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KAPITELWAHL

ROBIN HOOD (USA/Großbritannien 2010)

von Marc Zeller

Original Titel. ROBIN HOOD
Laufzeit in Minuten. 149

Regie. RIDLEY SCOTT
Drehbuch. BRIAN HELGELAND . ETHAN REIFF . CYRUS VORIS
Musik. MARC STREITENFELD
Kamera. JOHN MATHIESON
Schnitt. PIETRO SCALIA
Darsteller. RUSSELL CROWE . CATE BLANCHETT . MAX VON SYDOW . WILLIAM HURT u.a.

Review Datum. 2010-10-11
Erscheinungsdatum. 2010-09-23
Vertrieb. UNIVERSAL

Bildformat. 2.40:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH . ENGLISCH . ARABISCH . DÄNISCH . FINNISCH . NORWEGISCH . SCHWEDISCH . I
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Seit Jahrhunderten geistert er durch Bücher, Opern und unzählige Filme: Robin Hood ist ein Helden-Dauerbrenner, ein spitzbübischer Werteverfechter von ungebrochener Popularität. Kino-Schwergewicht Ridley Scott, der ja bekanntlich immer mal wieder gern in historischen Gefilden wildert, hat sich in seinem neuesten Werk der Vorgeschichte des Bogenvirtuosen angenommen.

Bei einer Filmreihe würde man von einem Prequel sprechen: Der aktuelle ROBIN HOOD erzählt von der Zeit, als Robin Longstride (Russell Crowe) noch ein stinknormaler Soldat in der Armee des englischen Königs Richard Löwenherz war. Als das von vielen Schlachten gezeichnete Heer vom Kreuzzug zurückkehrt, herrscht auf der Insel das reinste Chaos: Intrigen spalten den königlichen Hof, die Franzosen stehen schon zur Invasion bereit, der Adel ist uneins und verärgert über die Machenschaften der Krone. Als Löwenherz im Kampf fällt, ist es ein schicksalhafter Zufall, der Robin als Überbringer der Todesnachricht nach London führt. Den französischen Intriganten, die bereits den Hof unterlaufen haben, ist der Unbekannte ein Dorn im Auge - er weiß zu viel über deren Pläne. Auf seiner Weiterreise nach Norden lernt der geschickte Schütze die Witwe Marion (Cate Blanchett) kennen, die am Rande der Verarmung steht. Als dann auch noch Meuchelmörder aufkreuzen, muss Longstride Farbe bekennen und zu dem Mann werden, der heute als Robin Hood bekannt ist ...

Ein vertrauter Charakter im neuen Gewand: Nichts ist geblieben vom gelackten Ambiente der 90er-Variante mit Kevin Costner - alles ist düsterer, rauer und brutaler. Ein Neustart also; und zwar einer ganz im Stil des 007-Relaunchs CASINO ROYALE oder der neuen Batman-Filme. Robin Hood begins, sozusagen.

Die Wackelkamera, die schnell geschnittenen Actionsequenzen, die reduzierte Farbpalette und der härtere Umgangston - all das soll einen zeitgemäßen Robin Hood zeigen, einen liebenswerten Draufgänger, der für seine Werte auch mal durch den Dreck watet. Der Volksheld von nebenan in einem Film, der die Geschichte hinter der Legende erzählen will, wenn man der Tagline glauben mag. Das kann man freilich nur bedingt: Scotts ROBIN HOOD konstruiert trotz aller Ambitionen, den Realismus hochzuhalten, doch nur weiter den Mythos - und schießt mit allzu verklärtem Blick die Grundidee wieder in den Wind. So halbgar wie die nicht zu Ende gedachte Charakterzeichnung ist der ganze Film: Bierernste Dialoge folgen auf unnötig albernen Slapstick; imposante Totalen wechseln sich mit billig wirkendem Kameragewackel ab; familientaugliche Crowdpleaser-Szenen mit Bruder Tuck und Co. geben sich mit blutigem Schwertgemetzel und Pfeilen im Kopf ein Stelldichein.

In diesen unausgegorenen Brei reiht sich die Handlung gut ein, die plump und völlig vergebens versucht, das fiktive Geschehen in der anerkannten Historie zu verankern. Richard Löwenherz, Robin Hood, die Kreuzzüge und die Vorbereitung der Magna Charta - Brian Helgelands Skript schustert munter eigene Ideen, geschichtliche Ereignisse, Sagen und mythische Personen in loser Reihenfolge aneinander, dass einem nur so schwindelig wird. Mitunter wirkt die Kombination, die Robin Hood nun auch noch zum Begründer der Demokratie stilisiert, so befremdlich, dass man fast noch König Artus und seine Tafelrunde erwartet, die mit Excalibur herangaloppieren und das illustre Sammelsurium komplettieren. Das bleibt dem Zuschauer glücklicherweise dann doch erspart; aber das ist dann auch schon das Einzige, wofür man bei diesem neuen Scott-Film dankbar sein kann.

Gerade vom Macher von GLADIATOR, bei dem einfach jedes perfekt geschliffene Rädchen das präzise, hochdramatische Uhrwerk antrieb, muss man mehr erwarten. Die üblichen Scottschen Zutaten sind schon präsent - jedoch funktionieren sie ohne rechten Unterbau kaum bis überhaupt nicht. Die gelungene Ausstattung verkommt zu belangloser Staffage, der Score plätschert statt zu packen, von epischer Erzählung finden sich bestenfalls krampfige Ansätze.

Schade, dass ausgerechnet ein Mann, für den Tiefgang nie nur graue Theorie war, seine Qualitäten für einen Action-Abenteuer-Dünnbrettbohrer Marke Bruckheimer aus dem Fenster wirft. Das ist nicht der Stoff, aus dem Scotts Filmschaffen ist - und so bleibt bei aller Würdelosigkeit doch das Wissen, dass der Altmeister es besser kann. Und die Hoffnung, dass er das bald auch wieder zeigen darf.

DVD.
Die DVD präsentiert den Director's Cut, der 16 Minuten länger läuft als die Kinofassung. Dabei gibt die technische Umsetzung, wie es sich für eine Veröffentlichung dieser Größenordnung gehört, keinen Anlass zur Kritik: Das Bild wirkt plastisch und gestochen scharf, der Ton kommt klar und druckvoll aus den Boxen. Weniger einwandfrei ist das Bonusmaterial: Ein paar unveröffentlichte Szenen, sonst nichts - das ist doch reichlich mager.








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