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FILM.
SCHREIE DER NACHT hat leider einen eklatanten Nachteil, wofür der Film aber nichts kann. Die Veröffentlichung unter dem Trash-Collection-Banner ist mehr als suboptimal, denn das wird dieser kleinen, aber feinen PSYCHO-Variante absolut nicht gerecht und wird mit Sicherheit potentielle Zuschauer abschrecken, könnte aber anderseits bei dem einen oder anderen (wie bei mir) für eine freudige Überraschung sorgen: SCHREIE DER NACHT ist ein gelungener B-Film (allerdings kein Trash!) aus einer Zeit, in der auch die billigeren Vertreter noch FILME waren und keine Amateurschnellschüsse aus den Griffeln pupertierender Metal-Shirtträger, die derzeit lastwagenweise veröffentlicht werden und mir dank grottiger Qualität nächtliche Schreie entlocken.
Regisseur William Fruet, der nach einem vielversprechenden Karriere-Start mit PARTY DES GRAUENS, TRAPPED - DIE TÖDLICHE FALLE und DER MANN, DER AUS DEM DSCHUNGEL KAM leider schnell Richtung Fernsehen abrauschte, erzählt uns die Geschichte der jungen Heather, die nach dem Tod des Großpapas auf's Land fährt um der Oma bei der Bewirtschaftung des zum Ferienhotel umgebauten Bestattungsunternehms zur Hand zu gehen. Doch Omi scheint nicht alle Zacken in der Krone zu haben, bald verschwinden die ersten Gäste und Heather fragt sich, wieso sie denn nicht in den geheimnisvollen Keller darf.
Die Antwort kennt jeder der Hitchcocks eingangs erwähnte Großtat gesehen hat nach kürzester Zeit, doch Fruet hält einen trotzdem bei Laune, der Mann hat ein gewisses Talent für Spannungsaufbau (die geheimnisvollen Keller-Gespräche sind ausgesprochen gruselig) und die Darsteller erweisen sich für einen Film dieser Preisklasse als durchaus begabt, vor allem Kay Hawtrey als Oma Maude ist ne Bank und verleiht der alten Psycho-Schrulle fernab jeglicher Überzeichnung à la MUTTERTAG Intensität und Glaubwürdigkeit. Interessanterweise ist diese PSYCHO-Neuinterpretation auch weitaus weniger blutrünstig als es das Entstehungsjahr (wir befinden uns mitten im Slasher-Boom) vermuten läßt, das etwas später entstandene Sequel zum Hitchcock legt da schon weitaus mehr Blutwurst auf den Tisch.
SCHREIE DER NACHT verleitet jedenfalls eher zum Jubeln und man darf hoffen, dass auch die Fruet-Knaller noch den Sprung auf die Silberscheibe schaffen.
DVD.
CMV präsentiert den Film in einer ihrer typischen Buchboxen der Trash Collection (Nr. 63). Qualitativ pendelt man sich leider im mittleren VHS-Bereich ein, das Bild ist ausgewaschen und grobkörnig und der Sound ist auch für Mono-Verhältnisse ziemlich dünn. Angsichts der Tatsache, dass es quasi keine vernünftige Alternativen gibt kann man aber drei Augen zudrücken. Im Bonus-Sektor findet sich eine alternative Schnittfassung (qualitativ noch etwas schlechter) die sich durch ein paar unwesentliche Kleinigkeiten unterscheidet und ein toller Bonusfilm, der vor allem für Slasher- und Daryl Hannah-Fans interessant sein dürfte, aber qualitätsmässig ebenso die untere Schiene fährt (das Bild ist stellenweise so dunkel, dass man kaum mehr was erkennt). Genre-Fans sollten trotzdem zugreifen, die Chance auf restaurierte Releases stehen bei Null und wirkliche Alternativen gibt es - wie gesagt - keine.
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