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KAPITELWAHL

TWELVE (USA/Frankreich 2010)

von André Becker

Original Titel. TWELVE
Laufzeit in Minuten. 91

Regie. JOEL SCHUMACHER
Drehbuch. JORDAN MELAMED
Musik. HARRY GREGSON-WILLIAMS
Kamera. STEVEN FIERBERG
Schnitt. GORDON GRINBERG
Darsteller. CHACE CRAWFORD . EMMA ROBERTS . RORY CULKIN . CURTIS JACKSON u.a.

Review Datum. 2011-05-14
Erscheinungsdatum. 2011-03-31
Vertrieb. UNIVERSAL

Bildformat. 1.77:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Polarisierende und kontrovers diskutierte Romane werden bekanntermaßen besonders schnell verfilmt. Diskurse müssen schließlich möglichst allumfassend und medial von allen Seiten bedient werden. Manchmal steht der Film schon vor der Taschenbuchausgabe in den Startlöchern. Bei der Verfilmung von Nick McDonnells Skandalroman TWELVE aus dem Jahr 2002 ging es zwar nicht ganz so fix, aber eine filmische Umsetzung war dennoch von Anfang an mehr als erwartbar.

TWELVE verknüpft mehrere Einzelschicksale miteinander und lässt die jeweiligen Charaktere im Showdown aufeinander treffen. Die zentrale Figur ist der juvenile Drogendealer White Mike (überzeugend:Chace Crawford), der reiche New Yorker Teenager mit leichten Betäubungsmitteln aller Art versorgt. Der Markt boomt, denn die verwöhnten Kids sind durch das Geld ihrer Eltern finanziell bestens ausgestattet. Eskapismus und Exzesse bestimmen ihr Leben. Drogen sind unmittelbarer Bestandteil ihrer Lebensführung und gehören zum Alltag dazu. Während einer exzessiven Party kommt es schließlich zu einer Tragödie.

Regieveteran Joel Schumacher schafft es leider zu keinem Zeitpunkt die wenigen guten Momente der, eh schon hoffungslos überbewerteteten und zu Unrecht gehypten, Vorlage adäquat auf die große Leinwand zu transportieren. Der Roman konnte zumindest streckenweise mit realitätsnahen Dialogen und minimalistischen aber nichtsdestotrotz authentischen Charakterzeichnungen überzeugen. Der Film bietet dagegen vor allem inhaltlichen Leerlauf und haufenweise inszenatorische Schwächen. Im Endeffekt ist TWELVE nur ein weiterer überflüssiger Film über gut situierte und gelangweilte Großstadtkids, die Drogen konsumieren, exzessive Partys feiern und versuchen aus der alltäglichen Tristesse zu entfliehen.

Die Oberflächlichkeit und Sinnsuche der Generation Y und die allgemeine Verrohung der Jugend als Subtext. Die Thematik wurde von Filmemachern rund um den Globus wahrhaftig schon genug durchexerziert. Schumacher verkauft das Ganze allerdings als vermeintlich neue und beachtenswerte Erkenntnis und unterlegt das langweilige Treiben gar mit einem furchtbar pseudophilosophischen Off-Kommentar (der im Original von Kiefer Sutherland gesprochen wird). Davon abgesehen sind sämtliche Figuren äußerst klischeehaft ausgearbeitet und ohne jegliches Gespür für Milieuzugehörigkeit und/oder gesellschaftliche Verortung gezeichnet. Eine differenzierte Figurencharakterisierung erfordert einfach mehr als verwöhnte Teenager in ihren schicken Elternhäusern in Manhattan zu zeigen. Schumacher und sein Drehbuchautor Jordan Melamed haben das scheinbar nicht verstanden, denn sie tun in diesem Zusammenhang wirklich nur das allernötigste.

Sämtliche Akteure erscheinen farblos und wie die Inkarnation kulturpessimistischer Klischees. TWELVE zeigt wie sich Personen in bestimmten Kontexten verhalten, aber er interpretiert und reflektiert diese Handlungen nicht. Ihre spezifische Sozialisation innerhalb der amerikanischen Oberschicht spielt in der Verfilmung daher auch nur eine untergeordnete und kaum sichtbare Rolle. Inwiefern und unter welchen Vorraussetzungen sich Identitäten und Charaktereigenschaften bilden, wird nicht näher beleuchtet. Schumachers Adaption kratzt lediglich an der Oberfläche ohne jemals wirklich in die Tiefe zu gehen. Die im Roman noch durchaus ambivalent gezeichnete Hauptfigur verkommt beispielsweise in der Verfilmung zu einem emotional degenerierten Dealer mit Defiziten auf der zwischenmenschlichen Ebene. Letztendlich scheitert der Film in fast allen relevanten Punkten. Dass die einzelnen Handlungsstränge, obwohl dies offensichtlich beabsichtigt war, nicht richtig zueinander finden wollen, ist da noch das geringste Übel. Lediglich die darstellerischen Leistungen und die Kameraarbeit sind solide und die einzigen Lichtblicke in einer ansonsten erschreckend belanglosen und wenig gehaltvollen Romanverfilmung.

DVD.
Zur Besprechung lag lediglich die Pressekopie vor. Die Bild- und Tonqualität, sowie die Extras der Verkaufsversion (u.a. ein Making-of) können insofern nicht beurteilt werden.








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