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FILM.
Auch in der zweiten Runde der kunterbunten Weltraum-Serie aus den Swingin' Sixties geht die Post ab. Besonders funky ist eine Folge und die geht so: Der ewig coole Spock wird plötzlich von heftigen Gefühlswallungen gepackt (oder anders formuliert: Der Mann ist tierisch geil!) und muss ganz dringend zu herrlich bizarren Paarungsritualen auf den Heimatplaneten Vulkan. Dort brennt die Luft: Das Spitzohr-Haserl, das Spock im zarten Kinderalter versprochen wurde, hat eigentlich gar keine so rechte Lust auf den alten Muffelkopp und sorgt im Laufe der Handlung dafür, dass Captain Kirk und Spock, dem der Samen mittlerweile bis zur Hirnrinde steht, auf Leben und Tod miteinander kämpfen. Dank eines Wundermittelchens kommen aber beide lebend aus der Geschichte raus, Spock erkennt, was für ein Biest die ihm Versprochene ist und segelt – weiterhin Single - zusammen mit der Enterprise-Crew dem Abspann entgegen.
Das ist selbst für STAR TREK-Verhältnisse ein unglaubliches Balla-Balla-Geschichtchen, was aber – so soll guter Trash sein – von allen Beteiligten mit größtmöglichem Ernst durchgezogen wird. Wenn im Vorspann ein ungewohnt knurriger Spock einer Enterprise-Angestellten das soeben gebrachte Essen hinterher wirft, knallen die Sektkorken, denn man weiß, das werden gleich ganz spezielle 45 Minuten. Und spätestens bei der komplett wahnsinnigen Vermählungsparty reibt man sich dann entzückt die schwitzigen Hände und bedauert, dass solch schräger Unsinn heutzutage einfach nicht mehr produziert wird.
Es geht aber auch anders: Wieso ausgerechnet die Folge "Kennen Sie Tribbles?" als Highlight gilt, ist mir schleierhaft. Hier kriegen es Kirk und seine Homies mal wieder mit Klingonen zu tun und parallel dazu schleppt Lt. Uhura ein von einem windigen Dealer gekauftes Plüschtier ein, welches sich rasend vermehrt, aber später hilft, ein großes Unglück zu vermeiden. Die beiden Plot-Linien sind ungeschickt miteinander verwoben, der Humor kindisch, die Darsteller agieren auf Sparflamme.
Aber diese beiden Pole sind irgendwie symptomatisch für die ganze Serie: Auf der einen Seite finden sich gute, originelle und oftmals hemmungslos verspielte Folgen, auf der anderen Seite gibt's Ausschuss, bei dem selbst die kompakte Lauflänge kein Grund ist, nicht auf die Vorspultaste zu drücken. Aber gerade dieser What you see ist not always what you get-Faktor macht auch den Reiz dieser legendären Serie aus, denn Überraschungen sind selten geworden.
DVD.
Die Umsetzung ist an sich mal wieder tadellos: Das Bild wirkt frisch durchgewienert und zeigt nur in wenigen Stellen Schwächen in Form von Verunreinigungen oder farblichen Schwankungen. Der deutsche Ton liegt im klaren, rauschfreien Mono vor, wer Dolby Digital 5.1 will muss auf Englisch umschalten, kriegt da aber auch nicht soviel mehr geboten.
Der Vorteil ist allerdings, dass man keine Sprecherwechsel ertragen muss. Da – mal aus Straffungs- , mal aus Zensurgründen – hierzulande ganz schön an RAUMSCHIFF ENTERPRISE rumgewerkelt wurde, fehlen in der deutschen Version so manche Szenen. Diese sind in dieser restaurierten Edition zwar alle wieder vorhanden, wurden aber mit Sprechern synchronisiert, die nicht mal annährend Ähnlichkeiten mit den Originalsprechern haben. Das ist verwirrend und reißt raus. Ebenso irritierend wirken die aufpolierten Effekte, die hier z.T. komplett durch CGI-Effektszenen ersetzt wurden, was sich in die 60er-Jahre-Pappkulissenoptik aber nicht integriert, sondern ganz schön hervorsticht. Leider wurden die Originalversionen der Folgen nicht auf die DVD gepackt, man muss also mit dem PC-Gefrickel leben oder den geplanten Hauskauf verschieben und sich die sündhaft teure DVD-Box von 2004 zulegen. Die Bonus-Sektion lässt mal wieder nichts zu wünschen übrig: "Billy Blackburns Schatztruhe" geht in die zweite Runde, es gibt eine "Das Beste aus Raumschiff Enterprise"-Featurette, einen Beitrag zu einem der Autoren, eine Folge aus der animierten STAR TREK-Serie, Beiträge über Leonard Nimoy und Nichelle Nichols und vieles mehr. Austattungsmäßig absolute Referenz!
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