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FILM.
Mir war die Ehre vergönnt, das wohl letzte Interview mit Andy Sidaris vor seinem allzu frühen Ableben zu führen, und mir gelang es auch noch, den großen alten Mann des Busen & Geballer-Films zu vergrätzen. Zu einem Sidaris-Film gehört eigentlich ein Sechserträger Bier, behauptete ich, woraufhin er säuerlich entgegnete, seine Filme könne man auch bei Champagner genießen. Da will ich gar nicht widersprechen, nur scheint mir letzten Endes das Sixpack doch passender. Zu einem saftigen Cheeseburger von McDonald's würde man doch auch eher ein Bier als ein Glas Schampus leeren, oder? Und der Vergleich zu immergleichem, aber in den richtigen Momenten doch recht gut mundenden vitaminfreien Fast Food bietet sich bei Sidaris' Euvre an wie kein zweiter. Mit dem Film SEVEN schuf er 1979 den Archetyp all seiner folgenden Filme: Dünne Spionage- und Agentenstories, gesäumt von unspektakulärer Action und den Auftritten gut gebauter Girls, die letztlich eigentlicher Dreh- und Angelpunkt seiner Filme waren und dementsprechend immer mehr in den Vordergrund rückten - was nicht zuletzt an der mit fortschreitenden Jahren proportional anwachsenden Oberweite zu tun hatte.
Folgerichtig bekommen wir in seinem letzten Film RETURN TO SAVAGE BEACH , einer Art Fortsetzung seines "Klassikers" SAVAGE BEACH und irgendwie auch von DAY OF THE WARRIOR, geradezu absurd große Möpse zu sehen. Mit Shae Marks bollert sich ein Busen von beängstigendem Ausmaß ins Bild. Tatsächlich aber ist Sidaris von allzu grobem Sexismus immer weit entfernt geblieben. In seinen Filmen geben die Frauen den Ton an, sie entscheiden in den Actionszenen die Fights für sich und signalisieren deutlich, ob und wann sie Sex wollen. Die Männer, stets gut gebaute Hengste mit nicht allzu komplizierter Denke, fügen sich dankbar und streicheln in erstaunlich zahmen, ja geradezu romantischen Sexszenen an den geölten prallen Formen ihrer Partnerinnen herum. Das ist in Sachen "Erotik" - ein Wort, das mittlerweile eh schon eher nach altem Roggenbrötchen klingt - nicht unbedingt das, was den Puls in die Höhe treibt; Leidenschaft und atemloses Gebumse muß man anderswo suchen. Was in früheren Sidaris-Filmen wie etwa HARD TICKET TO HAWAII durchaus noch sexy war, wirkt hier leider nur noch steril und leidlich amüsant. Als Höhepunkte müssen die Szenen fungieren, in denen die Agentinnen ihre voluminösen Brüste in engen Klamotten zu verstauen haben.
Letztlich macht aber RETURN TO SAVAGE BEACH dennoch hier und da Spaß, vielleicht auch gerade wegen der visuell einfallslosen Regie, den hakeligen Actionszenen mit ihren hübschen Dummy-Explosionen und den dummen Typen, die sich an Julie Strain abzuarbeiten versuchen. Selbst der Böse wird, schwanzgesteuert wie sie eben sind, ständig von seiner Mätresse um den Finger gewickelt. Vielleicht ist das Sidaris' großes Verdienst: Feminismus so zu präsentieren, daß der Mann sich vergnügt davorsetzt, den Clip von der Bierdose reißt und sich unter Umständen sogar bemüßigt fühlt, den Lümmel in die Hand zu nehmen. Ach ja: Es geht um eine Computerdiskette, die den Weg zu einem Schatz weist. Und L.E.T.H.A.L. steht für "Legion to Ensure Total Harmony and Law". Schön, oder?
DVD.
Ton und Bild sind schon okay. Die deutsche Synchro sucht, besonders was die männlichen Sprecher angeht, vermutlich noch im 80er-Jahre-Porno ihresgleichen und trägt damit im Grunde zum Spaß bei. Das einzige Feature ist selten dämlich: Mit dem Menüpunkt "Action" gelangt man zu... den Actionszenen. Als wären die der Grund, sich einen Sidaris-Film anzusehen.
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