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KAPITELWAHL

DICKSTE FREUNDE (USA 2010)

von Hasko Baumann

Original Titel. THE DILEMMA
Laufzeit in Minuten. 106

Regie. RON HOWARD
Drehbuch. BRIAN GRAZER . ALLAN LOEB
Musik. HANS ZIMMER
Kamera. SALVATORE TOTINO
Schnitt. MIKE HILL
Darsteller. VINCE VAUGHN . KEVIN JAMES . WINONA RYDER . JENNIFER CONNELLY u.a.

Review Datum. 2011-07-16
Erscheinungsdatum. 2011-05-26
Vertrieb. UNIVERSAL

Bildformat. 2.35:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1) . TÜRKISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH . ENGLISCH . DÄNISCH . FINNISCH . NIEDERLÄNDISCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Glaubt man zeitgenössischen Filmkomödien aus den USA, ist der amerikanische Mann zwischen 30 und 45 eine Rundumvollkatastrophe. Er hängt am liebsten vor der Glotze (Sportübertragungen) oder in der Kneipe (Sportsbar mit Sportübertragungen) wo er mit Kumpels grölt und Bier säuft, Kultur findet er generell scheisse, Reisen auch; gutes oder einfach nur gesundes Essen kommt auch nicht in Frage, es gibt nur Fleisch und Fritten und sonst nichts auf der Welt, Fisch oder sowas Ekliges etwa ist igitt; er zieht sich grauenvoll an (offene karierte Hemden oder geschlossene zweifarbige Riesenhemden oder das Shirt mit dem Lieblingssportverein vorne drauf, dazu am besten Basecap) und hört immer noch Def Leppard und Whitesnake und war zuletzt wahrscheinlich beim Konzert von Hootie & The Blowfish. Er heisst Adam Sandler oder Vince Vaughn oder Seth Rogen und kriegt natürlich trotz all seiner Defizite die heissesten Girls von Hollywood ab. Denn irgendwann begreift auch der bekenntnisängstlichste Mann, dass man heiraten muss. MUSS. Was nicht heisst, dass die Kumpels nicht trotzdem das Wichtigste sind. Sie sind seine "Bros", seine "Teammates" und der eine ist der "Wingman" des anderen. Man gibt sich andauernd Fünf und sagt, dass man sich liebt und hält verzweifelt an einer dumpfen Vorstellung von Jugend fest, ohne den fetten Arsch auch nur ein Schamhaar breit in irgendeine Richtung zu bewegen. Unter der Maske einer dauerbetonten Männlichkeit klemmt die Schranktür zum Coming Out.

