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KAPITELWAHL

DEFENDOR (Kanada/USA/Großbritannien 2009)

von Florian Lieb

Original Titel. DEFENDOR
Laufzeit in Minuten. 98

Regie. PETER STEBBINGS
Drehbuch. PETER STEBBINGS
Musik. JOHN ROWLEY
Kamera. DAVID GREENE
Schnitt. GEOFF ASHENHURST
Darsteller. WOODY HARRELSON . KAT DENNINGS . ELIAS KOTEAS . SANDRA OH u.a.

Review Datum. 2010-05-04
Erscheinungsdatum. 2010-05-20
Vertrieb. SONY PICTURES

Bildformat. 2.35:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH . ENGLISCH . TÜRKISCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Überall nur noch Superhelden. Batman, Spider-Man, Superman, Iron-Man - lauter Männer, die das Land wohl braucht. Aber 2010 hält einige Überraschungen bereit, regiert dieses Jahr weniger der Super- als der Anti-Held. In der Comic-Adaption THE LOSERS sehnen sich demnächst einige Ex-Soldaten nach Rache. So ganz ohne Superkräfte. Die besitzt auch der Held in KICK-ASS nicht, der, wie sein Kollege in SCOTT PILGRIM VS. THE WORLD eher zu den Slackern zu zählen ist. In all dem Trubel ist DEFENDOR total untergegangen. Das Regiedebüt des ziemlich unbekannten Schauspielers Peter Stebbings kommt in Deutschland direkt auf DVD heraus. Was in Anbetracht des Resultates sogar eine vertretbare Entscheidung sein dürfte.

Hier haben wir Arthur (Woody Harrelson), einen scheinbar etwas zurückgebliebenen Mann in seinen Vierzigern, der sich nachts als Superheld Defendor verkleidet, auf der Suche nach seinem Erzfeind Captain Industry. Der ist, wie so oft in Comic-Geschichten, für den Tod der Eltern, beziehungsweise in diesem Fall der Mutter, verantwortlich. Die wiederum verließ Arthur als Kind, um sich ihrer Drogensucht zu widmen. Was den Knirps dann auch ordentlich geschädigt zu haben scheint. Auf seiner Suche nach Captain Industry trifft Defendor dann auf den zwielichtigen verdeckten Ermittler Dooney (Elias Koteas), sowie die drogensüchtige Prostituierte Kat (Kat Dennings). Während er es sich mit Ersterem verscherzt, freundet er sich mit Letzterer an.

Als Erstes sollen die gelungenen Elemente von DEFENDOR angesprochen werden. Stebbings würdigt und verhohnepipelt sehr gelungen Superhelden und ihre Marotten. So spricht Arthur wie sich das gehört - KICK-ASS geht bisweilen in dieselbe Richtung - als Defendor in einer tieferen Stimme, haut Phrasen und Plattitüden heraus ("Trouble has a way of following me.") und verschwindet immer dann spurlos, wenn sich der Polizeichef gerade mal eine Sekunde umgedreht hat. Ein Cape besitzt er natürlich nicht, das brauche man schließlich nur zum Fliegen und er fliege ja nicht - wie er einem Untersuchungsrichter später erklärt. Und um sein Revier zu markieren kritzelt Defendor auf die Tür zu seinem wenig geheimen Geheimversteck dann passender Weise die Worte "defendoor". Auch Harrelsons Gadgets (Zitronensaft, wütende Wespen und vor allem: Murmeln) sind herrlich dämlich und dennoch erschreckend effektiv.

Damit hat es sich dann aber eigentlich auch. Neben einigen netten Einfällen hadert der Film nämlich zuvorderst mit seiner Handlung. Diese schwankt zwischen Ernst und Unernst, dreht sich schließlich im Kreis und wird irgendwann zäh wie Kaugummi. Arthur ist ein Normalo, der Zähne verliert, wenn man ihn schlägt. Stebbings verortet seine Geschichte somit bewusst in der Realität, sodass es befremdlich wirkt, dass der Polizeichef Defendor machen lässt, wie dieser denkt. So landet Arthur zwar zu Beginn im Verhörzimmer ,nachdem er Dooney zusammengeprügelt hat, aber als er selbstständig abhaut, macht sich die Polizei nicht die Mühe, ihn umgehend wieder einzusammeln. Auch die nebenbei erzählte und voraus greifende psychiatrische Einschätzung des Helden wirkt ob ihrer Auflösung letztlich unwahrscheinlich naiv. Ähnlich unsinnig ist das Verhalten von Gangster-Boss Kristic, der durch die Inkompetenz glänzt, Defendor zur Strecke zu bringen.

Somit ist DEFENDOR ein zweischneidiges Schwert, halten sich doch nette Momente - speziell die Dialoge zwischen Dooney und Defendor - und Mängel die Waage. Der Film ist grundsätzlich charmant, wozu auch die Darsteller beitragen, die fast hauptsächlich aus Koteas, Dennings und Harrelson bestehen. Letzterer spielt nicht zum ersten Mal einen eher unterbelichteten Helden (man erinnere sich an WAG THE DOG oder KINGPIN). Als DVD-Häppchen für Zwischendurch ist die Chose dann durchaus geeignet, für mehr fehlt jedoch die Konsequenz und entsprechende Umsetzung. Vielleicht macht es SUPER (mit Ellen Page, Liv Tyler, Rainn Wilson und Kevin Bacon) besser, der soeben von James Gunn abgedreht wurde und erstaunlich an DEFENDOR erinnert. Hie wie da treibt der Drogentod einer Frau den Protagonisten in seine Heldenstiefel, die ganz ohne Superkräfte auskommen müssen. Wie eingangs erwähnt: überall nur noch Superhelden.

DVD.
Bild und Ton können überzeugen, speziell die Dialoge werden nicht von unsäglichen Effekten überschattet. Als Extras gibt es einen Audiokommentar mit den beiden Hauptdarstellern und den Filmemachern, sowie eine Handvoll entfallene Szenen und Versprecher. Abgerundet wird das Ganze von fünf Featurettes - ein Making Of oder Interview hinsichtlich der genaueren Betrachtung von Superhelden-Elementen, die es in den Film geschafft haben, sucht man jedoch vergeblich. Dabei hätte sich das hier doch so schön angeboten. Im Gegensatz zu den USA müssen die Deutschen wie auch bereits bei BROTHERS BLOOM auf eine Blu-Ray-Auswertung verzichten.








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