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KAPITELWAHL

WOLFMAN (USA 2010)

von André Becker

Original Titel. THE WOLFMAN
Laufzeit in Minuten. 114

Regie. JOE JOHNSTON
Drehbuch. DAVID SELF
Musik. DANNY ELFMAN
Kamera. SHELLY JOHNSON
Schnitt. DENNIS VIRKLER
Darsteller. BENICIO DEL TORO . ANTHONY HOPKINS . EMILY BLUNT . SIMON MERRELLS u.a.

Review Datum. 2010-09-13
Erscheinungsdatum. 2010-08-05
Vertrieb. UNIVERSAL

Bildformat. 2.35:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH . ENGLISCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit bis sich die Wiederaufbereitungs -maschinerie Hollywood an einem weiteren Horror-Subgenre vergreift und das zentrale Sujet in vermeintlich zeitgemäßer Form ins 21. Jahrhundert transformiert. Der Wolf im Manne bildete bereits in DER WOLFSMENSCH (1941) die narrative Grundlage für eine schaurig schöne und enorm stimmungsvoll inszenierte Horrormär. Seitdem haben sich sowohl zahlreiche Filmemacher aus der Traumfabrik, als auch Euro-Regisseure an der Werwolfthematik ausgetobt. Freilich mit unterschiedlichen Ergebnissen. Was erwartet aber nun den kritischen Zuschauer bei der neuesten Umsetzung? Als die ersten Trailer gesichtet waren sah zunächst alles nach einem opulent ausgestatteten Horrordrama mit Starbesetzung und Gothic-Flair aus. Anspruch statt Entertainment. Eher cineastisch ausgereiftes Erzählkino als plakativer Horrorschocker. Überraschenderweise verbindet WOLFMAN beide Ebenen miteinander und präsentiert sich irgendwo zwischen anspruchsvollem Gruseldrama und ruppiger Blut- und Gedärmeposse.

England im 19. Jahrhundert. Als der erfolgreiche Schauspieler Lawrence Talbot (Benicio Del Toro) vom mysteriösen Verschwinden seines Bruders erfährt, kehrt er in die einstige Heimat seiner Jugend zurück. In Blackmoor erwartet ihn allerdings nicht nur die schöne Witwe seines Bruders (Emily Blunt) sondern auch sein herrischer und emotional distanzierter Vater (Anthony Hopkins). Kurz nach seiner Ankunft erfährt Talbot außerdem, dass in der Nähe des Dorfes eine wilde wolfsähnliche Bestie ihr Unwesen treibt und bereits einige Leichen auf das Konto der blutrünstigen Kreatur gehen. Als Talbot schließlich bei einem brutalen Angriff auf ein Zigeunerlager selbst von der Gestalt verletzt wird, überschlagen sich die Ereignisse und der junge Schauspieler muss sich mit der animalischen Seite seines Wesens auseinandersetzen.

Es ist schon erstaunlich wie konsequent der, bisher kaum in Erscheinung getretene, Regisseur Joe Johnston (JURRASIC PARK 3, HIDALGO) hier zusammenbringt was nicht zusammen gehört. Während in den ersten zwanzig Minuten noch die über alles erhabene Ausstattung das Auge betört und die erlesenen Schauspieler wohl überlegte Sätze über die Lippen bringen, konterkariert Johnston den ersten Eindruck eines qualitativ hochwertigen Bilderreigens bald mit einer blutigen Werwolfattacke. Wenn die wild gewordene und mordlüsterne Bestie gleich reihenweise Unbeteiligte auseinander nimmt dürfte dem Arthouse-Publikum sicherlich schnell der Appetit vergehen. Aber auch diese Klientel möchte WOLFMAN zufrieden stellen und erstaunlicherweise geht die Rechnung sogar teilweise auf.

Obwohl der Film aufgrund der übertriebenen Gewaltdarstellungen und der mitunter herrlich absurden, aber leider auch nicht immer gelungenen Verwandlungsszenen eine große Schlagseite in Richtung Trash aufweist, funktioniert das Werk auch als Allegorie auf die tendenziell fließenden Übergänge zwischen Mensch und Tier. Zwar geht WOLFMAN bei der Thematisierung übergeordneter Fragen nicht gerade subtil vor, aber es ist Regisseur Johnston hoch anzurechnen, dass er zwischen all den Over-the-top Verwandlungssequenzen und Blutspritzereien auch noch ein wenig Zeit findet philosophisch angehauchte Problemstellungen zu integrieren und Konfliktfelder auf der zwischenmenschlichen Ebene filmisch aufzuarbeiten.

Das der Film auch die anspruchsvolleren Rezipienten nicht komplett vergrault liegt definitiv auch an den soliden schauspielerischen Leistungen. Anthony Hopkins agiert zwar streckenweise etwas lustlos, aber nichtsdestotrotz wird der Film allein durch die schiere Präsens seiner Person aufgewertet. Benicio Del Toro kann ebenfalls überzeugen und liefert eine gewohnt routinierte Vorstellung ab. Einzig und allein Emily Blunt scheint sich nicht recht wohl zu fühlen in ihrer Haut und wirkt fehlbesetzt.

WOLFMAN ist schlussendlich weder Fisch, noch Fleisch. Zu trashig und effekthascherisch für das anspruchsvolle Publikum und zu dezidiert prätentiös für die Horrorfilmfraktion. Wenn man sich jedoch erst einmal auf den Film und die eigenwillige Mischung aus Horror, Familiendrama und Zeitportrait eingelassen hat, steht einem kurzweiligen und teilweise auch intellektuell fordernden Filmabend nichts entgegen.

DVD.
Die technische Ausstattung kann sich auf jeden Fall sehen und hören lassen und bietet hervorragende Qualität auf allerhöchstem Niveau. Perfekte Farben und satte Soundeffekte sorgen dafür, dass optisch und akustisch keine Wünsche offen bleiben.








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