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FILM.
Auf dem Papier muß sich das gut angesehen haben. Bekannte Marke, ein gewisser Wiedererkennungswert, und dazu eine wahrlich bemerkenswerte Besetzung, die deutsches Comedy-Gold mit der Sahneschicht der hiesigen "seriösen" Schauspielzunft kombiniert: Christian Tramitz, Christian Ulmen, Christiane Paul, Jürgen Tarrach, Heino Ferch, Herbert Knaup, Moritz Bleibtreu und und und. Nur leider ist dabei nichts Gutes herausgekommen, und wenn man mal ganz ehrlich ist: Was habt Ihr Euch denn dabei gedacht? So gut kann sich das nämlich auch auf dem Papier nicht angesehen haben, denn welches Zielpublikum soll bitte mit einem Groschenroman-Helden angesprochen werden, der seine große Zeit in den 60ern hatte? Oliver Kalkofe hat sich mit seinen WIXXER-Filmen da besser abgesichert, indem er nämlich a) einen zwar platten, aber unbestritten prägnanten Titel wählte und b) seine Gagparade weit über die parodierten Edgar Wallace-Filme hinaus ausweitete und damit auch ein heutiges Publikum ansprach. Und, man muß es hinzufügen, die WIXXER-Filme waren tatsächlich witzig. JERRY COTTON ist es leider, leider nicht.
Dabei hat man durchaus das Gefühl, daß die Beteiligten mit Herz bei der Sache waren und das Ziel wirklich war, einen guten Film abzuliefern. Die Regie des Duos Boss und Stennert, die schon NEUES VOM WIXXER sehr flott über die Bühne brachten, ist einfallsreich und detailverliebt. Allerdings schießen die zwei Filmemacher hier weit über das Ziel hinaus: JERRY COTTON ist von Anfang total überinszeniert, zu viele visuelle Kapriolen, ausgefallene Einstellungen und vor allem zu viele Musikmontagen stehen dem Prinzip "Komödie" diametral gegenüber. Der Film ist viel zu hektisch, viel zu ruhelos, um komische Momente sich überhaupt erst entfalten zu lassen. Die Story - Jerry Cotton wird der Mord an seinem Partner angehängt - ist selbst für einen Klamauk zu dünn und viel zu fahrig und atemlos erzählt, während keiner Figur eine halbwegs schlüssige Einführung zugedacht wird. Dabei hätte gerade das Betuliche an der längst überholten Figur Cotton die Basis für einen konzentrierten Ulk mit etwas leiseren, aber dafür zielsicheren Gags geboten.
Den Darstellern kann man keinen Vorwurf machen, insbesondere Christian Tramitz überzeugt nach seiner überragenden Heinz Drache-Revue in NEUES VOM WIXXER erneut dadurch, daß er die Nummer sehr straight durchzieht. Während Heino Ferch als schwäbelnder Mann mit der Todeskralle amüsiert, Moritz Bleibtreu schön breit den Prollgangster gibt und Christiane Paul so heiß wie nie zuvor durch den Film stöckelt, merkt man Herbert Knaup schon an, daß Komödie nicht unbedingt seine Stärke ist. Und die als Dekoration eingesetzte Mònica Cruz ist vor allem die Schwester von Penelope. Christian Ulmen allerdings muß sich mit der so überzeichneten wie unausgegorenen Rolle des verklemmten Partners abrackern und steht mit ausgedehnten Scherzchen zum Fremdschämen hilflos im Geschehen herum. Auch die erwartbaren Cameos von Oliver Kalkofe und Bastian Pastewka wirken eher erzwungen, nur Frank Gierings Einsatz - übrigens sein Letzter - kann überraschen.
Mit etwas über 250.000 Zuschauern hat sich die aufwendige Krimiparodie als veritabler Flop erwiesen; ein Ergebnis, das man den Beteiligten zwar nicht gönnen möchte, bei dem man aber auch nicht sagen kann, es sei unverdient.
DVD.
Es lag zur Besprechung nur die Presse-DVD vor.
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