|
FILM.
Ein treffenderer Titel für KING NARESUAN – DER HERRSCHER VON SIAM wäre "Prince Naresuan – Der Thronfolger von Ayudhya", handelt es sich doch um den Mittelteil einer Trilogie, in der die Inthronisierung der Hauptfigur und die Einigung zahlreicher Kleinstaaten zum Königreich Siam im 16. Jahrhundert erst am Schluss steht. Im vorliegenden Film kann davon noch keine Rede sein, es wird an allen Fronten gekämpft und intrigiert, Bündnisse werden geschlossen und gelöst, die Übersicht kann einem auch ein sich sporadisch zu Wort meldender Off-Erzähler nicht einbläuen. Da konzentriert man sich lieber auf die Personen im Mittelpunkt der Geschichte anstatt auf den historischen und politischen Hintergrund. Prinz Naresuan ist nach burmesischer Gefangenschaft, in der er das Kriegshandwerk und buddhistische Philosophie lernte, nach Ayudhya zurückgekehrt, wo er seinen Status und seine Heimat gegen Nebenbuhler und aggressive Nachbarstaaten verteidigen muss. An seiner Seite zwei Kindheitsfreunde, die Hofdame Maneechan und der verwegene Kämpfer Boonthing, sowie die anfangs renitente Kriegerprinzessin Lerkin, auf die Boonthing ein Auge geworfen hat, während das Herz von Naresuan für Maneechan schlägt.
Viel Zeit für die Liebelei bleibt derweil nicht, denn nach anfänglichem Mäandern in Stop-and-Go-Dramaturgie ist die letzte Stunde von KING NARESUAN – DER HERRSCHER VON SIAM eine einzige Aneinanderreihung von großen Schlachten und kleinen Scharmützeln, die schon allein in der Maßlosigkeit staunen macht, mit der die Säbel rasseln, Kanonen donnern und Elefanten tröten. Da verzeiht man die Inszenierung, die trotz bewegungsfreudiger Kamera oft genauso steif wirkt wie die Schauspieler. Da vergisst man, dass die Hauptfigur hin und wieder so unsympathisch ist wie ihre Frisur, und da lässt man sich sogar wider besseren Wissens vom Pathos packen, das großzügig über alle 159 Minuten gestrichen wurde. Blutvergießen und Pulverdampf, Tempel und Paläste, Menschen, Tiere, sensationelle Kostüme – es gibt in Thailands bislang größtem Kinokassenerfolg so viel zu sehen, dass man gerne darüber hinwegsieht, dass die Story wohl nur komplett entschlüsseln kann, wer sich sehr ausführlich mit der Landesgeschichte auseinandergesetzt hat.
DVD.
Die Veröffentlichungspolitik ist hochgradig seltsam, aber sicher nicht der Schaden des Kunden: Auf der Bonus-DVD befindet sich der komplette, gut 2 ½-stündige erste Teil der Saga, KING NARESUAN – DIE GEISELNAHME VON BURMA. Warum man diesen Film einer eigenständigen Veröffentlichung als unwürdig erachtete, erschließt sich einem nicht, aber man weiß ja, wie man sich gegenüber geschenkten Gäulen verhält. Bei geschenkten Gäulen stört auch nicht, wenn sie lediglich untertitelt anstatt synchronisiert daherkommen. In KING NARESUAN – DIE GEISELNAHME VON BURMA rasseln vielleicht weniger Säbel, wird hier doch die Kindheitsgeschichte der drei Hauptfiguren erzählt, aber es handelt sich nichtsdestotrotz um einen opulenten, sehenswerten Historienfilm mit Statisten, Kostümen, Kanonen, Elefanten, Pferden, Fackelzügen und was sonst noch dazugehört. Die Figuren sind außerdem als Kinder sympathischer als später, die Kinderdarsteller sind goldig und agieren weit natürlicher als ihre erwachsenen Kollegen. Zum (etwas) besseren emotionalen und logischen Verständnis des zweiten Teils trägt der erste eh bei, der Zuschauer sei also angehalten, die korrekte Reihenfolge einzuhalten und ausnahmsweise mal die Extras zuerst zu schauen.
Das Bild beider DVDs ist etwas dunkel, aber die kräftigen Farben überleben es, wenn man die Helligkeit des Fernsehers aufdreht. Der Ton ist durchgehend einwandfrei. Nun muss nur noch jemand rausfinden, ob sich irgendwo der dritte Teil als Easter Egg versteckt.
|
|
|