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KAPITELWAHL

BARBAREN BOX VOL.1 (Italien 1982-1984)

von Thorsten Hanisch

Original Titel. BARBAREN BOX VOL.1
Laufzeit in Minuten. 353

Regie. JOE D'AMATO . UMBERTO LENZI . TONINO RICCI
Drehbuch. diverse
Musik. CARLO MARIA CORDIO . CARLO RUSTICHELLI . GUIDO DE ANGELIS
Kamera. JOE D'AMATO . GIANCARLO FERRANDO . GIOVANNI BERGAMINI
Schnitt. DAVID FRAMER . EUGENIO ALABISO . VINCENZO TOMASSI
Darsteller. MILES O'KEEFFE . SABRINA SIANI .GEORGE EASTMAN . SAM PASCO u.a.

Review Datum. 2008-11-16
Erscheinungsdatum. 2008-08-27
Vertrieb. MIG/EUROVIDEO

Bildformat. 1.33:1/1.66:1/1.85:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 1.0)
Untertitel. keine
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Als John Milius 1982 in Gestalt von Arnold Schwarzenegger das muskelstrotzende Power-Paket CONAN DER BARBAR ins Rennen schickte und dieser auch entsprechenden Umsatz mit nach Hause brachte, standen natürlich sofort unsere Nachbarn aus dem Land der heißblütigen Frauen auf der Matte und es folgte eine kurze Welle an Filmen mit muskelbepackten, waffenstarrenden Alpha-Männchen die sich mit allerhand Kampfwerkzeug gegenseitig auf die Omme kloppten. Die oft superheißen Beta-Weibchen durften zwar dann und wann auch mal zur Klinge greifen, wurden aber primär gerettet oder begattet.

Keine dieser Blaupausen konnte natürlich je auch nur annährend der amerikanischen Inspirationsquelle das Wasser reichen, aber wie so oft bestechen die Italiener mit diesem ganz gewissen, drolligen Charme, der vor allem daher rührt, dass sich die Ernsthaftigkeit des Gebotenen oft extrem mit der mangelhaften Ausführung beißt. Das führte zu ganz schön wechselhaften Resultaten, was uns die vier in dieser Box versammelten Filme wunderbar veranschaulichen, weswegen wir uns jetzt auch von oben nach unten durcharbeiten:

BARBAREN-STÄRKER ALS FEUER UND EISEN ist der beste Film der Box. Umberto Lenzi - dessen Fehltritte DIE RACHE DER KANNIBALEN und LEBENDIG GEFRESSEN bis heute nur allzu oft vergessen machen, dass der Mann durchaus was auf dem Kasten hat - löst sich hier etwas von CONAN und erzählt vom bösen George Eastman, der eines Tages das Eisen entdeckt und - wie der Mensch halt so ist - sich als erstes dran macht, Waffen zu schmieden und alle anderen Völker zu unterjochen. Angestachelt wird George von der heißen Pamela Prati (der permanent die linke Brust aus dem Halter hüpft), die auch die meiste Zeit das Reden übernimmt.
Das geht natürlich nicht und so macht sich Bodybuilder Sam Presco in seinem bis heute einzigen Leinwand-Auftritt zusammen mit der leckeren Elvire Audray (den Italofans wahrscheinlich aus AMAZONIA: THE CATHERINE MILES STORY in bester Erinnerung) auf, dem Maneater Einhalt zu gebieten. Der rasante, actionreiche Film leidet eigentlich nur an seinen stellenweise geballt auftretenden Glückskeks-Weisheiten ("Mogos Stamm hat keine Waffen. Waffen bringen nur Unglück."), ansonsten holt Lenzi aus dem von Luciano Martino produzierten Werk alles raus, was geht: Es gibt schöne Landschaftsaufnahmen, der Einsatz von Stock Footage hält sich relativ in Grenzen bzw. wurde nicht ganz so schlampig wie in ähnlichen Vertretern gelöst, ein halbwegs durchdachter Plot (in Filmen dieser Art keine Selbstverständlichkeit!) ist vorhanden und über George Eastman und William Berger (als pflanzenessender Pazifist Mogo) freuen wir uns doch immer! Überaus gelungen ist auch der Soundtrack der Angelis-Brüder und erwähnen könnte man noch, dass gutwillige Menschen vor allem dank Eastman/Prati den Film als Weltkrieg II-Analogie sehen, aber wir wollen die Kirche mal schön im Dorf lassen, ne?

Mit ATOR - DER BARBAR geht's dann eine Etage tiefer. Joe D'Amato war schon immer ein ganz Fixer und so schickte good ol' Joe noch im CONAN-Veröffentlichungsjahr in Gestalt von Miles O'Keeffe einen weiteren Testosteron-Protz ins Rennen um die Lira der heimischen Kinogänger. Wie schnell offenbar produziert wurde, wird besonders im berühmt-berüchtigten Finale klar. Hier kämpft ATOR gegen einen halben Spezial-Effekt, eine Riesenspinne, die nur zum Teil gebaut wurde und dementsprechend auch nie komplett zu sehen ist. Und auch sonst merkt man dem Film das Mager-Budget an allen Ecken und Enden an: Kulissen gibt's kaum, man tummelt sich vornehmlich im Wald und diversen römischen Ruinen und Massenszenen finden sich ebenfalls nicht, so besteht die gefürchtete Reitertruppe des Fieslings Dakkars aus gerade mal 10-15 Mann. Kurzweilig ist das Filmsche dennoch: Der dünne Plot hangelt sich von Ereignis zu Ereignis und so ist - wie es in einem guten B- bzw. C-Film sein sollte - nahezu ständig was los und immerhin darf man hier einen Schwertschwinger gegen einen Schatten (!!!) kämpfen sehen, was tricktechnisch auf eine solch unbekümmert-dreiste Art gelöst wurde, dass man sich nicht wundert, dass ATOR bis zum heutigen Tag einen besonderen Stellenwert in den Herzen der Italo-Fans hat.

