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KAPITELWAHL

LÄNGE IST NICHT ALLES! - INDEPENDENT DAYS VOL.03 (Deutschland 2007)

von Stefan Mader

Original Titel. LÄNGE IST NICHT ALLES!
Laufzeit in Minuten. 125

Regie. diverse
Drehbuch. diverse
Musik. diverse
Kamera. diverse
Schnitt. diverse
Darsteller. DIETER SCHAAD . MICHAELA SCHAFFRATH . SIBYLLE BRUNNER . STEFAN DIETRICH u.a.

Review Datum. 2007-09-04
Erscheinungsdatum. 2007-05-18
Vertrieb. BOHEMIA FILMKUNST

Bildformat. 1.33:1/1.77:1
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1/DD 2.0)
Untertitel. DEUTSCH . ENGLISCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Mit Kurzfilmen ist das so eine Sache: Manchmal dauern sie einfach zu lang.
Dass es auch anders geht zeigt die Anthologie LÄNGE IST NICHT ALLES! – INDEPENDENT DAYS VOL.03: Die 12 darauf enthaltenen Kurzfilme wurden im Rahmen des Karlsruher Filmfestivals präsentiert und beweisen, dass es gute Ideen sind, auf die es ankommt um Langeweile gar nicht erst aufkommen zu lassen. Die Beiträge sind nämlich großteils low- bis no-budget-Produktionen und beeindrucken dennoch mit interessanten Einfällen und teilweise sehr kreativer Umsetzung.

DER TAG DER BEFREIUNG macht den Anfang und zeigt uns Psychoterror im Altersheim: Weil Herr Kirchhoff entgegen der Statuten des Heims einen Hund besitzt, muss er sich mit dem penetranten Herrn Förster abgeben, der ihn zu verraten droht. – Die triste Stimmung wird in dem spartanisch realisierten Kurzfilm effektiv eingefangen. In einer Mini-Rolle als Krankenschwester taucht übrigens Michaela Schaffrath (ja, genau die) auf.
Einer der kürzesten Beiträge ist KOMA LIEBLING. In diesem sehr minimalistischen Machwerk liefern sich die Frau und die Ex eines Komapatienten einen Zickenkrieg am Krankenbett.
Ein erster Höhepunkt folgt mit DIE MAID VON HILLTOP MANOR, dessen Vorspann mit einer für Kurzfilme ungewohnten Kamerafahrt bereits einigen Aufwand erahnen lässt. Auch sonst regiert der Luxus in Form von Kostümen und digitalen Effekten. – Eine phantastische Geschichte über einen brotlosen Künstler in der britischen Kleinstadt Blackford, der nur eine Nacht Zeit hat, eine Gruselgeschichte zu illustrieren.
In FLOWERS FOR MUM will ein junger Mann eigentlich seine Mutter besuchen, hat zuvor aber noch einige andere Dinge zu tun. Interessant ist hier die technische Umsetzung als Schwarzweißfilm in stop-motion.
LEICHTES STRETCHING präsentiert eine Gymnastikstunde für Senioren, während der allerhand Beziehungskrisen (nicht nur der Pensionisten) an die Oberfläche kommen. Ein witziger Film mit charmanten Charakteren.
DIE GROSSE FREIHEIT: Die gefürchtete angespannte Stimmung beim ersten Date. Deshalb beschließen die beiden Austauschstudenten (er Norweger, sie Finnin), fortan in ihrer jeweiligen Muttersprache weiterzukommunizieren. Sie reden aneinander vorbei und kommunizieren doch viel intensiver miteinander, als es der Fall wäre wenn sie einander verstehen könnten. Toll gespielt, gibt dieser Kurzfilm Einsicht in nonverbale Kommunikationsmuster, an denen jeder Ethologe seine Freude hätte. Der vermutlich beste Film der Anthologie!
Als ein etwas makabrer Trickfilm mit schön gemachten Puppen stellt sich DAS FLOSS heraus. Darin stellt ein Fisch zwei verhungernde Schiffbrüchige auf dem namensgebenden Floß auf die Probe.
PISSINELLA ist ein glücklicherweise sehr kurzer Film über im Stehen pinkelnde Frauen. Der hätte theoretisch lustig sein können, erreicht aber gerade mal das Niveau eines flachen Altherrenwitzes. Feminismus geht anders. Aua!
KOSLOWSKI ist ein Angestellter in der Zwickmühle: Entweder er liefert einen Kollegen ans Messer oder er schaufelt sein eigenes Grab. Der Film ist in sehr beschaulichem Tempo und nonlinear inszeniert und zudem kann Veit Stübner als Mann am Abgrund überzeugen.
Die Satiregruppe Vakante Genies dokumentiert in BROCCOLISMUS die gleichnamige, von außerirdischem Riesenbrokkoli hervorgerufene, Krankheit und deren verheerende Auswirkungen. Nonsens pur mit grenzgenialen, trashigen "Spezialeffekten".
REISE NACH ABSURDISTAN wiederum beschreibt die Mensch gewordene Pest, die in Gestalt eines geschwätzigen Fahrgastes ein Zugabteil heimsucht und ihre "Toleranz" und "Weltoffenheit" gegenüber einer Frau mit Kopftuch demonstriert. Gut gelungen – der von Frank Zollner glaubhaft dargestellten Labertasche möchte man am liebsten aufs Maul hauen...
Und abschließend wird in SONNE ÜBER DEUTSCHLAND ein Ray Bradbury-artiges Szenario heraufbeschworen: Nachdem er sich im Supermarkt über zu fette Mortadella beschwert hat bekommt Viktor Gösel Besuch von Staatsagenten. Wegen seines schwerwiegenden Verstoßes gegen das Jammer-Verbotsgesetz soll er deportiert werden...

DVD.
Zur Qualität der DVD lässt sich nicht sehr viel sagen, da das Rohmaterial (sprich: die einzelnen Beiträge) in Hinblick auf Bild und Ton sehr heterogen ist. Allerdings macht die Silberscheibe den Eindruck, jeden einzelnen Film bestmöglich zu präsentieren. Dass dies bei einigen Beiträgen in gestochen scharfem Bild und klarem Ton resultiert, während diese Charakteristika bei einigen anderen weniger optimal ausfallen, liegt in der Natur der Sache. Der Kurzfilmfreund wird derlei aber ohnehin gewohnt sein oder zumindest in Kauf nehmen.
Als Extra ist außerdem ein knapp acht Minuten langer, sehr interessanter Teaser für ZUKUNFT KURZFILM, eine österreichische Doku über den deutschsprachigen Kurzfilm und dessen Reiz, enthalten.








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