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KAPITELWAHL

SNACK BAR BUDAPEST (Italien 1988)

von Thorsten Hanisch

Original Titel. SNACK BAR BUDAPEST
Laufzeit in Minuten. 102

Regie. TINTO BRASS
Drehbuch. TINTO BRASS
Musik. ZUCCERO
Kamera. ALESSIO GELSINI TORRESI
Schnitt. TINTO BRASS
Darsteller. GIANCARLO GIANNINI . PHILLIPE LÉOTARD . FRANCOIS NÉGRET . RAFFAELLA BARACCHI u.a.

Review Datum. 2006-08-08
Erscheinungsdatum. 2006-06-28
Vertrieb. SPLENDID

Bildformat. 1.78:1
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1)
Untertitel. keine
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Mit SNACK BAR BUDAPEST lieferte Tinto Brass 1988 einen sehr bizarren Film ab, welcher zum fröhlichen Interpretieren förmlich einlädt und auch eine Art Abschiedswerk von Brass darstellt:
Hiernach ging's endgültig in überwiegend seichte (aber handwerklich trotzdem sehr versierte und deswegen immer sehenswerte) Softsex-Gewässer.

Der Ex-Jurist Avvocato fährt mit seiner jungen Freundin Milena in einen kleinen Badeort an der italienischen Küste, um eine Abtreibung vornehmen zu lassen und trifft dort auf Junggangster Molecola, der vom Bau eines riesigen Vergnügungsviertels träumt. Avvocato soll ihm dabei helfen und mit Gewalt Platz für die Pläne Molecolas schaffen. Doch als Avvocato zusammen mit Kumpel Safo (der wiederum ein Verhältnis mit Milena hat) und einem durchgeknallten Killer zum ersten Einsatz (in der Snackbar Budapest) ausrückt, erkennt er frühere Klienten und beschließt, ihnen zu helfen. Er stellt sich gegen Molacola. Mit fatalen Folgen...

Was sich auf dem Papier wie ein bestenfalls durchschnittlicher Gangsterfilm-Plot anhört, gerät unter der Regie von Brass zu einer durchgeknallten Groteske bei der man nicht umhin kommt, sich an einigen Stellen zu fragen, ob in den Entstehungsprozess nicht auch ein gewisser Grad an persönlichem Frust miteingeflossen ist.
Brass jagt seinen vorzüglich aufspielenden Hauptdarsteller Giancarlo Giannini (synchronisiert von Klaus "Eastwood" Kindler) als verwirrt dreinblickenden, leicht melancholischen Mann durch grelle, futuristisch anmutende Studio-Sets, wobei der Erzählrhytmus immer wieder von überbeleuchtenden Flashbacks oder überlangem Verweilen bei einem Handlungsort (z.B. einer ausgeflippten Drogenparty in einer Art Zirkuszelt) unterbrochen wird, was es zugegebermaßen zeitweise etwas anstrengend macht, dem Film zu folgen, den Reiz aber nicht mindert.

Interessant ist die selbstreflexive Komponente, die vor allem an einer Stelle überdeutlich durchschimmert: Avvocato schaut zusammen mit Molecola und seinen Spießgesellen in einem Pornokino Brass' LA CHAIVE: Schon nach kurzer Zeit werden missmutige Kommentare laut und daraufhin wird sogar die Leinwand von den jungen Leuten zerschnitten.
Ebenso zeichnet Brass Avvocatos Umwelt durch die Bank weg als jung, unbekümmert (auch Gangsterboss Molecola ist schätzungsweise gerade mal 20 und strahlt die Gefährlichkeit eines Monchichis aus); nur auf der Suche nach dem nächsten Kick. Die alte Generation besteht im Wesentlichen aus seinem Kumpel Sapo, der ihn mit seiner Geliebten hintergeht und dem Besitzer der Snackbar Budapest, einem jammrigen Schmierlappen, der sogar seine eigene Tochter zum Sex anbietet um sich Avoccatos Hilfe zu sichern.
Auch das Ende trägt zum selbstzerfleischenden Gesamteindruck bei: Es gibt keine Hoffnung für den alten Mann. Keine Chance für die Liebe (oder die Liebe zwischen jung und alt?), keine Hoffnung auf ein besseres Leben. Auch Langstreckenläufer Faffo, eine Art MacGuffin des Films, entpuppt sich, am Ende des Streifens als hochnäsiger Jüngling.
Übrig bleibt nur die Unendlichkeit der Weite, in der die Hauptfiguren verschwinden.

DVD.
Splendid glänzt mal wieder mit Gigantismus: Nur die deutsche Tonspur (die auf dem Cover angegebene italienische fehlt) und -abgesehen von den obligatorischen Trailern zu weiteren Filmen aus dem Hause des Anbieters- gibt's keinerlei Extras.

Da sich die Bildqualität aber im akzeptablen Bereich bewegt, die Synchro zufrieden stellend, die Qualität der Tonspur ebenfalls annehmbar ist und der Film zudem einen ungeschnittenen Eindruck macht (Achtung! Sex gibt's dieses Mal eher wenig, wer Brass nur wegen dem Gepimper liebt sollte Abstand nehmen) möchte ich dennoch eine Empfehlung aussprechen.








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