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KAPITELWAHL

SATURN 3 (USA 1980)

von Hasko Baumann

Original Titel. SATURN 3
Laufzeit in Minuten. 84

Regie. STANLEY DONEN
Drehbuch. MARTIN AMIS
Musik. ELMER BERNSTEIN
Kamera. BILLY WILLIAMS
Schnitt. RICHARD MARDEN
Darsteller. KIRK DOUGLAS . FARRAH FAWCETT . HARVEY KEITEL . EDWARD BISHOP u.a.

Review Datum. 2010-08-31
Erscheinungsdatum. 2010-05-14
Vertrieb. S.A.D.

Bildformat. 1.85:1
Tonformat. DEUTSCH (DD 2.0) . ENGLISCH (DD 2.0)
Untertitel. keine
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Es gibt Filme, bei denen ist die Geschichte ihre Entstehung interessanter als die, die der Film erzählt. SATURN 3 ist so einer. Es handelte sich um ein Herzensprojekt von Production Designer John Barry, dem ein Drehbuch von Martin Amis - ja, von dem Martin Amis, dem umstrittenen britischen Bestsellerautoren - vorlag und der sich bereits auf die Regie freute. Nachdem der berüchtigte Filmmogul Sir Lew Grade (oder, wie böse Zungen sagen "Low Grade") und seine Firma ITC Entertainment sich des Projektes annahmen, driftete SATURN 3 von der ausladenden Zukunftsvision Barrys in eine handfestere Richtung: Bei ITC dachte man sich, man könne auf den neuen Kassenknüllerzug "Science Fiction + Horror" aufspringen, in dessen Lokomotive ALIEN saß; außerdem versprach man sich von Farrah Fawcett in sparsamen Klamotten mit notgeilen Männern gefüllte Kinosäle. Barry musste sich nach einem Streit mit Hauptdarsteller Kirk Douglas um derlei Überlegungen keine Sorgen mehr machen: Er wurde gefeuert. Ersatz fand man, und da schüttelt man immer noch sprachlos den Kopf, in Altmeister Stanley Donen, der sich mit Klassikern wie SINGIN' IN THE RAIN, CHARADE und INDISKRET zwar unsterblich gemacht, aber nicht eben für den "Science Fiction + Horror"-Express empfohlen hatte. Donen wiederum störte sich an Harvey Keitels Brooklyn-Akzent, weswegen er ihn von einem gewissen Roy Dotrice nachsynchronisieren ließ. Ein Wunder, daß das überhaupt noch bezahlbar war, denn ITC mußte nach ihrem Superflop HEBT DIE TITANIC ordentlich einsparen, insbesondere auf Kosten des SATURN 3-Budgets. Kirk Douglas war laut Martin Amis hauptsächlich damit beschäftigt, nach Möglichkeiten zu suchen, sich nackt zu zeigen, weil er so stolz auf seinen für sein Alter recht knackigen Körper war. SATURN 3 kam schließlich in einer von Lew Grade heftig zusammengeschnittenen Version in die Kinos; so heftig, daß Komponist Elmer Bernstein seine Musik in weiten Teilen entfernen musste. Der ganze Aufwand und Ärger lohnte sich nur bedingt: SATURN 3 lief vor leeren Sälen und durfte sich nur über die Nominierung als "Schlechtester Film des Jahres" bei den "Goldenen Himbeeren" freuen.

Wer nach einer solchen Story und angesichts des schlechten Rufs dieses Films trotzdem noch Lust hat, ihn sich anzusehen, wird überrascht sein. In den ersten Minuten erstaunt SATURN 3 mit surrealen Bildern von maskierten Menschen in einer Raumstation, die auch aus einem Jodorowsky-Film stammen könnten, und dem schön verschraubten Score von Elmer Bernstein. Nach einem verblüffend heftigen Todesfall (ein Mann wird von einem Schutzgitter auseinandergesäbelt wie ein hartgekochtes Ei von einem Eierschneider) folgt eine fast schon poetische Szene, in der ein kleines Raumschiff durch die Saturnringe rast; man kann über die Qualität der Effekte geteilter Meinung sein, aber das hat was. Als der fiese Major Benson (Keitel) schließlich in der abgeschiedenen Forschungsstation Saturn 3 ankommt, trifft er dort auf das Kollegen- und Sexpärchen Adam (viril: Douglas) und Alex (megaheiß: Fawcett). Benson will einen Roboter namens Hector bauen, der den beiden die Arbeit abnimmt, kriegt aber beim Anblick von Alex auch schon feuchte Augen. Da Benson generell ein ziemlich gestörter Geselle ist, erweist es sich als wenig zuträglich, daß er Hector mit den eigenen Gedanken speist. Ärger ist vorprogrammiert sozusagen, und so heißt es bald auch wieder mal Mensch gegen Maschine.

SATURN 3 ist ein Kammerspiel mit sehr hübschen Bauten, einer attraktiven Besetzung (auch wenn diese nur auf Sparflamme agiert) und einer generell soghaften Atmosphäre, die von einer gewissen Versautheit noch zusätzlich angefacht wird. Es ist ein Jammer, daß Lew Grade sehr interessant klingende Sequenzen wie etwa die Mordphantasien von Adam und Alex oder Hectors brutalsten Angriff auf Benson herausschneiden ließ; SATURN 3 hat tatsächlich, so unfreiwillig komisch (Douglas beim Seilspringen und Joggen?) er mitunter sein mag, so wenig durchdacht er daherkommt, ein gewisses Potenzial. Und das hat auch Stanley Donen gesehen, der eine für Augenfreunde superfiese Szene genauso auswalzt wie eine beeindruckende Extremzeitlupe am Schluß. Keiner wußte bei diesem Film so recht, wohin; aber irgendwo sind sie doch gelandet.

DVD.
Ein superbilliges Menü, ein 4:3 Letterbox-Bild (das allerdings nicht so schlecht aussieht) sowie ein sehr schlechter deutscher Ton mit guter Synchro (wenn auch Klaus "Eastwood" Kindler etwas verloren auf Douglas hängt) und ein guter englischer Stereoton - das ist die DVD. "Ungeschnitten" übrigens, was bedeutet, daß man jetzt auch mal den Gitterfetzer und die abgetrennte Hand zu sehen kriegt.








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