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FILM.
"In a town like TWIN PEAKS, no one is innocent" rufen Sheryl Lees Augen zu Beginn des Films und wecken Erwartungen, die sich hinter den Fassaden einer amerikanischen Kleinstadt der 50er Jahre zunächst nicht erfüllen werden. Denn weder führt die Besetzung der Laura-Palmer-Darstellerin dazu, dass sich unter jedem Kaffgullideckel der Schlund der Hölle öffnet, noch verbirgt sich hinter SWEET DREAM ALABAMA, der tatsächlich in einem bigotten Twin-Peaks-Städtchen irgendwo im nirgendwo spielt, ein wirklich epochales Werk.
Trotzdem ist der Film weit besser, als es etwa die Vermarktung für und an den deutschen Konsumenten vermuten lässt. Denn diese ist wirklich unterirdisch. Beispiele? Nun: Schlimm ist zunächst der Titel des Films, der im Original CHILDREN ON THEIR BIRTHDAYS heißt; zufälligerweise der Name der Kurzgeschichte von Truman Capote, die dem Drehbuch zugrunde liegt. Auf einen Titelsong von Céline Dion auf dem DVD-Cover hinzuweisen, der dann gerade mal ein bisschen im Abspann läuft finde ich auch nicht so gelungen (selbst für Dion-Fans sollte das eine Enttäuschung sein, für alle anderen ein Hindernis). Und eine "Coming-of-Age-Komödie in bester Stand By Me-Tradition" ist CHILDREN ON THEIR BIRTHDAYS (Achtung: Adbusting!) erst recht nicht.
Aber - und das ist wichtig - natürlich hat der Film was, sonst hätte ich nicht so weit ausgeholt. Denn was bei TWIN PEAKS sichtbar wird, sich in der Welt des Films materialisiert, das sind in CHILDREN ON THEIR BIRTHDAYS die Gedanken in den Köpfen der spießigen Kleinstädter. Die halten sich für unschuldig - klar. Sie sitzen brav im Gottesdienst, beten sich die Seelen aus den schlaffen Leibern und sind doch nur Kreaturen des Satans. Und hier kommt Lily Jane ins Spiel, ein bezauberndes Mädchen, das eines Tages in die kleine Gemeinde zieht und den Menschen dort gehörig den Kopf verdreht - vor allem mit ihrem Mundwerk, das mehr als einmal die ganz große verbale Keule rausholt. Unter den Verehrern sind auch ein paar Jungs, die nur Streiche im Kopf haben, aber darauf kommt es nicht an, denn die werden noch eines Besseren belehrt. Das Zentrum des Films ist aber Lily Jane, die mit ihren vielleicht zwölf Jahren eine moralische Instanz ist, die Integrität nicht nur als Fremdwort kennt und die Dinge, die sie einmal berührt, transformiert zurücklässt. Als Vergleich fällt mir MARY POPPINS ein. Auch so eine Figur, die dem Rest der Welt meilenweit überlegen ist. Und die am Ende das Weite sucht. Wie Lily Jane. Denn: Wer von ihr berührt wurde, der braucht sie nicht mehr.
Klingt gut, oder? Die Message stimmt. Doch leider kommt CHILDREN ON THEIR BIRTHDAYS oft doch daher wie der ZDF-Sommerfilm, so recht will er nicht in die Vollen gehen. Die Story stimmt - die ist ja auch von Capote - der Rest ist nun ja. Wer TWIN PEAKS und MARY POPPINS mag, kann durchaus mal reinschauen.
DVD.
Bild und Ton sind vollkommen in Ordnung. Der Rest existiert nicht. Leider kommt die DVD vollkommen ohne Extras daher und wirkt im Zeitalter der Doppel-DVD-Auswertungen somit leider wie ein etwas trauriges Relikt von damals. Von Koch Media kann man Besseres erwarten.
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