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KAPITELWAHL

CALIFORNICATION - DIE ZWEITE SEASON (USA 2008)

von Thorsten Hanisch

Original Titel. CALIFORNICATION - SEASON 2
Laufzeit in Minuten. 323

Regie. diverse
Drehbuch. diverse
Musik. TREE ADAMS . TYLER BATES
Kamera. MICHAEL WEAVER . ANDY GRAHAM
Schnitt. diverse
Darsteller. DAVID DUCHOVNY . NATASCHA MCELHONE . EVAN HANDLER . PAMELA ADLON u.a.

Review Datum. 2010-10-25
Erscheinungsdatum. 2010-10-07
Vertrieb. PARAMOUNT

Bildformat. 1.78:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 2.0) . ENGLISCH (DD 5.1) . FRANZÖSISCH (DD 5.1) . ITALIENISCH (DD 2.0)
Untertitel. DEUTSCH . ENGLISCH . FRANZÖSISCH . ITALIENISCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Der deutsche Filmjournalismus walzt ja schon seit Jahren wie eine fett gemästete Gans mit beidseitiger Hüftarthrose umher: Desinteresse, Desinformation und Scheuklappen wohin das Auge blickt. Der Mainstream-Bereich operiert Pressetexte zu Filmkritiken um, der Blogger bläst unter dem Deckmäntelchen Filmkritik vor allem seine eigene Befindlichkeiten und Neurosen ins Netz und das schöne Wort Recherche scheint - ironischerweise im Google-Zeitalter - mittlerweile sowieso schon längst vergessen.
Man möchte weinen, vertreibt den Schmerz aber mit einem Lachen und kichert vor allem über die TVSpielfilm-Kritik zur zweiten Staffel von CALIFORNICATION, die, mit einer Argumentation so brüchig wie das Leichentuch einer ägyptischen Mumie, den Daumen senkt und was von "Nicht viel besser als ein Porno" schwadroniert. Diese Aversion gegenüber allem, was auch nur einen Zentimeter über den eigenen Suppenteller hinausspritzt ist ja nichts Neues, nur sollte man nicht so offen demonstrieren, dass man den Plot nicht verstanden oder nur mal so eben kurz vor Mittag reingeschaut hat.

Wie auch immer. Season zwei dieser wirklich umwerfenden Serie schließt nahtlos an die Vorgänger-Staffel an: Hank Moody (Duchovny) versucht mit seiner Exfreundin Karen erneut eine normale, stabile Beziehung zu führen, was wieder schief geht, woran Hanks neuer Arbeitgeber und Kumpel, der exzentrische Rockproduzent Lew Ashby nicht ganz unschuldig ist. Parallel dazu versucht Moodys bester Freund und Agent Charlie Runkle (der nicht genug zu preisende Evan Handler) eine Zweitkarriere als Agent einer Porno-Mieze zu starten.

Wenn man CALIFORNICATION eins vorwerfen kann, dann ist das die fast schon etwas manische Ferkeligkeit. Der ehemalige DAWSONS CREEK-Produzent und Autor Tom Kapinos genießt seine neugewonnene Freiheit in vollen Zügen und bringt auf eine manchmal etwas zu aufdringliche Art wirklich jedes Thema zur Sprache, was auch nur irgendwie mit Sex zu tun hat. Egal ob Vasektomie oder Rimjob - hier werden Sie bedient! Da sieht man mal, was seifige Teenieserien für einen verheerenden Einfluss auf ihre Macher haben können.

Dass das Ganze aber trotzdem nie endgültig in pubertär-verklemmte Zotenreißerei, wie man sie aus so vielen US-Klamotten kennt, abfällt hat CALIFORNICATION genau zwei Umständen zu verdanken: Die Dialoge sind zackig, geschliffen und pointiert - hier kann jemand schreiben und hier schreibt jemand, der all das schon mal erlebt hat. Hier duftet es nicht nach klemmigem Teenie, sondern nach Mann. Und optisch transportiert wird das vom tollen Duchovny, der seinen Hank Moody als charmante Mischung aus Spitzbube, Sensibelchen, Macho und Lustmolch anlegt, dem man sein Verhalten - auch wenn man den Background Duchovnys (Behandlung wegen Sex-Abhängigkeit!) nicht kennt - zu hundert Prozent abnimmt. Einen weiteren Teil zur Funktionalität der Serie trägt auch die famose Natascha McElhone bei, das Zusammenspiel mit Duchovny ist pure Erotik, allein das Spiel mit den Augen und dieses vorsichtige Rantasten und wieder zurückziehen, selten hat eine Schauspielerin den Konflikt zwischen Begehren und Intellekt so überzeugend mit ihrem Körper gezeichnet.

Für die gröberen Spaßmomente in der zweiten Staffel sorgt der bereits erwähnte Evan Handler, der als Charlie Runkel jetzt endgültig aufdreht und als tragisches Moppelchen für einige der ulkig-bizarrsten Momente der letzten TV-Jahre sorgt. Doch zwischen all der Komik - und das macht die Serie schlussendlich so richtig großartig - drückt CALIFORNICATION auch immer mal wieder auf die Bremse und lässt sich Zeit für eindringlichere Momente, die klarmachen, dass dieses Panoptikum an bizarren Szenen und schräger Gestalten auch ein (überhöhtes) Abbild der modernen Gesellschaft ist. Einer Gesellschaft, die vor lauter Suche nach sich selbst nur allzu oft am eigentlichen Ziel vorbeirennt. Dabei liegt das wahre Glück oft in greifbarer Nähe.

DVD.
Das Doppel-DVD-Set präsentiert sich wie gehabt: Die zwei DVDs stecken in je einem Slim Case, beide Cases in einer stabilen Papphülle. Bild- und Ton sind, wie bei so einer brandaktuellen Produktion nichts anders zu erwarten, tipp-topp. Ärgerlich und auch etwas rätselhaft ist, dass nur die englische und die französische Tonspur im Dolby Digital 5.1-Format vorliegen, Deutsche und Italiener haben das Nachsehen: Einfacher 2.0 Surround. Was soll das?

Extras: Im kurzen Feature "Herz, Eier und Angebereien" erklären die Beteiligten ihre Rollen und/oder die Serie (gähn), "Caliwood" ist ein interaktives Feature, mit dem man sich durch Moodys Welt bewegen kann bzw. man erfährt Hintergründe zu Orte aus dem Film (halbwegs interessant), in "Wie heißt das Mädchen?" gibt's Ausschnitte mit Mädels aus dem Film (Blödsinn) und Bildergalerien ohne historischen Mehrwert sind sowieso das überflüssigste Feature aller Zeiten.








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