AFTER DARK Film TALK Facebook Twitter

das manifest¬  kontakt¬  impressum¬  verweise¬  übersicht¬ 
[   MEINUNGSMACHER  |   GEDRUCKTES IST TOT  |   KAPITELWAHL  |   UNENDLICHE TIEFEN
   MENSCHEN  |   GESPRÄCHE  |   FEGEFEUER DER EITELKEITEN  |   MIT BESTEN EMPFEHLUNGEN   ]
KAPITELWAHL

DU UND ICH (USA 1938)

von Lutz Granert

Original Titel. YOU AND ME
Laufzeit in Minuten. 90

Regie. FRITZ LANG
Drehbuch. NORMAN KRASNA . VIRGINIA VAN UPP . JACK MOFFITT
Musik. KURT WEILL
Kamera. CHARLES LANG
Schnitt. PAUL WEATHERWAX
Darsteller. SYLVIA SIDNEY . GEORGE RAFT . ROBERT CUMMINGS . HARRY CAREY u.a.

Review Datum. 2011-03-02
Erscheinungsdatum. 2010-12-03
Vertrieb. KOCH MEDIA

Bildformat. 1.33:1
Tonformat. ENGLISCH (DD 2.0)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Fritz Lang dürfte dem Filmfreund am ehesten mit seinen Werken in Erinnerung geblieben sein, die er im Deutschland der 1920er und 30er Jahre inszenierte. Darunter sind Meisterwerke zu finden wie der zweiteilige DR. MABUSE, DER SPIELER (1921/1922), der von der Filmkritik als perfekt strukturiertes Spiegelbild der abgründigen Gesellschaft der frühen Weimarer Republik begriffen wurde, oder die bis heute durch ihre Massenszenen und expressionistischen Bilder eindrucksvolle Utopie METROPOLIS (1927). Mit seinen ersten Tonfilmen M (1931) und DAS TESTAMENT DES DR. MABUSE (1932) setzte Lang Maßstäbe bei der filmischen Raumkonstruktion, wie Bild und Ton voneinander getrennt, das sichtbare On vom unsichtbaren, aber hörbaren Off abgekoppelt werden konnte.

Nach Hitlers Machtergreifung emigrierte Fritz Lang in die USA. Dort gelang es ihm auch aus Gründen der Anpassung an die Gepflogenheiten des Studiosystems in Hollywood nicht, trotz einiger herausragender Filme wie SCARLET STREET (1945) oder HEIßES EISEN (1953) weitere Maßstäbe zu setzen und insbesondere an die filmästhetische Originalität und Bedeutsamkeit seiner früheren Werke anzuknüpfen. Ging es schon in seinen ersten US-Filmen BLINDE WUT (1936) und GEHETZT (1937) um soziale Ungerechtigkeit und Liebe im Angesicht des Verbrechens, wurden diese Motive auch in DU UND ICH (1938) wieder aufgegriffen, wenn auch unter reichlich realitätsfernen Umständen.

Da werden Ex-Sträflinge von einem an das Gute im Menschen glaubenden Kaufhausbesitzer eingestellt, die natürlich irgendwann auf die Idee kommen, an ihrem Arbeitsplatz einen großen Coup zu verüben. Doch zum Glück ist der Bestohlene in spe, der das Gespann ertappt, so nett, sie weiterzubeschäftigen und Verräterin Helen (Sylvia Sidney) mittels Mathematik erklären zu lassen, dass sich Verbrechen nicht auszahlt - im Gegensatz zu einem Fulltime-Job. Und dazu kam es nur, weil Helen Ex-Sträfling, Gangsteranführer und Ehemann Joe (George Raft) ihre Vergangenheit als Zuchthäuslerin verheimlicht hat. Dass Joe sich am Ende mit Helen versöhnt und sie auch noch sein Kind bekommen darf, verwundert in dieser von Kriminellen, Ex-Sträflingen und Gangstern bevölkerten, aus gesetzlichen Schranken bestehenden, aber nichts desto trotz heilen Welt dann auch nicht mehr.

Dieser inhaltlich an Brechts Dreigroschenoper erinnernde Mix aus Ab-und-an-Musikfilm, verwässertem Gangsterthriller, geschwätzigem Liebesfilm und trockener Komödie entpuppte sich als einer von Fritz Langs größten kommerziellen Flops, der dafür sorgte, dass er erst drei Jahre später wieder ein Engagement als Regisseur erhielt. Und tatsächlich vermögen die wenig überzeugenden Einzelteile von DU UND ICH nicht wirklich zusammen zu passen: Etwas Gesang zur Großartigkeit der amerikanischen Konsumwelt und zum trinkfesten Zusammenhalt der Ausgestoßenen am Weihnachtsabend ("Stay with the mob, and the mob stays with you") hier, ein mit Trivialproblemen behaftetes Ehedrama dort. Langs Wurzeln im Deutschen Expressionismus schimmern in entsprechenden Licht-Schatten-Konstruktionen nur selten, dann aber unverkennbar in dieser mediokren, kalkulierten Hollywood-Konfektionsware hindurch.

Am interessantesten ist dabei noch die Inszenierung der Songs. So kommt Lang in der oben erwähnten Runde der Ex-Häftlinge inklusive kunstvoller Überblendung auf gemeinsame Erfahrungen im Gefängnis ohne "echte" Musik aus, montiert stattdessen rhythmische Klopfgeräusche mit Gegenständen und kurze Dialoge so dynamisch zu einem Song, dass diese Abweichung beinahe nicht wahrgenommen wird. Über weite Strecken wurde auf Filmmusik gar gänzlich verzichtet. Das ist bei einem Film dieser Art eigenwillig, um nicht zu sagen: irgendwie befremdlich. Eindeutig einer von Fritz Langs schwächeren Filmen und leider nicht mehr als eine Fußnote in der Karriere einer der größten und einflussreichsten deutschen Regisseure überhaupt.

DVD.
Der Film befindet sich nur in der englischsprachigen Originalversion auf der Scheibe - deutsche Untertitel sind zuschaltbar. In Anbetracht des Alters vom Film sind Ton- und Bildqualität trotz einiger Kratzer durchaus überzeugend, nur etwas mehr Extras als ein englischsprachiger Trailer und eine Bildergalerie wären wünschenswert gewesen.








Jetzt bestellen bei...




AFTER DARK Film TALK | Facebook | Twitter :: Datenschutzerklärung | Impressum :: version 1.20 »»» © 2004-2024 a.s.