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FILM.
In Oslo geht es wüst zu: Seit einigen Wochen werden wöchentlich sogenannte "Samstagsmassaker" verübt, bei denen ein Unbekannter mit literweise Blut herumplätschert - allerdings handelt sich um Schweineblut, sodass die den Fall untersuchenden Polizisten, Kommissarin Hanne Wilhelmsen (Elvik) und Inspektor Håkon Sand (Kolsrud), aufgrund einer akuten Häufung von Straftaten andere Fälle zugeteilt bekommen und die Blutsache hintangestellt wird.
Wilhelmsen nimmt sich in der Folge der Medizinstudentin Kristine Håverstad (Jynge) an, die in ihrer Wohnung brutalst vergewaltigt wurde. Leider ergeben weder die Befragung Kristines noch der Nachbarn irgendwelche brauchbaren Hinweise, sodass Wilhelmsen und ihr Team vorerst im Dunkeln tappen. Kristines Vater Finn (Oftebro) droht derweil fast am Zustand seiner traumatisierten Tochter zu zerbrechen und beginnt, auf Rache sinnend, selbst zu ermitteln, wobei ihm durch Zufall sogar ein Anhaltspunkt in den Schoß fällt. Doch da entdeckt Wilhelmsen eine Verbindung zwischen der an Kristine verübten Vergewaltigung und dem Fall der "Samstagsmassaker"...
The times they are a-changing... Das wird einem (auch abseits modischer Trends) schnell klar, wenn man sich diesen norwegischen Krimi aus dem Jahre 1997 zu Gemüte führt. Da wird doch tatsächlich in öffentlichen Gebäuden noch ungeniert geraucht! Das aber nur so nebenbei.
Der Film an sich ist die Zelluloid-Umsetzung des zweiten Hanne Wilhelmsen-Romans "Selig sind die Dürstenden" (siehe Originaltitel) der ehemaligen Polizeijuristin und Kurzzeit-Justizministerin Norwegens, Anne Holt. Und obwohl der Film gefühlsmäßig manchmal etwas an eine TV-Produktion erinnert kann er auch mit guten, wirkungsvollen Ideen aufwarten. Besonders eindringlich gestaltet sich gleich zu Beginn das an Kristine verübte Verbrechen, das gegen die jeweiligen amourösen Begegnungen von Wilhelmsen und Sand montiert wird, wodurch ein dem Geschehen entsprechend besonders unangenehmer, harscher Kontrast entsteht. Selbstverständlich kann hier kein Vergleich zur jener tatsächlich physisch manifesten Betroffenheit gezogen werden, die einen etwa bei Gaspar Noés 2002er Skandalfilm ereilt, aber das ist hier auch keineswegs die Intention.
Die Darstellerriege liefert ein durchwegs gute Leistungen ab, die Musik ist nicht zu aufdringlich und wenn man dem Film etwas ankreiden kann, dann wäre das die Tatsache, dass die beiden parallelen Handlungsstränge beziehungsweise deren erst reichlich spät etablierte Verknüpfung das Geschehen ein bisschen zerfasert wirken lassen und dem Film einiges an Tempo nehmen. Langweilig ist er aber glücklicherweise trotzdem nicht, zumal RACHE FÜR MEINE TOCHTER gegen Ende noch mal schön spannend wird. Außerdem geht man (zumindest für mich) unerwartet kompromisslos zu Werke, und zwar nicht nur was den nicht unbedingt knausrigen Umgang mit roter Farbe an der Wand betrifft, sondern auch in Hinblick auf den Showdown, der sich erstaunlich heftig gestaltet.
DVD.
Wie bereits erwähnt vermeine ich, einige TV-Film-Charakteristika ausmachen zu können (wofür auch die Tatsache spräche, dass mit JUSTITIA - BLINDE GÖTTIN im selben Jahr bereits der erste Roman Holts verfilmt wurde). Wie auch immer - Bild und Ton sind jedenfalls zufriedenstellend. Pech allerdings für diejenigen unter uns, die fließend norwegisch sprechen: Die Untertitel in der Originalfassung sind nicht ausblendbar.
Da der Film aus Zeiten vor dem Triumphzug der DVD stammt (also bevor für jeden Fliegenschiss ein eigenes Making Of gedreht wurde) ist das Bonusmaterial nicht besonders umfangreich ausgefallen. Mit den obligatorischen Programmhinweisen, einigen ganz interessanten Informationen auf Texttafeln und einer Lesung aus der Romanvorlage finden sich aber trotzdem ein paar Extras. Gerade letzteres ist einmal was Originelles, allerdings sollte man sich die Lesung unbedingt erst nach dem Film anhören, da es sich bei dem gelesenen Ausschnitt um den Schluss handelt.
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