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FILM.
Es war einmal: The American Dream. Da träumte ein Kleiner davon ein ganz Großer zu werden, aus dem Nichts ein gewaltiges Etwas zu schaffen, wichtiger, mächtiger und vermögender zu sein, als all die anderen Kleinen. Mit einem mickrigen Laden oder einer windigen Garage fängt eine solche Geschichte meist an - das vorläufige und vermeintliche Happy End ist ein mächtiger globaler Konzern, der die Regeln des Weltmarkts mitbestimmt. Doch wer zu mächtig ist, der macht Fehler, verfällt dem Größenwahn und sieht sich schließlich mit dem Traum vieler anderer Kleiner konfrontiert: Das ist der Lauf der Welt. Es gibt einige Geschichten, die sich so oder so ähnlich ins kollektive Bewusstsein des Gegenwartskapitalismus gebrannt haben. Eine davon gehört Sam Walton, dem Gründer des Einzelhandelimperiums Wal-Mart, und seinen Erben.
WAL-MART - DER HOHE PREIS DER NIEDRIGPREISE betrachtet das Wirtschaftsmonster Wal-Mart aus der Perspektive derer, die von ihm bedroht sind oder bereits niedergetrampelt wurden: Lokale Einzelhändler, Mitarbeiter, die nicht nach den für viele merkwürdig anmutenden schizopathologischen Regeln des Konzerns - erzähle nach außen das Blaue vom Himmel und nach innen das Schwarze der Hölle - spielen oder aber auch die Kleinen, die etwas ganz Großes schaffen wollen - Bürgerbewegungen, Umweltaktivisten, Gewerkschaftler, die sich mit Wal-Mart anlegen und hier und da auch kleine Siege für sich verbuchen können. So weit, so schön. Doch WAL-MART - DER HOHE PREIS DER NIEDRIGPREISE ist trotzdem kein guter Film.
Eine spannende Wirtschaftsdokumentation hätte das alles werden können, ein Film über die Zusammenhänge von Preisen und globalen Warenströmen, von der Preisspirale, die sich vor allem vor Ort - bei den Produzenten irgendwo in Asien oder Afrika - immer weiter nach unten dreht. Und auch ein Film über die Verantwortung eines jeden Einzelnen; des Käufers, der die demokratische Macht der Entscheidung hat, über den Nutznießer seines Einkaufsverhaltens, den Ort des Konsums. Doch Robert Greenwald malt in seiner Dokumentation lieber Schwarz-Weiss, weiss ganz genau wer das Gute und wer das Böse repräsentiert.
Klar werden viele Dinge aufgezeigt, die ein mehr als problematisches Licht auf Wal-Mart werfen. Das ist keine Frage. Doch dass erst der Kunde, die Allgemeinheit - das vermeintliche Opfer also - das Supermarktimperium so groß gemacht und unreflektiert immer nur nach "billiger" gerufen hat, das kommt nur am Rande vor. So finden sich für den Interessierten viele interessante Fakten, doch eine ganzheitliche Betrachtung des Phänomens und Problems Wal-Mart wird leider nicht geliefert. Wer Populismus mag, der ist hier richtig. Alle anderen sollten sich breiter informieren. Schade.
DVD.
Leider lag zur Rezension nur eine im Umfang minimierte Presse-DVD vor. Deshalb kann ich über Extras, Bild- oder Tonqualität keine weiteren Aussagen machen. Nur eines: Die Untertitelung, unnötigerweise gemischt mit Voice-Overs, ist nicht wirklich erste Sahne. Gerade viele Begriffe aus der Wirtschaftswelt sind schlicht falsch übersetzt, was an der ein oder anderen Stelle wenig exakte Informationen vermittelt, was an der Gesamt-Message des Films allerdings nichts ändert. Ärgerlich ist es, gerade bei einem brisanten Thema, natürlich trotzdem.
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