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KAPITELWAHL

CITIZEN VERDICT - IM NAMEN DER EINSCHALTQUOTE (USA 2003)

von Hasko Baumann

Original Titel. CITIZEN VERDICT
Laufzeit in Minuten. 94

Regie. PHILLIPE MARTINEZ
Drehbuch. TONY CLARKE . KRISTINA HAMILTON . PHILLIPE MARTINEZ
Musik. GUY FARLEY . CHRISTOPHER SLASKI
Kamera. nicht bekannt
Schnitt. KRISTINA HAMILTON-GROBLER
Darsteller. ARMAND ASSANTE . JERRY SPRINGER . ROY SCHEIDER . RAFFAELLO DEGRUTTOLA u.a.

Review Datum. 2006-11-04
Erscheinungsdatum. 2006-09-14
Vertrieb. E-M-S

Bildformat. 1.78:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Die erste Kollaboration Armand Assantes mit den Bauer/Martinez-Studios versucht sich als sozialkritische Medienfarce. In nicht allzu ferner Zukunft ist es einem findigen TV-Produzenten (verkörpert ausgerechnet vom früheren König aller Krawall-Talkshows, Jerry Springer) gelungen, mit der Zustimmung des Gouverneurs von Florida (Roy Scheider) eine Fernsehperversität namens "Citizen Verdict" auf die Beine zu stellen. In dieser Live-Show werden Kriminalfälle verhandelt, die bei Schuldigsprechung die Todesstrafe zur Konsequenz hätten. Für die Show konnten der abgebrühte Verteidiger Sam Patterson (Assante) und eine Staatsanwältin (Justine Mitchell) aus der Provinz gewonnen werden. Die Urteile allerdings fällt das Publikum - per Telefonvoting.

Um die Satire auf die Spitze zu treiben, bietet CITIZEN VERDICT als Fall für die Showpremiere die Vergewaltigung und Ermordung einer all-american Fernsehköchin namens Dolly Hamilton an. Diese Figur ist unverhohlen der amerikanischen Koch- und Lifestyle-Ikone Martha Stewart nachempfunden, die - so etwas gibt es wohl nur in Amerika - selbst nach einer Verurteilung für Steuerhinterziehung keinen Imageverlust hinnehmen mußte. Im Film stellt der Angeklagte seinem Anwalt Patterson gegenüber die Tat als Unfall dar, der sich bei sadomasochistischen Sex-Spielen ereignete. Patterson glaubt dem Mann und legt sich ins Zeug.

CITIZEN VERDICT macht aus dem Zynismus seiner Grundidee keinen Hehl und führt in den Sequenzen, in denen Bürger nach ihrer Meinung gefragt werden, einen Großteil des amerikanischen Volkes als einen Mob aus Hohlbroten vor. Ein französischer Fernsehreporter, der Zweifel an der Pervertierung des amerikanischen Rechtssystems äußert, wird vom Gouverneur aufs Herzlichste düpiert. Patterson, den anfangs noch monetäre Interessen und eine schlichte Unzufriedenheit mit seinem gescheiterten Privatleben zusagen ließen, zweifelt immer mehr an der Maschinerie - und wie so oft liegt es nun an ihm, die dunklen Machenschaften aufzudecken.

Die Schauspieler, allen voran der wieder ständig unter Dampf stehende Assante, werfen sich mit Verve in ihre Rollen. Und so weh es auch tut, Roy Scheider in einem Raum mit Jerry Springer sehen zu müssen, so sehr paßt der TV-Widerling Springer doch in seine Rolle. Irgendwie muß er schließlich sein Dauerengagement bei Bauer/Martinez auch begründet haben. Regisseur Phillippe Martinez inszeniert schnell und aufgeregt, manchmal übertreibt er es auch mit dem Gehampel, und die drei Montagen zur Musik hätte er sich unbedingt sparen sollen. Leider kommt er auch nicht umhin, eben doch hier und da mal nackte Haut zu zeigen, und ohne einen Satz Silikonbrüste geht es wohl nicht. Da schleicht sich der Verdacht ein, CITIZEN VERDICT sei nicht weniger bigott als die von ihm portraitierte Medienwelt.

Und so ist es leider auch. Auf der einen Seite stellt er sich mit seiner ausgespielten Emotionalisierung einer Hinrichtung gegen die Todesstrafe, auf der anderen Seite legt er Wert auf die Schuldzuweisung in dem verhandelten Fall. Obwohl vier Autoren an diesem Stoff gearbeitet haben, ist es nicht gelungen, einen über die übliche Selbstentlarvung des Bösewichts hinaus zufriedenstellenden Abschluß zu finden. Mit einer nachgereichten Gutmenschlichkeit hinterläßt dieser leidlich unterhaltsame Film einen sehr faden Nachgeschmack.

DVD.
Leider lag zur Rezension nur ein Presseexemplar vor, das aber in Bild und Ton schon sehr überzeugend wirkte.








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