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FILM.
So ein B-Reißer darf ruhig ein bißchen einfach gestrickt sein. Etwa so: Junge trifft Mädchen. Mädchen wird von blödem Ex bedroht. Junge geht dazwischen. Junge fährt Mädchen Richtung Heimat. Unbekannter Böswatz verfolgt sie mit schwarzem Pick-Up. Schwarzer Pick-Up mangelt alles über den Haufen. Keiner glaubt Junge und Mädchen. Schwarzer Pick-Up verfolgt beide und läßt sich nicht abschütteln. Mittig kommt raus, wer am Steuer sitzt. Es knallt und kracht, dann fliegt alles in die Luft. Ende.
Ist doch in Ordnung? Da es sich bei ROAD RAGE um einen Fernsehfilm handelt, kommt man sofort zur Sache. Schon nach sieben Minuten greift der schwarze Pick-Up zum ersten Mal an und gönnt auch in den folgenden 80 Minuten dem fliehenden Pärchen nur selten Verschnaufpausen. Da macht sich die Wahl des Regisseurs bezahlt: Actionkenner Sidney J. Furie sitzt immerhin am Ruder und führt ein straffes Regiment. Zur Einordnung Furies wird reflexartig DER STÄHLERNE ADLER bemüht, aber der Mann hat immerhin mal Michael Caine als Harry Palmer dirigiert und Diana Ross in LADY SINGS THE BLUES Billie Holiday geben lassen; für Freunde des stärker gewürzten Filmspaßes kam von ihm THE ENITITY, und Trashfreunde könnten ohne SUPERMAN IV nicht weiterleben. Im knapp budgetierten Tischfeuerwerk ROAD RAGE weckt Furie ein recht wirkungsvoll realisiertes Gefühl für Höchstgeschwindigkeit. Ständig rasen Autos vorbei oder wir mit ihnen mit, die ganze Zeit Feuer frei, und wenn's dann am Ende einer solchen atemlosen Hatz mal kracht, werden die Stunts noch schön ausgespielt; Zeitlupe und mehrere Perspektiven, bis die Wrackteile über den Asphalt rappeln.
Problematisch wird es aber immer dann, wenn die Dialoge das Steuer übernehmen. Was soll man sich auch als verängstigtes/zorniges/gehetztes Pärchen auf der Flucht vorm großen Unbekannten erzählen außer "Festhalten" und vergleichbare Evergreens? Leider hat sich Drehbuchautor Greg Mellott für die Lösung "neckische Scharmützel zwischen Frau und Mann" entschieden. Bei dem, was sich Caspar Van Dien und Danielle Brett hier für Quatsch an den Kopf zu werfen haben, zieht es einem schon die Toleranzgrenzen auf links - zumal beide nicht gerade der De Niro und die Streep ihrer Generation sind. Furie versucht in solchen Szenen mit zappeligen Close-Ups die Geschwindigkeit zu halten, was schon nach wenigen Minuten enorm auf die Nüsse geht.
Dennoch handelt es sich hier um einen in seiner extremen Einfachheit sympathischen Vertreter oldschooliger Autoraser-Ware, der zwar in jeder Hinsicht hohl wie Brot ist, aber auch keinen enttäuscht, der einfach nur ein paar Verfolgungsjagden und Stunts sehen möchte. Wer weiß, worauf er sich hier einläßt, kann bedenkenlos einsteigen und sich danach wieder den wichtigen Dingen des Lebens widmen.
DVD.
Ordentliches Bild, ordentlicher Ton. Die deutsche Synchro liegt tot und topfig auf, hat aber immerhin Charles Rettinhaus als Van Dien zu bieten (hat man wohl mit Van Damme verwechselt). Ein extrem schneller Trailer und eine Trailershow, das ist das handelsübliche Angebot der "Twilight Classics" von Epix.
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