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KAPITELWAHL

DIE DIDI-BOX (Deutschland 1981-1988)

von Hasko Baumann

Original Titel. DIE DIDI-BOX
Laufzeit in Minuten. 530

Regie. diverse
Drehbuch. diverse
Musik. diverse
Kamera. diverse
Schnitt. diverse
Darsteller. DIETER HALLERVORDEN . GERT HAUCKE . MANFRED LEHMANN . GÜNTHER UNGEHEUER u.a.

Review Datum. 2009-05-04
Erscheinungsdatum. 2009-03-16
Vertrieb. TURBINE

Bildformat. 1.66:1/1.85:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 2.0)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Immer wieder haderte der deutsche Komiker Dieter Hallervorden mit seinem Image als "Didi", das er sich einst in der erfolgreichen Ulkserie "Nonstop Nonsens" selbst erarbeitet hat. Jedoch sollte man – und vor allem er selbst – zugestehen, daß Hallervorden in der Rolle als Slapstick-Tolpatsch mehr für den deutschen Humor getan hat als viele andere, die sich "Comedian" nennen dürfen. Die Amerikaner hatten Jerry Lewis, die Franzosen Louis de Funès. Bei uns gab es Didi, und der hat in einigen seiner Sketche und Filme teils absurde Highlights abgeliefert. Das Label "Turbine" kümmert sich liebevoll um seine Leistungen von damals und lenkt dabei dankenswerterweise die Aufmerksamkeit wieder ab vom mehr als zweifelhaften Spätwerk. Die Moderation Hallervordens der Samstagabend-Show "Verstehen Sie Spaß?", die vor leerem Saal aufgenommen und später gegen ein mit "Mr. Bean" zum Lachen genötigtes Publikum geschnitten wurde, und die zahnlose Politsatire "Spott-Light" stehen nämlich in ihrer Bedeutung diametral zu den Verdiensten als "Didi", was insbesondere Dieter Hallervorden seinen Frieden mit der Figur machen lassen sollte. Auch wenn die hier vorliegenden Kinoabenteuer von sehr unterschiedlicher Qualität sind.

ACH DU LIEBER HARRY (1981)
Regie Jean Girault, der zehn Filme mit Louis De Funès gemacht hat.
Profilierte Nebendarsteller Eine 30jährige Iris Berben, außerdem unser aller Manfred Lehmann sowie Veteran Jacques Marin, der allerdings von Klaus Schwarzkopf – recht unpassend – synchronisiert wird.
Kinozuschauer 1.345.040
Worum geht's? Der glücklose Privatdetektiv Harry App (Hallervorden) erhält von einer alten Dame den Auftrag, das Kaninchen Mister Theo mit dem Zug wohlbehalten in die Schweiz zu bringen. Allerdings wollen zwei dubiose Gauner (Lehmann & Marin) dem Rammler ebenso an die Löffel wie eine attraktive Reisende (Berben). Ein Abenteuer, das dem trotteligen App Gelegenheit gibt, über sich hinaus zu wachsen.
Bester Gag Ein selbstverliebter Magier "zaubert" zu seiner eigenen Überraschung Harry App ins Zugfenster. Ansonsten sieht es mit Lachern ziemlich dünne aus.
Didi-Faktor Sehr hoch. Die ursprünglich fürs Fernsehen produzierte Mischung aus Slapstick und Boulevardkomödie sieht wie ein verlängertes "Nonstop Nonsens" aus. Hallervorden erhält ausreichend Gelegenheit, seine als Didi patentierten Grimassen ("hö-hö-hö") und schulterzuckenden Abgänge abzurufen, und wie in der Fernsehserie werden auch hier einige "Actionszenen" schneller abgespielt. Während Hallervorden sich mit eigenen Stunts richtig reinhing, interessierte sich der französische Komödienregisseur Girault laut Aussage Hallervordens hauptsächlich für den Wein zum Mittagessen. So sieht der Film auch aus.
Immerhin! Hallervorden singt Vorspann- und auch Abspannsong selbst. Und zwar ganz gut!

