|
FILM.
Der Herbst des Lebens wiegt für viele schwer und selbst Privatdetektive haben an ihm zu knabbern. Die Jagd auf Gangster wird schwerer, die Knochen schmerzen nach einer Schlägerei länger und auch das Alter - und mit ihm das Wissen um das Ende - ist nicht mehr so fern wie noch gestern. Vorbei gezogen sind die Optionen der Jugend und die, die man trifft, stehen meist ebenfalls auf der Schattenseite des Daseins, haben im richtigen Moment das Falsche getan und sind diejenigen, die am Ende der Vergessenheit zum Opfer fallen - nachdem sie grundlos aus dem Weg geräumt wurden: Von einer, die die Vergänglichkeit aus ihrem Leben verbannen will durch die Eliminierung des Vergangenen.
Der Subtext von FAHR ZUR HÖLLE, LIEBLING drückt aufs Gemüt. Denn das, was zunächst eine coole Detektivgeschichte zu sein scheint, entpuppt sich schon nach kurzer Zeit als existenzialistisches Drama, das Fragen stellt, die tiefer gehen. Robert Mitchum als Philip Marlow ist die ideale Besetzung für einen, der stoisch dem Ende entgegen blickt und der sich damit abgefunden hat, dass er eben so lange weitermachen muss, bis er am Morgen die Augen nicht mehr aufschlägt. Melancholisch, sentimental und trotzdem unglaublich humorvoll wandelt er durch ein Los Angeles der frühen 40er Jahre, das bevölkert ist von Mafiosi, Polizisten und Huren, von schrägen Existenzen, die sich an neonbeschienenen Hausecken herumdrücken. Alle sind sie verstrickt, gefangen im Netz von Velma, einer menschlichen Spinne, die auch Marlow in ihr Netz zu locken vermag. Doch auch ein Raubtier ist den Gesetzen der Natur ausgeliefert und so findet Velma in Marlow schließlich ihren Meister.
FAHR ZUR HÖLLE, LIEBLING aus dem Jahr 1975 ist eigentlich ein klassischer Film Noir. Tag ist im Prinzip nie und die Nachtschattengewächse von L.A. wuchern kreuz und quer durch die Leuchtreklamen der Vorstädte und Einwandererviertel. Doch wenn die Kamera genauer hinschaut, wenn ein matter Sonnenstrahl die Szenerie erleuchtet, dann wirkt alles welk, erzählt der Film nicht vom Werden sondern vom Vergehen. Die Jugend kommt nur am Rande vor, so wie Sylvester Stallone, der in einem seiner frühen Filmauftritte gerade mal drei Minuten zu sehen ist. Den Mund öffnen dürfen andere - allen voran Mitchum - und dabei so lakonisch und abgebrüht daherkommen, dass man manchmal nicht weiß, ob man lachen soll und nur erfürchtig schweigen. Wenn Detektiv Marlow aus dem Off seine Geschichte im Rückblick erzählt, begleitet von der wunderbaren Musik David Shires, der auch für den hervorragenden Soundtrack von THE CONVERSATION verantwortlich ist, und einer hervorragenden Kameraführung, dringt das Gesagte durch Mark und Bein mitten hinein in die eigene Erinnerung.
Wer FAHR ZUR HÖLLE, LIEBLING einmal gesehen hat, der wird ihn so schnell nicht vergessen. Ein großer Film feiert nun auch in Deutschland endlich seine Auferstehung auf DVD.
DVD.
Für sein Alter kommt der Film mit anständigem Bild und Ton daher. Leider bietet die DVD darüber hinaus keinerlei Extras.
|
|
|