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KAPITELWAHL

THE VAMPIRE DIARIES - DIE ERSTE STAFFEL - TEIL 1 (USA 2009)

von Andreas Neuenkirchen

Original Titel. THE VAMPIRES DIARIES
Laufzeit in Minuten. 403

Regie. MARCOS SIEGA u.a.
Drehbuch. KEVIN WILLIAMSON u.a.
Musik. MICHAEL SUBY
Kamera. RAMSEY NICKELL u.a.
Schnitt. JOSHUA BUTLER u.a.
Darsteller. NINA DOBREV . PAUL WESLEY . IAN SOMERHALDER . STEVEN R. MCQUEEN u.a.

Review Datum. 2010-11-27
Erscheinungsdatum. 2010-10-22
Vertrieb. WARNER HOME VIDEO

Bildformat. 1.77:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 2.0) . ENGLISCH (DD 5.1) . POLNISCH (DD 2.0) . UNGARISCH (DD 2.0)
Untertitel. GRIECHISCH . POLNISCH . PORTUGIESISCH . RUMÄNISCH . TÜRKISCH . UNGARISCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Seit dem Erfolg der Twilight-Bücher und -Filme möchte zwar jeder ein Stück vom Kuchen abhaben, sich aber gleichzeitig aufs deutlichste vom Bäcker distanzieren: "Wir hatten die Idee viel früher!", ist das Mantra, das jede Vampirerzählung jüngeren Datums begleitet. Im Fall von THE VAMPIRE DIARIES ist das nicht anders, hier sprechen jedoch auch die Tatsachen für sich: Die Bücher von L. J. Smith erschienen fast 15 Jahre vor denen Stephenie Meyers. Dass gerade jetzt eine Fernsehserie draus wurde, kommt aber bestimmt nicht von ungefähr.

Wer befürchtet, dass Vampire immer weniger zum Fürchten sind, reagiert bei THE VAMPIRE DIARIES womöglich mit vorsichtigem Optimismus auf den Namen Kevin Williamson. Die Älteren erinnern sich vielleicht: Williamson schrieb mit SCREAM den Film, der den (nicht nur) amerikanischen Horrorfilm der Neunziger dominierte und repräsentierte wie kein zweiter, wie auch immer man das bewerten mag. Weitere Genrefilme unterschiedlicher (aber nie gänzlich indiskutabler) Qualität folgten, schließlich lotete Williamson im Fernsehen erfolgreich Teenager-Befindlichkeiten aus. Wie bei jedem anständigen Hype folgte aber auch bei ihm bald der Backlash, man fühlte sich mittelschwer genervt von seiner Masche aus popkultureller Klugscheißerei und ironischem Augenzwinkern. Aus der Distanz und mit wieder gekühltem Gemüt betrachtet lag das aber vielleicht eher an seinen vielen, weniger talentierten Nachahmern, die uns im Scream-Fahrwasser mit ähnlichen, aber weniger originellen Filmen zumüllten. Man kann es kaum bestreiten: Als Horror-Veteran und ausgewiesener Teenie-Versteher sollte Kevin Williamson erste Wahl für eine Teenie-Vampirserie sein. Möglicherweise ist es tatsächlich ihm zu verdanken, dass THE VAMPIRE DAIRIES besser funktioniert, als der Stoff es verdient.

THE VAMPIRE DIARIES spielt in einem fiktiven Amerika. Einem Land, in dem es kein Übergewicht und keine Hautunreinheiten gibt, und in dem alle zwei Minuten ein neues Stück Popmusik gespielt wird, das volljährigen Menschen belanglos vorkommen wird. Kein Problem, denn die meisten Familien in diesem Land sind so gepatchworkt, dass sie auf Eltern verzichten können; die Teenager sind 1-A-Selbstversorger. So kommen auch kaum Falten, Augenringe oder graue Haare vor. Was es allerdings gibt, sind Geister, Magie und Vampire. Zwei von letzterem sind die Brüder Stefan (lieb) und Damon (böse, sonst würde er ja nicht so heißen). Sie kehren nach längerer Abwesenheit in ihre alte Heimatstadt Mystic Falls zurück, wo Stefan zarte Bande zu der jungen Elena knüpft. Was Stefan hat, will Damon ebenfalls, zumal Elena ihrer beider einstigen Jugendliebe zum Verwechseln ähnlich sieht. Damon gelüstet derweil nicht nur nach Elena. Ist sein Bruder strikter Tierbluttrinker, reißt er sich immer mal wieder einen Menschen. Das bleibt nicht unbemerkt in der Vampirjägergemeinde von Mystic Falls.
Ach ja: In einer Nebenhandlung lernt eine zunächst unscheinbare und unsichere Freundin von Buffy äh Elena, dass sie in Wirklichkeit eine mächtige Hexe ist. Das ist ja ... ein Ding.

