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KAPITELWAHL

KITE - ANGEL OF REVENGE (Japan 1998)

von Andreas Neuenkirchen

Original Titel. A KITE
Laufzeit in Minuten. 53

Regie. YASUOMI UMETSU
Drehbuch. YASUOMI UMETSU
Musik. nicht bekannt
Kamera. -
Schnitt. nicht bekannt
Darsteller. KOTOMI NARUSE . GORO SHIBUSAWA . SHINGO OYAMADA . TATSUO MATOBA u.a.

Review Datum. 2011-03-03
Erscheinungsdatum. 2010-10-29
Vertrieb. I-ON NEW MEDIA

Bildformat. 1.78:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DTS/DD 5.1) . JAPANISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Pornojazz bereits über dem DVD-Menü, der Filmstart empfängt mit einem Produktionsfirmenlogo, das aus einem stilisierten weiblichen Hinterteil besteht, welches gegen ein viel zu kleines Unterhöschen kämpft. Man weiß sofort, woran man ist. Könnte man meinen. Und meint nur teilweise richtig.

Nachdem ihre Eltern ermordet wurden, lebt die junge Sawa bei dem zwielichtigen Polizisten Akai, dem sie sexuell hörig ist, und in dessen Auftrag sie Verbrecher ermordet. So beherzt und effizient sie gegen ihre Zielpersonen vorgeht, so wenig scheint sie fähig sich gegen ihre eigenen Unterdrücker zur Wehr zu setzen. Wird die Freundschaft zu Oburi, einem gleichaltrigen Vollstrecker in Akais Dienst, ihr die Augen dafür öffnen, dass Akai und sein Komplize Kanie alles andere als Sawas väterliche Freunde sind?

KITE - ANGEL OF REVENGE ist in jeder Hinsicht maßlos. Nicht nur in seiner Pornografie, auch in der schnellen und gewalttätigen Action und der dick aufgetragenen Noir-Atmosphäre. Da wilde Schießereien und düstere Atmosphäre eher im Mainstream verankert sind als detailliertes Rein und Raus, bleibt jenes selbstredend eher hängen als die Blutfontänen, fliegenden Körperteile und harten Schatten. Es ist schade, dass ein derart Aufmerksamkeit heischendes Fremdelement den Blick auf die anderen, eigentlichen Qualitäten des Films verstellt. KITE - ANGEL OF REVENGE erzählt keine überdurchschnittlich originelle, aber eine durchaus plausible Genre-Geschichte zwischen Psychodrama und Action-Thriller, die ohne Bedeutungsverlust auf Hentai-Elemente verzichten könnte. Wer hier vor allem zugreift, weil er gerne gezeichneten Figuren beim Geschlechtsverkehr zusieht, kommt dabei wahrscheinlich eh zu wenig auf seine Kosten. So extrem die Sexszenen auch sind, so kurz und selten sind sie.

Die Maßlosigkeit jedes einzelnen Elements der Inszenierung könnte als Argument für die sexuelle Deutlichkeit herangezogen werden. Wenn die Action-Szenen mit brutalen Details nicht geizen, warum sollten es die Sexszenen tun? Schließlich ist der Missbrauch zentrales Thema der Handlung und nicht wegzudenken aus der Psychologie der Figuren. Außerdem liegt es im Auge des Betrachters, ob die strittigen Szenen an- oder abtörnen. Man möchte Menschen, die hier ihr Pläsier finden, weder im Dunkeln noch im Lichte begegnen, aber das nur am Rande, und Schuld des Films wäre es eh nicht. Dennoch: In der maßlosen, grandios inszenierten Brutalität der Action hat KITE- ANGEL OF REVENGE bereits das perfekte Bild für Sawas Schmerz gefunden. Dass sie in jenen Momenten den Schmerz eher austeilt als empfängt, ist zweitrangig. So weit kann jeder um die Ecke denken. Es sei denn, er wartet nur darauf, dass die Strichmännchen einander endlich wieder was wo reinstecken.

Der Film ist 13 Jahre alt, also ungefähr 65 Anime-Jahre. Trotzdem ist er rein technisch betrachtet heute noch sehr ansehnlich. Der Strich mag etwas dicker und kantiger sein, als gerade Mode ist, aber das ist schnell vergessen. Computer-Schnickschnack ist freilich kaum vorhanden. Die bewusst eingesetzte Retro-Atmosphäre des Noir-Genres hilft, die Zeichnungen eher zeitlos als altbacken wirken zu lassen. Wir haben hier einen sorgfältig produzierten, inhaltlich stimmigen Film vor uns. Trotz Schmuddelszenen kein gänzlicher Schmuddelstreifen.

Es stimmt: Ohne die Schmuddelszenen wäre KITE - ANGEL OF REVENGE nichts Besonderes. Ohne sie wäre es nur ein guter, gängiger Thriller mit dunklen Geheimnissen und fetziger Action. Aber leider wollte KITE - ANGEL OF REVENGE lieber etwas Besonderes sein.

DVD.
Die DVD präsentiert den Film, der aus zwei Episoden besteht, ungeschnitten und mit überraschend hörenswerter Synchronisation. In der findet sich dann auch das einzige, zu vernachlässigende Zensurelemente: Sawa wird vom Teen zum Twen gemacht. Zu den Extras gehören Interviews mit Regisseur und Produzent, die den Entstehungsprozess des Projekts unterhaltsam wiedergeben, aber kaum in die Analyse des Inhalts oder der Darstellungsformen vordringen.
Ein Storyboard/Film-Vergleich ist so langweilig, wie Storyboard/Film-Vergleiche halt sind. Trotzdem sind sie und die Interviews eine nette Geste, wo sich deutsche Anime-DVDs sonst doch eher durch eine zen-ähnliche Konzentration aufs Wesentliche (Hauptfilm) auszeichnen.








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