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KAPITELWAHL

CROSSFIRE (Frankreich 2008)

von Andreas Neuenkirchen

Original Titel. LES INSOUMIS
Laufzeit in Minuten. 90

Regie. CLAUDE-MICHEL ROME
Drehbuch. OLIVIER DAZAT . CLAUDE-MICHEL ROME
Musik. FREDERIC PORTE
Kamera. nicht bekannt
Schnitt. STEPHANIE MAHET
Darsteller. RICHARD BERRY . PASCAL ELBE . ZABOU BREITMAN . AISSA MAIGA u.a.

Review Datum. 2011-04-14
Erscheinungsdatum. 2010-12-03
Vertrieb. KOCH MEDIA

Bildformat. 2.35:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DTS/DD 5.1) . FRANZÖSISCH (DTS/DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
In einem heruntergekommenen Industriekaff bei Marseille macht die Polizei Dienst nach Vorschrift, was nach ihrer Definition gar keinen Dienst bedeutet. Mit dem Boss der lokalen Unterwelt, der allabendlich in der Dorfdisse Black Coffee Hof hält, hat man sich finanziell arrangiert. Das Ghetto mit seinen unfreundlichen Dealer-Gangs umfährt man lieber großräumig. Mit der lethargischen Idylle ist Schluss, als mit Vincent Drieu (Richard Berry) ein neuer Sheriff in die Stadt kommt. Der macht auch Dienst nach Vorschrift, allerdings nach seiner Definition. Was bedeutet, dass jedem kleinen Fall nachgegangen wird. Dem Fall des herrenlosen Nobelwagens, der unangetastet mitten im Ghetto parkt. Dem des verdächtigen Todes eines lokalen Kickbox-Stars und des Verschwindens eines ehemaligen Rennfahrers. Des Katzen mordenden Fremdenlegion-Nazis. Des Handtaschendiebstahls, und des kleinen Dealers, der offenbar mehr zu verbergen hat als ein paar Pillen. Alles hängt mit allem zusammen, und die Spur führt ins Black Coffee, wo ein großer Coup geplant wird. Als Drieu die Traute hat, den Ober-Ganoven in Gewahrsam zu nehmen, findet sich das Polizeirevier plötzlich belagert von einer Überzahl schwer bewaffneter und gewaltbereiter Halbstarker.

Das hochdramatische und äußerst spannende Finale wird jeder Unterhaltungscineast als offene Reminiszenz an John Carpenters DAS ENDE erkennen, aber dieses Insiderwissen schmälert die Wirkung in keinster Weise. Außerdem bezog Carpenter sich seinerseits auf Western-Motive, und diese Herangehensweise hat auch Regisseur Claude-Michel Rome für seinen Film gewählt, angefangen beim menschenleeren Bahnhof mit windschiefer Beschilderung, über Revolverspielereien auf offener Straße und Motorrad- statt Pferde-Action, bis halt zum Showdown im belagerten Fort. Richard Berry ist dabei trefflich besetzt als geheimnisvoller Fremder, der mit stoischer Ruhe in der Unterwelt aufräumt. Er ist ein harter Knochen mit verwundeter Psyche, aber er ist weder Dirty Harry noch Bad Lieutenant. Weder trägt er eine Waffe, noch lässt er sich zu hysterischen Anfällen hinreißen. Im späteren Verlauf des Films erfährt man ein wenig, warum er ist, wie er ist, und wie er damit umgeht. Im großen und ganzen hält die Story aber vornehme Distanz zum Innenleben ihrer Figuren. Das ist sehr wohltuend in einer Zeit, in der Kriminalfilme dazu neigen, mehr von den Familienproblemen der ermittelnden Kommissare als von deren Ermittlungen zu handeln. Und ein Kriminalfilm ist genau das, was wir hier haben. Zwischen einem explosiven Anfang und Ende gibt es wenig, was man nach heutigen Standards als Action klassifizieren würde. Stattdessen geht es in CROSSFIRE um klassische (Film-)Polizeiarbeit und um das Zusammenwachsen einer Truppe, deren Mitglieder man gerade so gut kennen lernt, wie es für das rationale und emotionale Verständnis des Films notwendig ist. Das ist intelligentes Räuber-und-Gendarm-Kino, das das Genre nicht neu erfindet, aber es ernst nimmt und seine Zuschauer nicht für dumm verkauft.

Wo wir beim Ernstnehmen sind, schnell noch die aktuelle Sonntagspredigt (es ist ein altes Lamento, aber es verliert weder durch sein Alter, noch durch Wiederholung seine Gültigkeit):< br/> Könnte man nicht auch mal die Vermarktung nicht-englischsprachiger Filme im deutschen Sprachraum ernst nehmen? Zugegeben: Weder der französische Originaltitel LES INSOUMIS (Die Aufsässigen), noch der deutsche Vorspanntitel UNTER BESCHUSS sind sonderlich originell, aber es sind immerhin die Titel des Films, und sie sind in der jeweiligen Landessprache abgefasst. Warum aber steht auf der DVD-Hülle entgegen der überprüfbaren Faktenlage, der Film hieße CROSSFIRE? Schon geschätzte drei Millionen andere Filme heißen genau so. Keiner von denen wäre so gut, dass ein weiterer von der Assoziation profitieren würde. Oder soll hier dem nicht so genau hinsehenden Gelegenheitsgucker vorgegaukelt werden, es handele sich um einen schlechten amerikanischen statt einen guten französischen Film? Das fiele dann wohl UNTER BESCHISS.
Amen.

DVD.
So schnörkellos solide wie der Film ist auch die technische Qualität der DVD. Als einziges Extra gibt es ein Making-of, in dem stellenweise interessante Dinge gesagt werden. Noch interessanter wäre die Doku, wenn sie selbst nicht so einschläfernd montiert und aus unerfindlichen Gründen fast komplett in Schwarz/weiß gehalten wäre.








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