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KAPITELWAHL

LOUIS DE FUNÈS-COLLECTION 2 (Frankreich 1964/1973/1979)

von Hasko Baumann

Original Titel. LOUIS DE FUNÈS-COLLECTION 2
Laufzeit in Minuten. 106/91/117

Regie. ÉRARD OURY . JEAN GIRAULT
Drehbuch. diverse
Musik. GEORGES DELERUE . VLADIMIR COSMA . JEAN BIZET
Kamera. EDMOND RICHARD . HENRI DECAE
Schnitt. diverse
Darsteller. LOUIS DE FUNÈS . BOURVIL . MICHEL GALABRU . CLAUDE GENSAC u.a.

Review Datum. 2011-01-11
Erscheinungsdatum. 2010-08-19
Vertrieb. KINOWELT HOME ENTERTAINMENT

Bildformat. diverse
Tonformat. DEUTSCH (DD 2.0/DD 1.0) . FRANZÖSISCH (DD 2.0/DD 1.0)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Mit ihrer zweiten Box mit Filmen des großen französischen Komikers Louis De Funès schließt Kinowelt erneut einige Lücken in den Sammlungen seiner zahlreichen Fans. In dieser Zusammenstellung finden sich drei sehr unterschiedliche Filme aus dem Schaffen De Funès', die aber jeder auf seine Weise zu den Kernwerken seiner Karriere gezählt werden müssen. Kinowelt erfreut erneut mit der Beigabe unterschiedlicher Synchronfassungen und einer wahrhaft berauschenden Bildqualität.

LOUIS, DAS SCHLITZOHR - so kennt man den Film heute, damals kam er als SCHARFE SACHEN FÜR MONSIEUR in die deutschen Kinos - aus dem Jahre 1964 zeigt De Funès' erste Zusammenarbeit mit seinem Kollegen Bourvil, dessen Name damals noch über dem seinen thronte. Das erste Aufeinandertreffen der zwei Starkomiker auf der Leinwand entlädt sich in einem wunderbaren Slapstickgag: Die liebevoll restaurierte Ente des etwas naiven Spießbürgers Antoine Maréchal (Bourvil) zerfällt in ihre Einzelteile, als sie von der Karosse des Industriellen Leopold Saroyan (natürlich De Funès) gerammt wird. Wer hier De Funès in seiner späteren Dauerrolle als cholerischer Direktor, der den kleinen Mann mit Füßen tritt, erwartet, wird überrascht sein: Saroyan ist ein gewiefter Gangster, der Maréchal als gütige Geste einen Cadillac für dessen Urlaubsreise zur Verfügung stellt - dieser aber wurde bis unter die Motorhaube mit Schmuggelware gefüllt. Da es sich bei Maréchal um einen zwar gutgläubigen, aber auch etwas vom Pech verfolgten Simpel handelt, geht Saroyans Plan bei weitem nicht so reibungslos von Statten wie erhofft. Gérard Ourys LE CORNIAUD mischt sein amüsantes Gauner-Road Movie mit herrlichen italienischen Locations und wohldosierter Frivolität in Form von frechen Beifahrerinnen Bourvils, eben jenen Zutaten, die in den 60ern die Leute auf der Suche nach fröhlichem Eskapismus scharenweise in die Kinos lockten. Und in Frankreich stürmten die Massen fürwahr die Säle: Elf Millionen Zuschauer zählte der Film an den Kassen und machte Louis De Funès, der gerade seine Erfolgsrollen Gendarm Cruchot und Kommissar Juve geschaffen hatte, endgültig zum Superstar. Es macht auch einen Heidenspaß, ihn zwischen Wutausbruch und Intrige poltern zu sehen, durchaus bösartig und dieses Mal eben auch mit dem Schießprügel in der Hand; Bourvil muß sich auf die Rolle des gutmütigen Spielballs beschränken. Der Film ist ein großer Spaß, in dem einzig und allein die Szene, in der sich ein stotternder Gangster über eine Blondine im Bikini hermacht, übel aufstößt.

