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FILM.
Streng genommen ist GARDEN OF SINNERS FILM 1: THANATOS kein ziemlich kurzer Animationsfilm, sondern Bestandteil eines ziemlich langen Animationsfilms. Die einzelnen Folgen der siebenteiligen Reihe haben großen Mut zur inhaltlichen Lücke und scheren sich nicht um chronologisches Erzählen oder sorgfältiges Einführen von Charakteren. Je mehr Filme man sieht, desto klarer sieht man. Teil 1 aber wirft einen erst mal mittenrein. Man kann zunächst nur staunen und auf baldige Verständnisbesserung hoffen.
Eine Selbstmordserie unter Schulmädchen bringt die Magierin Toko auf den Plan, die übernatürliche Phänomene untersucht. In ihrem Auftrag untersucht der junge Mikiya den Fall und fällt in ein Koma. Daraufhin nimmt sich seine seltsame Freundin Shiki der Sache an. Sie hat Einblicke in die Sphäre der Toten, und macht sofort ein paar Gespenster ausfindig. Deren Anführerin ist offenbar ein noch lebendes Mädchen, das körperlich ans Krankenbett gefesselt ist, aber geistig durch die Gegend spukt.
Das ist alles nicht so klar, wie es hier klingt. Die sehr eigenen Charaktere, insbesondere die spröde Hauptfigur Shiki, werden ebenso wenig einleitend erklärt wie ihre Beziehungen zueinander, oder was genau sie da eigentlich machen. Darüber hinaus ist die Dramaturgie keineswegs so reißerisch, wie man es sich in schwachen Momenten von einem Film über Geister, Mord und Selbstmord wünschen würde. Und doch möchte man keinen Moment verpassen. Das liegt zum einen gerade an der inhaltlichen Geheimniskrämerei, vor allem aber an den exzellenten Bildern. Nicht nur sind die gezeichneten Figuren und die oft quasi-fotorealistischen Hintergründe technisch über jeden Zweifel erhaben, auch strotzen die Bildkompositionen und die Lichtinszenierung nur so vor brillanten Einfällen, die weitaus mehr sagen, als es die wortkargen Charaktere nötig haben.
Gelegentlich schießt die Optik durchaus übers Ziel hinaus. Einerseits ist dies ein Film der leisen Töne, andererseits zieht er mit recht aufdringlicher und allzu herkömmlicher Symbolik wie kaputten Kinderpuppen und Engelsbildern mächtig vom Leder. Der Vorwurf, hier wäre mitunter mehr Stil als Substanz vorhanden, ist nicht ganz vom Tisch zu fegen. Aber Hand aufs Herz: Wer braucht bei so viel Stil schon Substanz? Und auch wenn es für die Beurteilung eines einzeln vermarkteten Films keine Rolle spielen sollte, kann man nicht deutlich genug darauf hinweisen: Die gesamte GARDEN OF SINNERS-Reihe ist ein filmisches Puzzle, das, wie es halt so in der Natur des Puzzles liegt, erst fertig ist, wenn es fertig ist. Als erster aussagekräftiger Bildausschnitt ist GARDEN OF SINNERS 1: THANATOS schon mal recht vielversprechend und macht Lust aufs Weiterpuzzeln.
DVD.
Einen Film, der nicht mal eine Stunde läuft, ohne Extras zum üblichen Anime-Halsabschneider-Vollpreis zu verkaufen, ist schon reichlich frech. Immerhin ist die Verpackung so liebevoll gestaltet, dass sie auch das Herz von Menschen erweicht, die sich eigentlich gefeit gegen alle Sammler-Sentimentalitäten wähnen. Außerdem liegt der gelungene Soundtrack als halbstündige Audio-CD bei, die man auch ohne Bilder gut mal hören kann.
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