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FILM.
SLEEPER CELL besticht auf dem Papier zunächst einmal mit einem relativ originellen Konzept. Quasi als Gegenentwurf zu reaktionären, xenophoben Actionserien wie 24 wird hier die These in den Raum geworfen, dass der Terror nicht von draußen kommt, sondern längst unter uns wütet und sich stereotypen Klassifizierungsmerkmalen, wie sie im Unterhaltungssektor vor allem im Genrebereich, aber auch im realen Leben von depperten Präsidenten-Schurken immer noch allzu gerne behauptet werden bzw. wurden, entzieht.
SLEEPER CELL stellt eine islamistische Terrorzelle unter Führung des charismatischen Arabers Farik (tolle Mischung aus Charme und Tod: Oded Fehr), die einen großen Anschlag plant, in den Mittelpunkt. Seine Truppe setzt sich aus Leuten zusammen, die man so nicht unbedingt erwarten würde: Da ist der zum Islam konvertierte, blonde Bilderbuch-Amerikaner Thommy. Oder der ebenfalls konvertierte Franzose und ehemalige Skinhead Christian. Oder der bosnische Mathelehrer Ilija, der gerne alte Hip-Hop Alben hört. Man merkt, SLEEPER CELL versucht schon bei den Antagonisten sämtliche Klischees aufzuweichen, den bösen, bärtigen Bombenleger sucht man hier vergeblich. Und auch der Held ist kein ruppiger Ami, der nach dem Motto "Erst schießen, dann fragen." die bösen Jungs ins Jenseits pustet. Darwyn al-Hakim (eine Mischung aus Verzweiflung, Einsamkeit und unterdrückter Aggression: Michael Ealy) ist FBI Agent, gläubiger Moslem und hat den Auftrag die Truppe zu infiltrieren, was auf insgesamt 10 Folgen aufgefächert wird, in denen man die einzelnen Charaktere näher kennen lernt, Interessantes über die Finanzierungsmöglichkeiten von Terrorgruppen und auch so einiges über die wahre Bedeutung des Korans erfährt.
Hier liegt auch der Stolperstein von SLEEPER CELL: Man merkt, dass die Serie noch unter der Bush-Regierung entstanden ist, so emsig wird sich hier um Aufklärung und Differenzierung bemüht und für Toleranz geworben. Das ist lobenswert, wirkt aber nach der Bush-Ablöse und den damit einhergegangenen Veränderungen ein wenig zu spät gekommen, was man der 2005 gedrehten Serie aber natürlich nicht wirklich ankreiden kann. Anlasten kann man den Machern aber sehr wohl, dass der belehrende Zeigestock etwas zu oft und zu schmerzhaft auf die Rücken der Zuschauer klatscht: Wenn Hauptdarsteller Ealy in der S-Bahn junge Rowdies verdrischt und nebenbei ethnische Aufklärung betreibt möchte man mit den Zähnen knirschen bis die Kronen rausfliegen, so dick aufgetragen wird hier. Und genau deswegen kann SLEEPER CELL trotz tadelloser Umsetzung, guten Schauspielern und einem interessanten Ansatz eigentlich auch nicht so recht weiterempfohlen werden.
DVD.
Die vier DVDs stecken in vier Slim Cases, was etwas aufgebläht wirkt, da sich auf der vierten DVD gerade mal eine Folge und eine 15minütiges Featurette befindet. Die Bildqualität ist ganz hervorragend: Satte Farben, sehr scharf, keinerlei Rauschmuster. Der englische Ton (DD5.1) ist für eine TV-Produktion überdurchschnittlich und wartet mit vielen Surround-Effekten auf. Der deutsche Ton wurde bloß im Dolby Digital 2.0 aufgespielt, klingt aber ebenfalls ziemlich satt, nur bei den Surround-Effekten muss man halt einen Abstrich machen.
Die Bonus-Sektion ist mehr als mau: Ein gerade mal 15minütige Mischung aus Making Of und Interviews ist schon extrem sparsam. Merkwürdig auch, dass – obwohl überall als Season 1 – gelistet, sich auf der Box keine Angaben finden, dass es sich um die erste Staffel handelt.
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