DER SCHNÜFFLER (1983)
Regie Ottokar Runz, Bundesfilmpreisträger für DER LORD VON BARMBECK (1973).
Profilierte Nebendarsteller Und ob. Manne Lehmann ist wieder mit dabei, außerdem Siegfried Wisinewski, Tilo Prückner, Gustl "Meister Eder" Bayrhammr und Eddie "Lemmy Caution" Constantine.
Kinozuschauer 694.233
Worum geht's? Hallervorden spielt den einfach gestrickten Taxifahrer Herbert Böckmann, dem bei einer Nachtfahrt eine Leiche ins Taxi gesetzt wird. Fortan sind KGB und CIA hinter ihm her. Erst die vermeintlich magische Schnüffelflasche einer attraktiven Ärztin macht Böckmann zum Berliner James Bond.
Bester Gag In der fünften Klasse war der große Brüller natürlich "Scheißspiel, was?"- aber die Nummer eins ist ganz klar "Pension Augsburg? Die ist doch nicht hier. Die ist im ersten Stock!"
Didi-Faktor Anfangs hoch – als ahnungsloser Alt-Berliner läßt Hallervorden noch ganz schön den Didi raushängen. Da sich der Film aber zunehmend als Actionkomödie begreift und Böckmanns supercooles Schnüffel-Alter Ego immer häufiger zum Zug kommt, tritt der Schauspieler Hallervorden in den Vordergrund. Nach einer flotten halben Stunde verliert DER SCHNÜFFLER leider etwas an Fahrt, und die Continuity ist – besonders bei den Autojagden – katastrophal. Für Nostalgiker gibt es aber jede Menge Aufnahmen vom alten West-Berlin.
Immerhin: Für die Stunts hat man sich ein paar französische Profis geholt – Böckmanns Taxi darf sogar über eine explodierende Zapfsäule fahren! Und Hallervorden singt den von Faltermeyer für die Dorfdisco komponierten Titelsong.

DIDI – DER DOPPELGÄNGER (1984)
Regie Reinhard Schwabenitzky.
Profilierte Nebendarsteller Schon wieder Manne Lehmann! Wieder mit dabei außerdem Tilo Prückner. Aus der Rolle fällt Ruth Maria Kubitschek, die offenbar nicht weiß, daß sie in einer Komödie spielt. Winfried Glatzeder war damals auch schon im Westen.
Kinozuschauer 2.191.965
Worum geht's? Kneipenbesitzer Bruno Koob und Unternehmer Hans Immer (beide: Dieter Hallervorden) sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Als der eiskalte Immer von kriminellen Plänen gegen ihn erfährt, heuert er den nichtsahnen Koob als Ersatz an und macht sich mit seiner Geliebten aus dem Staub. Doch Koob macht ihm mehr als einen Strich durch die Rechnung.
Bester Gag Der erste Arbeitstag Koobs in der Rolle als Immer ist ein fünfzehnminütiges Highlight in Hallervordens Filmkarriere.
Didi-Faktor Im Grunde halbiert. Als Koob muß sich Hallervorden zwar schon nach fünf Filmminuten den Inhalt eines Zapfhahns über die Rübe gießen, zieht aber in der Doppelrolle alle Register. Besonders als Immer – oder bei Koobs Versuchen, so wie Immer zu sein – zeigt sich der Komiker in schauspielerischer Bestform. Trotz einiger überflüssiger Slapstick-Kapriolen und der billig-dudeligen Musik von Harold Faltermeyer ist DIDI – DER DOPPELGÄNGER nicht ohne Grund Hallervordes größter Kassenschlager geworden: Ein durchaus gewitzter Ulk von hohem Unterhaltungswert.
Immerhin! Eine Verfolgungsjagd steigert sich von kleinen Kalamitäten zur echten Stuntshow mit spektakulären Crashs.

DIDI UND DIE RACHE DER ENTERBTEN (1985)
Regie Christian Rateuke und Dieter Hallervorden.
Profilierte Nebendarsteller Gert Haucke ist kurz dabei, aber die große Überraschung ist das Mitwirken Wolfgang Kielings, der hier seine letzte Rolle stark unterfordert mit Würde absolviert.
Kinozuschauer 1.530.985
Worum geht's? Der stinkreiche Bänker Gustav Böllemann (Hallervorden) segnet das Zeitliche und hinterläßt 30 Millionen Erben. Seine fünf nominellen Erben (alle: Hallervorden) gehen allerdings leer aus. Böllemann hat alles seinem entfernten Verwandten Dieter Dödel (Hallervorden) vermacht, dem nunmehr die Verprellten ans Leder wollen.
Bester Gag Die Slapsticknummer mit Dödel und zwei Rollkoffern ist nett, aber auch keine Großtat in einem an guten Gags leider sehr armen Film.
Didi-Faktor Extrem hoch. In sieben Rollen setzt es "Hö-hö-hö" und "Ääähhh" bis zum Erbrechen, und der Flachlandklamauk beackert ausnahmslos "Nonstop Nonsens"-Felder. Hallervordens Ambitionen in allen Ehren, aber diese aus den Fugen geratene Mischung aus ADEL VERPFLICHTET und dem absurden Irrsinn von DIE ABENTEUER DES RABBI JACOB verfehlt die großen Vorbilder und beginnt nach einer halben Stunde einfach nur noch zu nerven. Günther Fischer, der noch heute Fernsehserien beschallt, tut mit seiner fürchterlichen Synthi-Mucke ein Übriges.
Immerhin! Die Illusion, mehrere Didis vor sich zu sehen, ist erstaunlich überzeugend bewerkstelligt worden.

