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KAPITELWAHL

WAXWORK - REISE ZURÜCK IN DER ZEIT (USA 1988)

von Hasko Baumann

Original Titel. WAXWORK
Laufzeit in Minuten. 90

Regie. ANTHONY HICKOX
Drehbuch. ANTHONY HICKOX
Musik. ROGER BELLON
Kamera. GERRY LIVELY
Schnitt. CHRISTOPHER CIBELLI
Darsteller. ZACH GALLIGAN . MICHELLE JOHNSON . DEBORAH FOREMAN . DAVID WARNER u.a.

Review Datum. 2010-05-30
Erscheinungsdatum. 2010-02-26
Vertrieb. EPIX MEDIA AG

Bildformat. 1.33:1
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . ENGLISCH (DD 2.0)
Untertitel. keine
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Ach ja, der US-Horror der späten 80er. Da war noch was los. Ständig kamen irgendwelche Latex- und Gummimonster um die Ecke, Dimensionsportale taten sich auf und in Traumsequenzen wurde sich wildestes Zeug zusammenfantasiert. So richtig gruselig war das zugegebenermaßen nur selten, aber vieles war originell, manches gar überraschend und nicht selten geriet der wohlige Schrecken geradezu subversiv. Einer der besonders versierten Meister des ausufernden Schockerkinos war der Brite Anthony Hickox, der in seinen Werken nicht nur inszenatorisches Geschick,sondern eine geradezu barocke Lust am Bösen zeigte. Hickox hat zwar seine kreativste Schaffenszeit erst Anfang der 90er gehabt - und das mit Filmen wie HELLRAISER III und WARLOCK II, die streng genommen gar nicht gut hätten werden dürfen, unter seiner Leitung aber ganz vorzüglich gelangen - aber 1988 betrat er die Landkarte mit WAXWORK, zweifelsohne einem der schönsten Vertreter im damaligen Genreangebot.

Das Drehbuch hat Hickox angeblich in gerade mal drei Tagen zusammengekloppt. Wenn das stimmt, möchte ich lieber Hundertschaften von Drei-Tage-Drehbüchern verfilmt sehen, bevor wieder ein Megalomane 14 Jahre an etwas herumschraubt, das sich am Ende als Videogame mit Schlümpfen entpuppt! Eine Gruppe von jungen Leuten kommt der dubiosen Einladung eines ebensolchen Leiters (David Warner) des örtlichen Wachsfigurenkabinetts nach, sich pünktlich um Mitternacht in seinem Etablissement einzufinden. Allen voran marschiert die schnippische Sexbombe China (Michelle Johnson), die ihren Verehrer Mark (Zach Galligan) am langen Arm verhungern läßt, während dieser doch von der jungfräulichen Sarah (Deborah Foreman) heimlich angeschmachtet wird. Die anderen drei sind mehr oder weniger Kanonenfutter, das macht aber nichts, fallen doch die verbalen Schlagabtäusche von China und Mark schon recht unterhaltsam aus. Das Wachsfigurenkabinett hat selbstredend ein dunkles Geheimnis: Es lockt mit Nachstellungen klassischer Horrormotive (Werwölfe, Vampire, Mumien und sogar Romeros Schwarzweiß-Zombies) und bietet für den ausgefallenen Geschmack sogar ein Marquis de Sade-Szenario. Wer sich neugierig über die Kordel wagt, wird in eine Parallelwelt gesogen, in der die Wachsfiguren nur allzu lebendig sind...

Die guten Schauspielleistungen seines jungen Ensembles und die souveränen Auftritte der alten Profis Warner, Patrick MacNee und John Rhys-Davies sind das Sahnehäubchen auf Hickox' cleverer Gruseltorte. Unten drunter findet sich auch eine sehr herzhafte Scheibe Blutwurst, denn schon in seinem Erstling hält sich der böse Brite nicht zurück. Es splattert ausgeprochen saftig und mit hoher Schlagzahl, wenn Werwölfe Menschen zerreißen, die Mumie Schädel zertritt oder, in der extrafiesen Vampir-Episode, das Blut eimerweise die weißen Kacheln hochspritzt. Hickox wäre aber nicht Hickox, wenn er nicht auch noch ein bißchen die kinky Sau rauslassen würde: Etwa in der Mumien-Sequenz wird ein ängstlich kauerndes junges Ding in Overknees eingesetzt wie ein fröhlicher Tropfen Andrew Blake-Tinktur in der Blutsuppe. Besonders ansprechend ist ihm aber die Szene geraten, in der sich die vorgeblich so zurückhaltende Sarah in die Welt des De Sade ziehen läßt und sich dort als devotes kleines Luder entpuppt. Hier gelingt es Hickox mal wieder, ziemlich knistrige Sexiness ins verspielte Gruselland Einzug halten zu lassen, was schon ein Alleinstellungsmerkmal dieses Filmemachers sein dürfte. Hier ist es ausgerechnet er selbst, der in einem Gastauftritt den von J. Kenneth Campbell wunderbar eitel gespielten De Sade zu weiterer Züchtigung der vor Lust bebenden Sarah auffordert.

Anthony Hickox hat nach dem dampfenden Sexthriller PAYBACK 1995 leider nichts Nenneswertes mehr auf die Reihe bekommen, aber mit diesem feinen Schmuckstück (und unglücklicherweise weit weniger mit dessen Sequel WAXWORK II - LOST IN TIME) hat er sich selbst ein Denkmal gesetzt. Ein immer wieder schön anzusehenes Juwel.

DVD.
Der Film hat mit dieser ungekürzten Veröffentlichung eine FSK 16 erhalten, was angesichts des überbordenden Geschmadders Wunder nimmt. Das Bild ist leider nicht erheblich besser als das von der VHS bekannte und liegt im Format 4:3 vor; zoomt man dieses auf 16:9-Größe auf, hat man eine überraschend stimmige Kadrierung. Der Originalton klingt ganz ausgezeichnet und hat ein paar recht dynamische Effekte, während der deutsche Ton zu laut und krachig ausfällt. Die Synchro ist okay. Extras leider keine bis auf einen ulkigen Trailer.








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