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KAPITELWAHL

HORSEMEN (USA 2009)

von Hasko Baumann

Original Titel. HORSEMEN
Laufzeit in Minuten. 90

Regie. JONAS ÅCKERLUND
Drehbuch. DAVE CALLAHAM
Musik. JAN A.P. KACZMAREK
Kamera. ERIC BROMS
Schnitt. JIM MAY . TODD E. MILLER
Darsteller. DENNIS QUAID . ZIYI ZHANG . LOU TAYLOR PUCCI . CLIFTON COLLINS JR. u.a.

Review Datum. 2010-02-03
Erscheinungsdatum. 2010-02-04
Vertrieb. CONCORDE

Bildformat. 1.78:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DTS/DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Eigentlich standen ja alle Zeichen auf Sturm. Ein Serienkiller-Thriller von Jonas Åkerlund, dem Regisseur des wüsten Drogentrips SPUN und vor allem natürlich noch wüsterer Videoclips wie The Prodigys "Smack My Bitch Up". Und dann mittendrin auch noch Dennis Quaid, der sich zwar immer als stets verläßlicher, aber nicht allzu riskiofreudiger Hollywoodstar gezeigt hat. Mit Ziyi Zhang an seiner Seite und, wie der Trailer versprach, den erhofften alptraumhaften Bilderwelten, die Jonas Åkerlund dieses Mal in einen Genrerahmen sperren sollte. Großartig. Und tatsächlich, THE HORSEMEN fängt den großen Erwartungen entsprechend grandios an. Kanadische Kälte (in Winnipeg gedreht, der Film spielt aber rund um Detroit), Schnee und Eis, ein alter Mann findet einen zugedeckten Teller auf einem Sockel, er hebt den Deckel ab und sieht unsortiert herumliegende, offenbar herausgerissene Zähne. Der Beginn einer Mordserie. Der zuständige Detective ist Aidan Breslin (Dennis Quaid). Quaid ist so gut wie lange nicht mehr. Präsentierte er sich in den letzten Jahren vor allem stoisch und verbissen, oft stiernackig und immer mit maximal runtergezogenen Mundwinkeln, tritt er hier versoffen, verloren, unfrisiert und voller Weltschmerz den Dienst an. Sein Detective Breslin ist Witwer mit zwei heranwachsenden Söhnen, zu denen ihm jeglicher Zugang fehlt. Er vergißt, versäumt und vergeigt auch jede Möglichkeit, irgendwas daran zu ändern. Da sein neuer Fall mit weiteren ultrabrutalen Morden (aus der S/M-Welt der Suspension) seine volle Aufmerksamkeit abverlangt, gibt es auch keine Hoffnung auf Besserung.

So richtig sick wird's, als der Killer den immergleichen Peter Stormare zum Witwer macht und dessen Adoptivtochter Kristen (Ziyi Zhang) verstört zurückläßt. Oder auch nicht. Wenn Kristen von Breslin später tröstend umarmt wird und beteuert, es täte ihr "so leid" und Breslin fragt "Was muß Dir denn leid tun", kommt der beklemmendste Augenblick des Films, der klaffende Abgrund der Psychose tut sich auf. Ziyi Zhang ist viel gescholten worden für ihre Darstellung (und natürlich ist sie als Teenager absurd fehlbesetzt), aber mir hat sie Angst gemacht. Ihre Rätsel sind harte Nüsse für den Detective, der sich schließlich einem Mysterium gegenüber gestellt sieht, das sich des Bildes der Vier Apokalyptischen Reiter (=Horsemen) bedient. So weit, so gut; Jonas Åkerlund schafft eine beklemmende Welt voller Leid und Qual und Einsamkeit. Doch anstatt so richtig aus den Konventionen rauszubrechen, traut sich THE HORSEMEN doch nur einen übers Knie gebrochenen Supertwist zu. Den kann man schon ziemlich früh riechen, weil Åkerlund allzu penetrant auf bestimmten Figurenkonstellationen und Charakterisierungen rumreitet, aber man möchte einfach nicht glauben, daß es wirklich so bescheuert kommen soll.

Kommt es aber leider doch. THE HORSEMEN verliert sich und das zunächst interessante Gefüge völlig aus den Augen, hampelt von einer überzogenen Folterszene zum nächsten Flachdach-Dialog und mündet in ein unverschämt dümmliches Finale mit einer Auflösung zum Haare raufen und geradezu beschämendem Schluß. Es ist ein Jammer. Der Anfang, die Bilder, die sichere Regie Jonas Åkerlunds, das subtile Unbehagen und Dennis Quaid in großer Form; rückblickend möchte man fast schon wieder gnädig sein. Aber das wäre unehrlich. Was auch immer da ausgiebig nachgedreht wurde (und zwar, wie man hört, erst nach einem Jahr und in enormem Ausmaß) kann nicht gut gewesen sein für diesen Film. Denn THE HORSEMEN geht dann doch als horseshit ins Ziel.

DVD.
Der Ton ist ausgezeichnet, drückende Bässe rumpeln ein ständiges Gefühl der Beunruhigung herein. Das Bild ist scharf und kräftig, fällt aber durch einen zu starken Grünstich unangenehm auf. Schade! Die Synchro kann sich hören lassen, hauptsächlich wegen Thomas Danneberg, der einen wunderbar ausgemergelten Quaid abliefert. Als Extras bekommt man 11 Minuten entfallene Szenen zu sehen, die dem Film durchaus etwas mehr Tiefe (und Grusel) gegeben hätten (abgesehen von weiteren, bis zum Erbrechen redundanten Momenten, in denen gezeigt wird, was für ein schlechter Vater Breslin ist). Der Audiokommentar von Jonas Åkerlund und seinem Kameramann Eric Broms enttäuscht. Die beiden sind sehr trocken zusammen und gehen auch nicht ins Eingemachte. Die Nachdrehs werden erwähnt, aber nicht weiter erörtert; man erfährt viel technische Sachen und von der Begeisterung Åkerlunds für die Story. Oben drauf dann noch die gelungenen Trailer. Insgesamt eine akzeptable Veröffentlichung.








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