DIE ABENTEUER DES RABBI JACOB (1973) zeigt De Funès erneut unter der Regie von Gérard Oury, mit dem er neben Jean Girault am häufigsten zusammenarbeitete. Der Film, für den damals bereits 59jährigen Schauspieler nicht zuletzt eine körperliche Herausforderung, benutzt die Figur des rassistischen und antisemitischen Industriellen Victor Pivert (De Funès) als Katalysator einer Komödie über Vorurteile und Intoleranz. Pivert, zur falschen Zeit am falschen Ort, wird zum unfreiwilligen Komplizen eines arabischen Revolutionärs und muß sich mit diesem auf der Flucht vor Killerkommandos als Rabbis verkleiden. LES AVENTURES DU RABBI JACOB ist eine atemlose Verfolgungsjagd und Verwechslungskomödie, deren Arsenal an Gags geradezu unerschöpflich erscheint und deren Vielfalt und Frequenz das weitreichende Gebiet zwischen Jacques Tati und Hallervordens NONSTOP NONSENS auslotet. So offensichtlich die Intention des Films erscheint, mehr als nur Lacher zu produzieren, so wenig können sich diese Absichten gegen den Klamauk - und die eigenen Klischees - durchsetzen. Diese Kritik tritt angesichts der grenzenlosen Wildheit, die RABBI JACOB ausströmt, jedoch in den Hintergrund: Beinahe jede Gelegenheit wird genutzt, um Standardsituationen mit neuem Leben und immer verrückterem Slapstick auszuhebeln. Unvergeßlich etwa die Szene, in der Pivert in einen Bottich mit grüner Kaugummimasse fällt, oder seine Irrfahrt auf dem Gepäckband des Flughafens, oder seine Tanzeinlage im jüdischen Viertel. De Funès läuft dabei zu explosiver Hochform auf. Die Ernte war, neben über sieben Millionen Zuschauern in Frankreich, auch eine Golden Globe-Nominierung für den besten ausländischen Film.

LOUIS, DER GEIZKRAGEN (1979), der vorletzte Film des Komikers, war auf andere Art ein ähnlich ambitioniertes Projekt wie RABBI JACOB. De Funès, Schauspieler mit klassischer Theaterausbildung, hegte schon lange den Traum, Molières Stück "Der Geizige" fürs Kino zu adaptieren. Seine nicht abreißende Serie von europaweiten Kassenhits in den 70er Jahren hatte ihm alle Freiheiten gegeben, und so realisierte er sein eigenes Drehbuch zusammen mit seinem alten Freund Jean Girault. Es wäre sicherlich interessant gewesen, De Funès als alleinigen Regisseur zu sehen, denn der Routinier Girault kann dem alten Stoff kaum neue Reize abgewinnen. In den wenig reizvollen Kulissen des 17. Jahrhunderts rezitieren die Schauspieler strenge Dialoge, und so viril De Funès' Darstellung des Harpagon auch sein mag, so sehr wirken die vertraute Gestik und Mimik als Fremdkörper. Der ständige Bruch der vierten Wand, wenn die Schauspieler direkt in die Kameras sprechen, wirkt als Stilmittel vor allem irritierend. Die Vorlagentreue von De Funès' Drehbuch mag lobenswert sein, nur ist das Ergebnis weder Fisch noch Fleisch. Zwei lange Stunden quält sich L'AVARE durch den alten Stoff und ermüdet in seiner Theaterhaftigkeit. So sah man es wohl auch beim deutschen Filmverleih Constantin: De Funès' Herzensprojekt wurde um sage und schreibe 45 Minuten (!) gekürzt (der Hauptdarsteller, auf den man im Original 12 Minuten warten muß, gibt nun von Anfang den Ton an), mit einer schmissigeren, modernen Musik gesehen und in der Synchronisation komplett verfremdet - statt der Sprache Molières erklingen nun gnadenlose "zeitgemäße" Blödeleien. Mit diesem Eingriff zog die Constantin immerhin noch über eine Million Besucher in die Kinos, trotz eines starken Zuschauerschwunds ein grundsätzlich beachtliches Ergebnis für eine Molière-Adaption. Und so sehr man ein solches Vorgehen als Respektlosigkeit De Funès gegenüber verurteilen muß, so schwer fiele es abzustreiten, daß die 72minütige Kalauerfassung von L'AVARE die erheblich unterhaltsamere ist. Da Kinowelt auch diese Fassung auf der DVD anbietet, aber sich darüber hinaus auch noch eine Neusynchronisierung des Originals geleistet hat, darf auch der des Französischen nicht mächtige Filmfreund den Vergleich selbst ziehen.

DVD.
Wie schon gesagt, erfreut Kinowelt das Herz mit gutem Ton und traumhafter Bildqualität. LOUIS, DAS SCHLITZOHR bietet als Extras nicht nur den französischen und den deutschen Trailer, die sich beide übrigens sehr auf schöne junge Frauen als Attraktion, pardon, versteifen; neben einem Kinoaushangsatz und dem damaligen Werberatschlag als PDF darf man auch noch zwischen der alten Synchronfassung (mit Anton Reimer als De Funès) und der Wiederaufführungsfassung (mit dem gewohnten Gerd Martienzen). Letzere gerät selbstredend etwas launiger. RABBI JACOB hat den französischen Ton sogar in Stereo zu bieten, ansonsten liegen auch hier Trailer und Fotos vor, wie auch beim GEIZKRAGEN, hier allerdings liegt nur der deutsche Trailer vor, der sich auf die Szene mit Michel Galabru beschränkt. Hauptaugenmerk liegt hier, wie erwähnt, auf den verschiedenen Fassungen; die alte deutsche Version liegt nicht anamorph vor, dafür ist die Neusynchronisation (mit Michael Pan) nicht nur werkgetreu, sondern auch liebevoll. Ein weiteres tolles Paket ist das.








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