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KAPITELWAHL

7 DAYS (Kanada 2010)

von Robert Zetzsche

Original Titel. LES 7 JOURS DU TALION
Laufzeit in Minuten. 106

Regie. DANIEL GROU
Drehbuch. PATRICK SENÉCAL
Musik. NICOLAS MARANDA
Kamera. BERNARD COUTURE
Schnitt. VALÉRIE HÉROUX
Darsteller. CLAUDE LEGAULT . RÈMY GIRARD . FANNY MALLETTE . MARTIN DUBREUIL u.a.

Review Datum. 2011-04-10
Erscheinungsdatum. 2010-08-27
Vertrieb. I-ON NEW MEDIA

Bildformat. 2.35:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . FRANZÖSISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Bis zum letzten Moment lässt sich Regisseur Daniel Grou Zeit, um seinem 2010 veröffentlichten Film 7 DAYS das nötige Bisschen Ambivalenz zu verleihen, das ihn vor einer tumben, über 105 Minuten ausgebreiteten Aussage bewahrt. "Bereuen Sie, was Sie getan haben?", wird Protagonist Bruno von der Presse gefragt, als er in den Polizeiwagen geführt wird. "Nein," antwortet der. "Denken Sie noch immer, dass Rache eine gute Lösung ist?" - "Nein."

Die vorangehenden, eponymen sieben Tage verbringt Bruno (sehr gut: Claude Legault) in einer viel einfacher gestrickten Welt, in der er seine Rachewünsche ohne jeden Widerspruch am Vergewaltiger und Mörder (großartig: Martin Dubreuil) seiner Tochter mit sichtbarem Hass und Einfallsreichtum auslebt. Im Fernsehen gratulieren ihm Familien, die sein Schicksal teilen, Polizisten heißen sein Vorgehen insgeheim gut, Verkäuferinnen, die ihn erkennen, bezeichnen ihn als Helden. Einzig seine Frau, die er trotz Polizeiüberwachung immer wieder anruft, bittet ihn um Vernunft - ohne ihn ist sie schließlich völlig alleine. Dabei war sie es doch, die lieber mit ihm vögeln wollte, anstatt mit der Tochter Einladungen in der Nachbarschaft zu verteilen!

Es sind solche Schuldgefühle, die ihn antreiben, den per DNS-Abgleich identifizierten Täter aus dem Gefängnis-Transportwagen zu kidnappen, um ihn in seine persönliche Hölle zu entführen. Die aus Trauer, Schuldgefühlen und Hass motivierten Folterpassagen vermittelt Grou in einem direkten "gritty realism" mit dunkeln, desaturierten Bildern, sichtbarem Bildrauschen und komplett von Musik befreit. Brunos minutiös vorbereitete und trocken gefilmte Gewaltakte, während derer er Knie zertrümmert, Operationen vornimmt und mit Eisenketten auf den Opfer gewordenen Täter einprügelt - erinnern an genreverwandte Filme, schlagen aber deutlich weniger auf den Magen als das vermeintliche klare und beinahe faschistische Plädoyer für Selbstjustiz, das 7 DAYS scheinbar zu zeichnen beginnt.

Brunos Handeln rechtfertigt 7 DAYS gegenüber dem Zuschauer neben dem steten Zuspruch quasi aller Nebencharaktere natürlich auch manipulierend durch die sentimentale, abrupt endende Anfangspassage, an deren Schluss fast voyeuristisch der geschundene Körper des Mädchens abgefahren wird. Das graue Gesicht, die blutverschmierten Schenkel, in Nahaufnahme und angezoomt - hier wird die nötige Abscheu aufgeladen, die durch die restliche Spielzeit tragen soll. Dass Bruno letztendlich - während der schwächsten Momente des Films, in denen er die tote Tochter halluziniert - zu der Einsicht kommt, dass jede noch so abscheuliche Form der Rache sein Leiden nicht heilen können wird, ist insoweit eher als bittere Konsequenz des durch und durch zynischen Plots zu bewerten als als Läuterung. Am Ende des so überraschend inhaltsarmen 7 DAYS steht lediglich die Erkenntnis, dass auf großes Unrecht großes Leid folgt.

DVD.
Vor dem Filmgenuss wartet eine endlose Trailerparade, während der man sich schon einmal in Rage und Rachelust üben kann. Wie alle Veröffentlichungen in der Störkanal-Reihe wartet ein gut geschriebenes Booklet im Digipak, dessen Essay sich zum Film passend mit Selbstjustiz in der Filmgeschichte befasst.








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