Wer den Adam Sandler-Overkill GROWN-UPS bisher nicht zu Unrecht für den Bodensatz dieser grassierenden Kotztüte hielt, darf sich nun ausgerechnet von Ron Howard eines Besseren belehren lassen. THE DILEMMA zeigt den moppeligen Vince Vaughn und den megafetten Kevin James als, wie es der deutsche Titel ausnahmsweise mal mit gewinnender Ehrlichkeit sagt, "Dickste Freunde". Beide haben schöne Frauen an ihrer Seite, und da wird die Glaubwürdigkeitstoleranz des Zuschauers schon auf eine kaum zu bewältigende Probe gestellt: Vaughn wird allen Ernstes von Jennifer Connelly angehimmelt und der Superklops James hat Winona Ryder zur Ehefrau! Wer jetzt argumentiert, Vaughn und James hätten sicher auch im richtigen Leben total viel Pussy, ist mit dem Klammerbeutel gepudert, denn die zwei sind stinkreiche Hollywoodstars, die sie aber in ihren Filmen ja wohl nicht darstellen, hier sollen sie ja Otto 08/15 sein. Doch selbst wer sich Kevin James und Winona Ryder rein optisch als Paar vorstellen möchte, wird im Regen stehen gelassen: Die beiden existieren in THE DILEMMA ohne jede Verbindung zueinander vor sich hin und nebeneinander her, selbst bei einer gemeinsamen Tanzszene zu Anfang gibt es nicht die Anmutung einer Idee, warum diese zwei zusammengehören sollten. Hier belehrt übrigens Vince Vaughn seine Freundin, dass man "tanzenden Männern nicht trauen" könne und lässt sich schließlich doch noch zu einer kleinen Einlage hinab - allerdings nicht mit seiner Freundin, sondern mit Kevin James, der hier seine schon in HITCH unlustigen Verrenkungen aufwärmen darf. Wenn also Vaughn als heimlicher Zeuge des Ehebruchs, den Ryder mit ihrem Lover begeht, ins titelgebende DILEMMA gerät - sag ich es ihm oder sag ich es ihm nicht - geht es nicht um Liebe oder Moral oder Vertrauen, es geht um Besitz, nämlich den Anspruch auf seinen "Bro", sein "Teammate", denn er ist doch der "Wingman". In der entsprechenden Sportlersprache verhandelt Vaughn sein Dilemma und stellt auch seine Einmischung in die Privatangelegenheiten anderer niemals in Frage. Der Film versucht sich sein eigenes Dilemma zu erleichtern, indem er Winona Ryder als völlig überspannte Gewitterziege inszeniert, auf der anderen Seite aber Kevin James, regelmässiger Besucher von Thai-Massagen, moralisch als sauber erklären will.

Wer hier nicht schon längst angewidert fortgelaufen ist, darf noch Ron Howards Verständnis von Comedy miterleben: Die Konfrontation Vaughns mit Ryders Lover (Channing Tatum) sorgt mit aus dem Ruder gelaufenen Gewalteinlagen für schlimmste Fremdscham, genau wie die Penetranz und Taktlosigkeit, mit der sich Vaughn als Moralapostel aufspielt. Doch dann will Howard plötzlich, daß wir diesen Haufen von Reissbrettidioten auch noch ernst nehmen und schlägt aus heiterem Himmel die Fahrtrichtung Melodram ein. Am Ende wird alles gut, wenn man so will, the bitch is weg und unsere zwei fetten Friends umarmen sich ganz doll in ihren albernen Fanklamotten bei einer noch alberneren Sportveranstaltung. Scheiß doch auf die Weiber. Das ist nämlich letztlich das, was uns diese Filme seit Jahren auf den Weg geben: Die Girls müssen geil aussehen, dann steigen die Kerle auch mal rüber, aber bitte stört uns nicht beim Sportfernsehen; Ihr müsst uns schon so nehmen, wie wir sind, kleine Jungs im wohlgenährten Männerkörper eben. Tanzen ist was für Schwuchteln, Musik an sich im Grunde auch, und in THE DILEMMA ist übrigens auch ein umweltbewusstes Leben total "gay" (eine These, die im Abspann auch noch untermauert wird) und es ist unvorstellbar, einen anderen Mann zu umarmen. Der Superhomophobie steht allerdings ein Freundschaftsbild gegenüber, das ganz schön süßlich nach Tunten hinter verschlossenen Türen riecht. Letztlich gibt es hier ein Happy Ending nicht zwischen Frau und Mann, sondern zwischen Vaughn und James, die auf dem Eishockeyfeld miteinander raufen wie eins Heath Ledger und Jake Gyllenhall im Cowboyzelt. So verbirgt sich auch hinter diesem unerträglichen Drecksfilm die heimliche Sucht nach dem zärtlichen Arschfick durch den "Bro". Den "Wingman". Ein echtes Dilemma, was?

DVD.
Bild und Ton sind okay, allerdings macht die deutsche Synchro aus einem unerträglichen Film einen völlig unerträglichen Film. Als Bonus gibt's ein paar genauso unerträgliche entfallene Szenen samt Intro von Uwe Boll-Fan Ron Howard.








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