier gelistet als James Todd Smith) erzählt Cole eine ganz andere Version der Geschichte. Wie ein Schatten hängt der legendäre Supergangster Danny Ludin über den Geschehnissen; ein Phantom, dessen Gesicht keiner kennt und das Cole schon lange dingfest machen will. Nur eine Nacht hat er Zeit, um die Wahrheit herauszufinden, und sein eigenes intimes Verhältnis zu Nora ist nicht unbedingt hilfreich. Es dauert nicht lange, bis Cole überhaupt nicht mehr weiss, was und wem er glauben soll.
Was recht spannend klingt, ist trotz einer uninspirierten Fernsehregie tatsächlich für eine Weile auch durchaus interessant. Die Ambivalenzen in der Figur Nora ("She's white on tuesday and black on wednesday") erlauben frühe Zweifel an ihrer Version, für die man(n) sich aber gleichzeitig zu schämen bereit ist: Haben all diese verunsicherten Typen einfach nur Angst vor einer Frau, die sexy und selbstbestimmt agiert? Unglücklicherweise bleibt die Flamme von SLOW BURN recht klein, der Film kapriziert sich allzu sehr auf die Auflösung seiner Geheimnisse als Höhepunkt, der dann abstrus und schlapp zugleich ausfüllt. Die Mystifizierung des Megabösewichts Danny Ludin zu einer Art Keyser Soze ist so albern wie der zwanghafte Versuch, jeder auftretenden Figur eine Rolle in diesem Ränkespiel zuzuordnen und sich in viel zu vielen potenziellen Schlußszenen als vermeintliche Überraschungs-Wundertüte aufzuspielen. Dialoge der Gehaltsklasse "Sie roch wie Kartoffelpüree, und jeder Mann wollte die Soße dazu sein" sind nicht gerade hilfreich. Der Genickbruch ist aber die unerträgliche Filmmusik von Jeff Rona und die Songs von Wax Poetic - der einstigen Band von Schnullimaus Norah Jones - die unglaublich gestrige Beats und ein schummriges Gehauche klingen lassen wie eine Enigma-Platte aus dem Hause Michael Cretu. Grausam. So verwundert es letztlich nicht, dass dieser - besonders von Liotta und Jolene Blalock - gut gespielte Gebrauchskrimi nur etwas mehr als eine Million Dollar an den Kinokassen einspielen konnte.
DVD.
Es lag nur die Presse-DVD vor. Die deutsche Synchro liegt etwas flach auf, ist aber kompetent und prominent besetzt. Ray Liotta wird ausnahmsweise nicht von Udo Schenk, sondern von Till "Spacey" Hagen gesprochen, was aber in Ordnung geht - und Sabine Jaeger ist sensationell für Jolene Blalock.
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