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KAPITELWAHL

DAS ZIMMER IM SPIEGEL (Deutschland 2009)

von Christian Hellwig

Original Titel. DAS ZIMMER IM SPIEGEL
Laufzeit in Minuten. 105

Regie. RUDI GAUL
Drehbuch. RUDI GAUL . HEIKO VOSS
Musik. KONSTANTIN WECKER
Kamera. CHRISTIAN HARTMANN
Schnitt. DAVID PURVIANCE
Darsteller. KIRSTIN FISCHER . EVA WITTENZELLNER . DRAGAN MIJA KOVIC . KLAUS MÜNSTER u.a.

Review Datum. 2010-08-08
Erscheinungsdatum. 2010-07-15
Vertrieb. MFA+/ASCOT ELITE

Bildformat. 1.78:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1)
Untertitel. ENGLISCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
München, irgendwann in den 40er Jahren. Um den Schergen von der Gestapo und der SS zu entkommen und so den Krieg zu überleben, ist die jüdische Ärztin Luisa (Kirstin Fischer) von ihrem Mann in einer leerstehenden Dachgeschoßwohnung versteckt worden. Doch die Tage vergehen nur langsam. Zwischen Langeweile, gelegentlicher Klaviermusik sowie den seltenen Besuchen ihres Mannes, ist die junge Frau vor allem damit beschäftigt, nicht auf sich aufmerksam zu machen. Eines Tages bleiben die Besuche ihres Mannes aus, dafür steht plötzlich die Schauspielerin Judith (Eva Wittenzellner) vor der Tür. Diese habe, so behauptet sie, von Karl den Schlüssel zur Wohnung enthalten, da sie selbst im Widerstand sei und sich nun vor den Nazis verstecken müsse.

DAS ZIMMER IM SPIEGEL ist das Spielfilmdebüt des damaligen Studenten Rudi Gaul, das mit einer für heutige Verhältnisse lächerlichen Summe von circa 50.000 Euro realisiert wurde, sich dabei aber überaus ambitioniert gibt. Die Zeit des Nationalsozialismus ist in diesem Film weniger Thema, als Schablone. Zwar erfährt man über die von Luisa abgehörten Nachbarn einige Informationen über die Zeit, und natürlich ist die Judenverfolgung präsentes Thema, doch geht es in dem Film weniger um die Abbildung des Zeitkolorits der Nazi-Diktatur in Deutschland, sondern um die Auswirkungen von Angst, Zweifeln und vor allem Einsamkeit. Es ist gerade die Abbildung dieser Einsamkeit und der damit verbundenen Schwere des Langsamen, die Gaul auf gelungene Art und Weise einzufangen weiß. Ist man prinzipiell dazu geneigt, einen Film zu kritisieren, wenn er nicht vom Fleck zu kommen scheint, ist die abgebildete Langsamkeit in diesem Fall geradezu konstitutiv.

Kirstin Fischer spielt ihren Part zwischen Leere und Enge überzeugend, ausdruckstark und trägt den in nur einem Zimmer spielenden Film über die Zeit. Gleiches gilt für Eva Wittenzellner, die in ihrer kühlen Eleganz den passenden Gegenpart Fischers gibt. Beide Schauspielerinnen spielen vor einer Kulisse, die sich freimütig zwischen expressionistischer Bildsprache sowie Elementen aus der Literaturgeschichte hin und her pendelt. Die Nähe zu Vorbildern wie David Lynch ist offenkundig, ohne dass jedoch die Perfektion eines Lynch oder anderen Größen des Metiers erreicht wird. Dies als Maßstab an den Film anzulegen, wäre jedoch angesichts der zur Verfügung stehenden Mittel und der Tatsache eines Regiedebüts vermessen.

Nichts desto trotz muss angemerkt werden, dass es dem Film nicht immer gelingt zu überzeugen. Zu fragmentiert erscheinen einige Sequenzen, die sich nicht wirklich in DAS ZIMMER IM SPIEGEL einpassen mögen und so auf der Ebene der optischen Spielereien verharren. So bleibt der Film ein Experiment, das sich in seinem Anspruch wohltuend von der Masse gewöhnlicher Produktionen unterscheidet, auch wenn nicht alles gelingen mag. Insgesamt ein in optischer und darstellerischer Hinsicht interessanter Film, der mit seiner Verquickung von Realität und Imagination zwar nicht originell, aber überzeugend geraten ist.

DVD.
Es lag nur ein Screener ohne Menü oder Extras vor.








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