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KAPITELWAHL

IN MY SKIN (Frankreich 2002)

von Robert Zetzsche

Original Titel. DANS MA PEAU
Laufzeit in Minuten. 95

Regie. MARINA DE VAN
Drehbuch. MARINA DE VAN
Musik. ESBJORN SVENSSON
Kamera. PIERRE BAROUGIER
Schnitt. MIKE FROMENTIN
Darsteller. MARINA DE VAN . LAURENT LUCAS . LÉA DRUCKER u.a.

Review Datum. 2010-12-04
Erscheinungsdatum. 2010-08-27
Vertrieb. WGF/SCHRÖDER MEDIA

Bildformat. 1.85:1 (anamorph)
Tonformat. FRANZÖSISCH (DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
DANS MA PEAU, von und mit der französischen Regisseurin Marina de Van, folgt einer Frau, Esther, die nach einem Unfall unvermittelt Gefallen daran findet, ihrem Körper immer größere, schlimmere Schmerzen zuzufügen. Die Chance, aus der mit viel Potenzial geladenen Ausgangssituation einen ebenso interessanten Film zu schaffen, hat de Van dabei leider versäumt und reduziert ihren ersten Spielfilm auf einen schwer nachvollziehbaren Schock-Trip.

Auf einer Hausparty, zu der sie sowieso nicht so wirklich gehen wollte, stürzt Esther (gespielt von de Van) im unbeleuchteten Garten schwer und zieht sich eine eine klaffende Wunde am Bein zu. Trotz der blutenden Verletzung geht sie mit ihrer Freundin Sandrine (Léa Drucker) noch eine Runde trinken, bevor sie Stunden später einen Arzt aufsucht. Warum sie jetzt erst käme, wird sie gefragt. "Muss der Schock gewesen sein", beschließt sie.

Später schneidet sie ihren Verband alleine auf und fummelt interessiert an der Wunde herum. Das Interesse an ihrem Körper scheint neu geweckt.
Ein, zwei Tage später, während ihrer Büroarbeit als Marktanalystin, kratzt Esther im Kellerarchiv ihre Verletzungen unter sichtlichen Schmerzen wieder auf, fügt sich anschließend gar wie im Rausch neue, tiefe Schnittwunden an ihrem Bein zu. Ihr Freund beginnt, sich um ihren Geisteszustand zu sorgen, ebenso Sandrine, die Esther zu sich nach Hause einlädt, damit sie den Kopf etwas frei bekommen kann. Esthers krankhafte, zerstörerische Faszination am eigenen Körper lässt sich aber nicht mehr aufhalten.

Bald nicht mehr zufrieden mit bloßen Schnittwunden, schneidet sie sich bald taschentuchgroße Stücke aus der Haut und ritzt tiefe Rinnen in ihre Schenkel, aus denen sie dann Blut in ihren Mund tropfen lässt. So entsetzlich detailliert und deutlich, wie de Van die ekelhaften Verletzungen auch inszeniert, so unklar lässt sie den Zuschauer darüber, was Esther zu ihren Selbstverstümmelungen treibt.

Das eher bei Frauen anzutreffende Verhalten der Selbstverstümmelung, um erlittene Gewalt und Frustration gegen den eigenen Körper zu kanalisieren, schließt de Van Schritt für Schritt aus, indem sie die Beziehung zwischen Esther und ihrem Freund - auch wenn Esther bald gar einen Autounfall vortäuscht, um ihre frischen Wunden zu verstecken - als harmonisch und liebevoll darstellt. Auch beruflich ist Esther keineswegs in einer Sackgasse, erfährt früh im Film gar die Chance zu einem bedeutenden Aufstieg.

Mit dem trockenen, unorthodoxen Filmstil, der auch wegen des zugrunde liegenden Themas einen Vergleich mit David Cronenberg aufdrängt, und dem Fehlen fast jeglicher Einsicht in Esthers Gedankenwelt und Beweggründe chronologisiert de Van in den 90 Minuten somit schwer nachvollziehbar eine durchaus interessante Faszination an der Destruktion des eigenen Körpers, ohne sie aber greifbar oder verständlich zu machen.

DANS MA PEAU muss sich deshalb den Vorwurf gefallen lassen, Stil und Schockeffekte über Substanz zu stellen. Einzig während eines Geschäftsessens in einem Restaurant gewährt Dans Ma Peau dem einen wirklichen Interpretationsansatz, wenn Esther, vom Blutrausch ergriffen, aber durch die besondere Situation am Ausleben ihrer Verletzungswünsche gehindert, ihren rechten Arm als vom Körper abgetrennt erlebt.
Im besten Fall ist DANS MA PEAU somit ein leider schwer durchschaubarer Versuch, eine Geisteskrankheit dramatisch und eindringlich darzustellen, im schlimmsten Fall versteckt sich hinter den Litern Kunstblut, all der abgetrennten Haut und den ekelerregenden Verletzungen irgendwo eine schlecht formulierte Botschaft.

DVD.
Schön: Neben dem eigentlichen Film findet man im Extras-Bereich neben einem Musikvideo noch Marina de Vans zwölfminütigen Kurzfilm ALIAS aus dem Jahr 1999 auf der DVD. Weniger schön sind die Trailer zu weiteren Filmen der Störkanal-Reihe, die man vor dem Erreichen des Hauptmenüs ertragen muss. Das nimmt ein wenig die Freude am sonst vernünftig gestalteten Digipak, das zur DVD ein gedrucktes Essay (Thema: weibliche Regisseure) und ein kurzes Interview mit Marina de Van beherbergt.








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