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KAPITELWAHL

DER FLUSS FUEFUKI (Japan 1960)

von Björn Lahrmann

Original Titel. FUEFUKIGAWA
Laufzeit in Minuten. 112

Regie. KEISUKE KINOSHITA
Drehbuch. KEISUKE KINOSHITA
Musik. CHÛJI KINOSHITA
Kamera. HIROSHI KUSUDA
Schnitt. YOSHI SUGIHARA
Darsteller. HIDEKO TAKAMINE . TAKAHIRO TAMURA . SOMEGORO ISHIKAWA . SHIMA IWASHITA u.a.

Review Datum. 2010-11-16
Erscheinungsdatum. 2010-06-25
Vertrieb. POLYFILM/ALIVE

Bildformat. 2.35:1 (anamorph)
Tonformat. JAPANISCH (DD 2.0)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Aus violetter Schlacht kehrt ein schwarzweißer Samurai unter babyblauen Himmeln heim. "Insektenkäfig" wird das winzige Haus an der Brücke überm Fluss genannt, auf dessen grauen Wellen aquamarine Schlenker prangen. Dort wartet der Großvater und beglückwünscht den Enkel zum erfolgreichen Töten. Wir befinden uns in der Sengoku-Epoche, Mitte des 16. Jahrhunderts, eine Bürgerkriegszeit in ganz Japan. Heftig toben die anonymen Konflikte im Hintergrund der Geschichte, die dieser Film erzählt, eine Familiengeschichte über fünf Generationen. Im Vordergrund, an der Bildoberfläche, tobt heftig etwas anderes: eine Batterie Buntstifte.

Keisuke Kinoshita, niemals um eine avantgardistische (auch Schnaps-)Idee verlegen, macht in DER FLUSS FUEFUKI die Geschichtsbücher zum Malblock. In zumeist knatschigen Farben wird das schwarzweiße Grundmaterial viragiert, handkoloriert, verziert. Fliegender Methodenwechsel zwischen den Einstellungen: Monochrom getönte Kriegsszenen gehen über in häusliche Stilleben mit diskret gefärbten Einzelobjekten: Teppiche, Kleider, Kerzenflammen. Blutrote Pollock-Spritzer auf durchschnittener Kehle: je gewalttätiger der Anblick, desto kruder die Illustration. Neblig-durchsichtige Wegmarkierungen öffnen perspektivisch den Raum, abstrakte Kleckse in Giftgrün und Zuckergusspink verdecken Teile des Bildes.

In den besten (wenigsten) Fällen gelingt Kinoshita eine manga-artige Stilisierung, etwa, wenn er die Gesichter von Toten mit blauen Schleiern überzieht; in den schlechten (häufigsten) sieht es so aus, als sei ein Kind mit der Wachsmalkreide ausgerutscht. Zur tintenfleckigen Willkür gesellt sich, aus zeitlicher Distanz betrachtet, Abgeschmacktes: Kornfelder in Sepia, inzwischen nurmehr Nostalgiefälschungsinstrument kontemporärer Urlaubsfotos. Dafür kann Kinoshita freilich nichts, wohl aber dafür, dass sein Pioniergeist immer wieder zum inszenatorischen Hemmschuh wird. Am Klarsten ist sein filmischer Blick im Freien, in elegant gezogenen Tracking Shots durch weite Landschaften. Die Färberei jedoch zwingt ihn Mal um Mal in die Enge, in die Lähmung: Statt jedes Bild einzeln zu kolorieren (sprich: zu animieren), arbeitet er mit starren Schablonen, die Bewegungen nicht zulassen. Stilmittel wie das diashowhafte Einfrieren komplexer Abläufe bleiben somit ohne inhärenten Zweck abseits schierer Notwendigkeit.

Allenthalben schiebt sich die Technik vor die Erzählung wie ein prahlender Vater vor sein Kind. Nicht, dass man Großartiges verpasste: So undiszipliniert der Pinsel über die Ränder malt, so devot fügt sich der Plot in seine standardisierten Grenzen. Ein Bauer fällt bei einem Fürsten in Ungnade, seine Kinder und Kindeskinder müssen's ausbaden. Die atemlose Verklappung von Protagonisten, die undurchschaubare Feinverästelung des Stammbaums verleiht dem Film einen romanhaften Anstrich verstaubtester Sorte: Gleichförmige Lebens- und Todeszyklen, jemand verliebt sich, jemand wird wahnsinnig, jemand zieht in den Krieg. Allegorisch fließt dazu der Fluss Fuefuki, in der Allegorie einen Anspruch auf erzählerische Breite erhebend, der die Figuren, ihr Freud' und Leid auf Nadelspitzengröße schrumpfen lässt. Aus dem Insektenkäfig des Melodramatischen traut der Film sich an keiner Stelle heraus. In weite emotionale Ferne rückt so die Geschichte, sinnlos besudelt von den bunten Kaffeeflecken der Gegenwart.

DVD.
Technischerseits gibt es nichts zu beanstanden: Bild und Ton befinden sich in erstklassigem Zustand. Diverse Trailer, sonst keine Extras.








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