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KAPITELWAHL

8 MILLIONEN WEGE ZU STERBEN (USA 1986)

von Hasko Baumann

Original Titel. 8 MILLION WAYS TO DIE
Laufzeit in Minuten. 111

Regie. HAL ASHBY
Drehbuch. DAVID LEE HENRY . OLIVER STONE
Musik. JAMES NEWTON HOWARD
Kamera. STEPHEN H. BURUM
Schnitt. ROBERT LAWRENCE
Darsteller. JEFF BRIDGES . ROSANNA ARQUETTE . ANDY GARCIA . ALEXANDRA PAUL u.a.

Review Datum. 2011-04-22
Erscheinungsdatum. 2011-02-04
Vertrieb. KOCH MEDIA

Bildformat. 1.85:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 2.0) . ENGLISCH (DD 2.0)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Es gibt acht Millionen Wege zu sterben, und Hal Ashby hat so einige ausprobiert. Ashby sollte angesichts einer beeindruckenden Reihe von Klassikern, die er in den 70ern drehte, heute eigentlich auf einer Ebene mit berühmteren Kollegen des New Hollywood stehen, aber diesen Status hat er sich mit einem ausgesprochen ungesunden Lebensstil frühzeitig verspielt. Nach Filmen wie HAROLD AND MAUDE, SHAMPOO, THE LAST DETAIL, COMING HOME und BEING THERE, die allein für ihre Darsteller zehnmal oscarnominiert wurden, stürzte Ashby in den 80ern ab. Bei den Dreharbeiten zur Rolling Stones-Doku LET'S SPEND THE NIGHT TOGETHER erlitt er gar einen Kollaps. Die Filme wurden schwächer und ihm nicht selten vor der Fertigstellung entzogen - ein Schicksal, das auch sein letzter Kinofilm 8 MILLION WAYS TO DIE erlitt. Der Weckruf des Lebens erreichte Ashby zwar noch, doch als er sein Leben in den Griff zu bekommen schien, erkrankte er an Krebs und starb im Jahre 1988.

Die Fahrigkeit des späten Ashby merkt man auch seinem Leinwandabschied an. Was ein schwüler Film Noir hätte werden können, erweist sich als schwerfällige Mischung aus Detektivthriller und Charakterstudie, die den Anforderungen beider Genres nicht entsprechen kann. Der alkoholkranke Ex-Cop Matt Scudder (Jeff Bridges, wie so oft in den späten 80ern und frühen 90ern ausgesprochen ungepflegt und schmierig, müht sich redlich) wird von einer Luxusnutte (überdreht, aber immerhin einmal full frontal: Alexandra Paul aus CHRISTINE) um Hilfe gebeten. Doch bevor der etwas planlose und latent aggressive Scudder überhaupt in die Gänge kommt, ist die Dame tot. Da der vereinsamte Ex-Bulle nicht gleich die Flinte ins Korn werfen will, geht er der Sache nach und verguckt sich prompt in eine Freundin der Verblichenen (für ihre Verhältnisse erträglich: Rosanna Arquette). Diese gehört aber dem öligen Gangster Angel (ein pomadierter Andy Garcia mit vorzüglichem Zöpfchen), dem Scudders prolliges Gebalze schwer auf die Nüsse geht. Das kann natürlich nur mit einer Schießerei in einer Lagerhalle enden.

Man hört ja oft die Behauptung, daß Dialoge in diesem und jenem Film improvisiert wurden, was in den allermeisten Fällen natürlich absoluter Schwachsinn ist, aber eben total spontan und "kultig" klingt. Bei 8 MILLION WAYS TO DIE merkt man allerdings ist ziemlich schnell, daß Ashby mit Oliver Stones Drehbuch nicht allzu viel anfangen konnte. Und zwar nicht nur, weil Stone sich nach einem Setbesuch entsetzt aus dem Projekt rauszog und ein ungenannt gebliebener Robert Towne das Skript nachbearbeitete. Nein, in diesem Film darf man wirklich minutenlang zusehen, wie sich Schauspieler ihre Zeilen so planlos entgegen blaffen wie in der "Schillerstrasse", nur ohne Eingaben von aussen. In zwei endlosen, für den Fortgang des Films so gut wie völlig überflüssigen Szenen treffen Bridges und Garcia aufeinander und labern zusammenhangloses Zeug, bei dem auch Standpunkte und Meinungen nur für Sekunden Bestand haben. Während Bridges, der diese Arbeitsweise offenkundig nicht ganz so heiß findet, sich aufs Reagieren beschränkt, hängt sich Garcia voll rein in den breitbeinigen Dicke Hose-Gangstersprech. Das kann man entweder als Schauspieler-Workshop ganz interessant finden oder sich mit Grausen abwenden. Der ohnehin schon zähe Film wird damit auf jeden Fall locker auf die 2 Stunden-Grenze zu gedehnt und gibt James Newton Howard ausgiebig Gelegenheit, mit einem überbeschäftigten 80er-Score für Lärm zu sorgen. Von der spannenden Romanvorlage Lawrence Blocks bleibt nicht viel übrig - am Ende ist eben der Böse tot, der Held kriegt das Girl und beide knutschen am Strand.

DVD.
Das Bild ist bunt und kräftig, der Ton akzeptabel, aber Mono. Die deutsche Synchro ist ordentlich; Jeff Bridges, der es lange Jahre nicht zur Feststimme geschafft hat, wird dieses Mal von Norbert "Magnum" Langer gegeben, und Hans-Georg Panczak verleiht Garcia die Extraportion Öl. Vorm Improvisationstheater kapitulieren beide. Als Extras erhält man den reißerischen Trailer und sehr schönes Pressematerial von einst, das endlich mal den ganzen Bildschirm ausfüllt. Sehr erfreulich.








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