Um allerdings die Fortsetzung ATOR - DER BARBAR KEHRT ZURÜCK ins Herz zu schließen, muss man schon zur ganz hartgesottenen Truppe zählen, denn es liegt viel im Argen: Laut D'Amato wurde das Sequel nur gedreht um den bestehenden Vertrag mit O'Keeffe zu nutzen, ein Drehbuch war quasi nicht vorhanden, es wurde für verschiedene Örtlichkeiten gerade mal eine Kulisse verwendet, der ganze Film ist so hingeschlampt, dass selbst die lange Rückblende am Anfang (alter B-Filmer-Trick um das Werk auf Spielfilmlänge zu bringen) zwar Ausschnitte aus Teil eins verwendet, aber eine fast komplett andere Geschichte erzählt! Apropos erzählt: Geredet wird ganz schön viel, zuviel für einen Film mit einer solchen Darstellergarde. Nur gegen Ende kommt ATOR - DER BARBAR KEHRT ZURÜCK dann doch etwas in Fahrt: Den Kampf gegen die Riesenschlange ist eine Szene für die Ewigkeit und als Ator sich am Ende via Hängegleiter in die Luft schwingt um seine Feinde aus der Höhe anzugreifen und zur Wahrung der Flugillusion Stock Footage dazwischengeschnitten wird, die an einer Stelle eine offensichtlich bayrische (!) Burg von oben zeigt, weiß man, dass man eben doch noch nicht alles gesehen hat, was der Exploitation-Sumpf so hergibt.

Der letzte Film dieser Sammlung lässt allerdings selbst diese Gurke in einem guten Licht erscheinen. Der von Tonino Ricci (u.a. für die MAD MAX-Clone RUSH I und II verantwortlich) inszenierte DER UNBEZWINGBARE BARBAR haut den Stecker aus der Leiste. Hauptdarsteller Luigi Mezzanotte (bekannt aus… NIX) stampft 90 Minuten lang durch eine absolut unterirdischen Ansammlung von "Spezialeffekten", Darstellern, Kulissen (drei Strohhütten sollen ein Dorf darstellen), Weisheiten à la "Frauen müssen ihrem Mann gehorchen"….und der Plot erst! Beim Versuch auch nur irgendetwas zu kapieren hat sich mit einem lauten PLOPP mein halbes Hirn verabschiedet. Wenn sich in der zweiten Barbaren-Box noch so n Ding befindet ist der Bregen weg! Mein Tipp: Die Sichtung der Collection mit DIESEM Film beginnen, die anderen Kandidaten kommen einem danach wie Ingmar Bergman vor. Versprochen!

DVD.
BARBAREN - STÄRKER ALS FEUER UND EISEN hat die beste Bildqualität, die Farben sind klar und kräftig, Verschmutzungen sind nur wenige vorhanden, bei schnellen Bewegungen gibt's allerdings leichte Blockbildungen. Es liegt nur dieser Titel in anamorpher 1,85:1-Abtastung vor. Die anderen drei Filme bieten mittleres VHS-Niveau, aber mal ganz ehrlich: Das reicht auch. Ebenso der Ton: Hier ein leichtes Rauschen, dort ein dezentes Knacksen, klassisches, vom Zahn der Zeit etwas angefressenes Mono. Passt. DTS brauch bei diesen Titeln wirklich niemand.

VIEL schwerer wiegt, dass ATOR I und II nur in den gekürzten deutschen Kinoversionen (beim zweiten Teil fehlen immerhin satte 10 Minuten!) aufgespielt wurden und die auf dem Cover versprochene englische Tonspur nicht vorhanden ist. Zudem wird auch noch dreist behauptet, dass es diese Filme noch nie auf DVD gab, allein ATOR II bringt es hierzulande auf drei verschiedene DVD-Versionen, da wäre es schön gewesen, wenn man wenigstens im vierten Anlauf die vollständige Version spendiert bekommen hätte. Falsch beschriftet sind die DVDs auch noch! DVD eins trägt die Aufschrift von DVD zwei und umgekehrt. An Bonusmaterialen finden sich zwei Trailer, mehr zu solchen Filmen gibt's offenbar einzig und allein bei Koch Media, wobei die zugegebenermaßen - bis jetzt - noch nicht ganz so tief buddeln.

Über die Ziellinie hilft dieser Box einzig und allein der Umstand dass die Sammlung für einen günstigen Preis zu haben ist und dass der Lenzi-Heuler für sich allein schon die geforderten Taler wert ist (natürlich immer vorausgesetzt, man ist dem Italo-Film zugeneigt).








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