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FILM.
SOFT FOR DIGGING weckt bei mir zwei Spontanassoziationen: BLAIR WITCH PROJECT und DOGVILLE, wobei letztere nichts mit dem Inhalt oder Stil des Films zu tun hat, sondern von der Unterteilung des Streifens in Kapitel mit sympathisch-vorwegnehmenden Zwischentiteln herrührt.
Der Konnex zur Hexe von Blair ist da schon wesentlich intensiver ausgeprägt, handelt es sich doch bei beiden Werken um Filme, die sich selbst dem Horror-Genre zurechnen und mit außergewöhnlicher Erzählstruktur sowie Stilmitteln wie dem (passenden) Einsatz von wackeliger Handkamera punkten können. Nicht zuletzt wurden beide auch mit für heutige Verhältnisse lächerlich geringem finanziellem Aufwand verwirklicht. SOFT FOR DIGGING hat angeblich nur 6.000 Dollar gekostet und beweist einmal mehr, dass man auch für wenig Geld innovative Filme machen kann.
Neben dem ungewöhnlichen Protagonisten fällt vor allem die spartanische Ausstattung bezüglich des Tons auf. So wird der Score nur recht sparsam eingesetzt und beschränkt sich zumeist auf angenehm unauffällige Piano- und Streicherklänge. Noch deutlicher wird die "Audio-Sparsamkeit" bei den Dialogen. Die gibt es nämlich praktisch nicht - im ganzen Film werden kaum zehn Sätze gesprochen und die meisten davon akkumulieren sich im Showdown. Ansonsten herrscht gepflegte Wortlosigkeit, allerdings ohne dass J. T. Pettys Regiedebüt dabei langweilig würde. Maßgeblichen Anteil daran hat Hauptdarsteller Edmond Mercier, der seine Rolle auch ohne Text eindringlich und sympathisch rüberbringt.
Was uns endlich auch zum Inhalt führt: Der betagte Virgil (Mercier) trägt nicht nur lange Unterhosen, er lebt auch ziemlich zurückgezogen mit seiner Katze in einem Wald irgendwo in Maryland. Als ihm die Katze eines spätherbstlichen Morgens in die kahlen (eben Blair Witch-mäßigen) Wälder entfleucht, entschließt sich Virgil, den Stubentiger zu suchen. Dabei wird er jedoch Zeuge des brutalen Mordes an dem kleinen Mädchen Claire (Ingerson). Zwar alarmiert Virgil sofort die Polizei, doch die Leiche bleibt selbst im Zuge einer großangelegten Suchaktion unauffindbar. In der Folge wird Virgil von Albträumen und Visionen geplagt, deren Verfolgung zunächst allerdings ebenfalls erfolglos bleibt, sodass er bei der Polizei schon als alter Spinner abgestempelt wird. Als er jedoch auf eigene Faust weiterforscht begibt Virgil sich in Lebensgefahr.
Fazit: Trotzdem SOFT FOR DIGGING entgegen seiner Genre-Zuweisung über weite Strecken eher an eine Detektivgeschichte denn an Horror erinnert kann er durchaus empfohlen werden - beinharten Gorehounds wird er halt im wörtlichen Sinne etwas zu "blutleer" sein, das sollte aber niemanden abschrecken, einmal einen Blick zu riskieren.
DVD.
Die schwer abgespeckte Presse-DVD enthielt den Film in Vollbild, laut Vertrieb soll die Kaufversion den Film aber in anamorphem 16:9-Format beinhalten, ebenso wie auch der Originalton enthalten sein soll (wobei die recht schwache deutsche Synchro angesichts der Dialogarmut kaum ins Gewicht fällt). Die Farben sind großteils sehr blass, was wohl beabsichtigt ist, um die trostlose Atmosphäre im kahlen Wald einzufangen.
Als Extras sind Filmographien und eine Slideshow angekündigt, die auf dem Rezensionsexemplar ebenfalls nicht enthalten waren und sich von daher einer qualitativen Beurteilung entziehen.
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