Grusel am Anfang und am Ende, dazwischen in der ersten Hälfte Highschool-Dramoletten bei Tag und in der zweiten Hälfte eine Party bei Nacht, in der die Konflikte der ersten eskalieren. Genauso ist anfangs jede einzelne Folge von THE VAMPIRE DIARIES aufgebaut. Kein Wunder, dass man Schwierigkeiten hat, hineinzukommen in die künstliche Welt von Mystic Falls. Dass im Gratis-Fernsehen der Rhythmus der Erzählung vom Rhythmus der Werbeblöcke bestimmt wird, ist klar. Aber so wenig Mühe bei der Vertuschung wie in den frühen Folgen von THE VAMPIRE DIARIES hat man sich selten gegeben.
Mindestens drei Episoden braucht es, bis sich beim Zuschauen so etwas wie Interesse einstellt. Bei der TV-Ausstrahlung mag das ein K.O.-Kriterium sein, wer kommt schon nach dreimal (wenn auch gepflegter) Langeweile noch einmal zurück. Bei einem DVD-Set hingegen kauft man die Geduld mit. Und dann erlebt man durchaus spannende Stunden, wenn Geheimnisse an die Oberfläche kommen und Figuren sich endlich entwickeln. Der Horror, der zunächst nur ein Einstiegs- und Cliffhanger-Gimmick ist, integriert sich zusehends besser in die Plots. Williamson schreibt weiterhin gute idealisierte Teenager, ähnlich wie Joss Whedon. Also nicht Teenager, wie sie wirklich sind, sondern wie sie gerne wären, bzw. wie ein in die Jahre gekommener Autor als junger Mensch gerne gewesen wäre. In jeder Situation einen schnippischen Spruch auf den Lippen, der einem im echten Leben erst zwei Tage später einfallen würde.

Bei allem verzögerten Unterhaltungswert wird THE VAMPIRE DIARIES wohl als Sternstunde nicht in die Annalen des Genrefernsehens eingehen. Dass man den Figuren nie richtig nahe kommt, mag an den Darstellern liegen. Ob sie gut oder schlecht sind, kann man gar nicht mal sagen. Allesamt wirken sie, als seien sie gerade von einer TV-Illustriertentitelseite direkt vor die Fernsehkamera getreten. Das Porenlose und Puppenhafte ist mit Make-up nicht zu erklären, das muss Retusche sein. Sehr, sehr unheimlich. Leider aus den falschen Gründen.
Schwerer wiegt noch, dass man einfach wirklich alles schon mal gesehen hat. Die Guter-Vampir/Böser-Vampir-Nummer mit gutem Mädchen mittendrin in TRUE BLOOD, die Highschool-Hexerei in BUFFY IM BANN DER DÄMONEN, die Kleinstadtgeheimnisse in Williamsons eigenen DEMONTOWN, das okkulte Female Bonding in DER HEXENCLUB, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Immerhin: Man hat es häufig viel schlechter gesehen als in THE VAMPIRE DIARIES. Aber in den genannten Beispielen halt viel besser.

DVD.
Bild und Ton sind top, ansonsten steckt nicht viel Liebe in den DVDs. Die geschnittenen Szenen sind belanglos, darüber hinaus den falschen Folgen zugeordnet, was bei übersensiblen Spoiler-Hysterikern zu Irritationen führen könnte. Die sollten auch den gut gelaunten aber oberflächlichen Audiokommentar mit Autorenduo und Regisseur zur ersten Episode erst hören, wenn sie die anderen gesehen haben.








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