DIDI AUF VOLLEN TOUREN (1986)
Regie Wigbert Wicker, der sich wohl mit CAR-NAPPING für den Job empfohlen hat.
Profilierte Nebendarsteller Und ob: Hans Peter Hallwachs, wieder Gert Haucke und oben drauf der große Günther Ungeheuer. Didis Partner Bernard Menez spielte in zahlreichen Komödien und war 2004 in Frankreich Präsidentschaftskandidat. In Nebenrollen noch eine Vielzahl bekannter Gesichter. An der Kamera übrigens Joseph Vilsmaier.
Kinozuschauer 1.691.448
Worum geht's? Ahnungslos befördert der ahnungslose frischgebackene Trucker Didi (Hallervorden) hochexplosive Ladung, die er für Altöl-Fässer hält, nach Frankreich. Schon bald sind die Polizei und ein gewisser Marcel (Bernard Menez) hinter ihm her.
Bester Gag Ich habe nicht gelacht.
Didi-Faktor Nach einem sehr Didi-typischen Anfang eher gering. Tatsächlich bewegt sich Didi im Laufe des Films immer weiter weg vom Image des Volltrottels und läßt mitunter sogar die coole Sau raushängen. Die Handlung steht im Vordergrund, und Hallervorden ordnet sich unter. Leider ist Menez nicht der Widerpart, den dieser Film braucht – das hier hätte schon in Richtung Richard/Dépardieu gehen müssen - und obwohl DIDI AUF VOLLEN TOUREN die bis dahin kompetenteste Kinokomödie Hallervordens darstellt, kann kein ausgesprochener Unterhaltungswert zugesprochen werden. Als Actionfilm sticht der Film nicht genug heraus, und als Komödie ist er schlicht nicht witzig genug. Und die Sache mit der Synthiemucke wird immer schlimmer.
Immerhin! Bei den Stunts durften auch die Franzosen ran, und dementsprechend darf man auch den Abhang runterkullernde Truckanhänger sehen.

DER EXPERTE (1988)
Regie Reinhard Schwabenitzky.
Profilierte Nebendarsteller Günther Ungeheuer schaut kurz vorbei, Gert Haucke hat eine größere Rolle – das sind die Hallervorden-Veteranen. Peter Fricke bekommt leider zu wenig zu tun, genau wie Max Tidof und ein noch sehr junger Jan Fedder.
Kinozuschauer 771.108
Worum geht's? Der politverdrossene Autoschrauber Willi Schulze (Hallervorden) verliert bei einem spektakulären Unfall sein Gedächtnis und tauscht seine Identität mit dem amerikanischen Wahlkampfexperten Willi Schneider. Fortan möbelt Schulze die angeschlagene DVP wieder auf.
Bester Gag Keine echten Schenkelklopfer auszumachen.
Didi-Faktor Minimal. Dies sollte wohl Dieter Hallervordens Abkehr vom lauten Klamauk hin zu einem hintersinnigeren Humor in Form einer Politsatire markieren. Interessanterweise bekommt man im Trailer nicht nur mehr Slapstick, sondern auch das typische "Hö-hö-hö" zu sehen – Szenen, die man im fertigen Film vergeblich sucht. Es ist fast tragisch, daß man bei der Vermarktung des Films dem neuen Kurs wohl selbst nicht so recht getraut hat. Hallervorden hält sich im Film zurück und kann besonders im Zusammenspiel mit einem flüchtigen Heimkind Sympathiepunkte sammeln. Leider hat die Satire keinen Biß, aus der Prämisse wird nichts gemacht und besonders im Vergleich mit dem ähnlich gelagerten PAPAGEI muß der zwar sicher, aber nicht allzu einfallsreich inszenierte EXPERTE Federn lassen. So gingen auch die zahlenden Besucher an den Kinokassen gegenüber dem Vorgänger um die Hälfte zurück. Gut gemeint – oft das Gegenteil von gut gemacht.
Immerhin! Der eindrucksvolle Stunt, der zu Willis Gedächtnisverlust führt, stellte damals den Rekord für den weitesten Autosprung dar.

DVD.
Die Filme sehen gut aus, klingen gut, und sind allesamt - auch die 1.66:1-Formate - auf 16:9 zu begutachten. Als Extras gibt es jeweils den Trailer. Die DVDs befinden sich in Slim Cases in einem Schuber - sowohl die Einzel-DVDs (mit dem Originalplakatmotiv) als auch der Schuber (mit akzeptabler Zeichnung vom schlimmen Casaro) sind sehr schön gestaltet worden. Wer mehr will, sollte sich die Special Editions von Turbine holen, die mit exquisitem Bonusmaterial liebevoll ausgestattet wurden. Wer nur die Filme sehen will, ist mit dieser Box bestens bedient.








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