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KAPITELWAHL

NOBODY KNOWS (Japan 2004)

von Björn Eichstädt

Original Titel. DARE MO SHIRANAI
Laufzeit in Minuten. 141

Regie. HIROKAZU KORE-EDA
Drehbuch. HIROKAZU KORE-EDA
Musik. GONTITI
Kamera. YUTAKA YAMASAKI
Schnitt. HIROKAZU KOREEDA
Darsteller. YUYA YAGIRA . AYU KITAURA . HIEI KIMURA . MOMOKO SHIMIZU u.a.

Review Datum. 2005-11-25
Erscheinungsdatum. 2005-10-19
Vertrieb. SUNFILM

Bildformat. 1.85:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . JAPANISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
NOBODY KNOWS war einer der Höhepunkte und eine der Überraschungen des 2004er Cannes-Festivals. Ein Film, der zunächst ruhig, dokumentarisch und wenig sensationell daherkommt - und der trotzdem einen eigentümlichen Sog entwickelt, der den Zuschauer fast zweieinhalb Stunden lang nicht mehr los lässt. Und der zeigt, dass das Leben selbst der beste Film sein kann.

Die Geschichte, beruhend auf einer wahren Begebenheit, wirkt zunächst kaum spektakulär: Keiko, eine alleinstehende Mutter, ist mit ihren vier Kindern in eine neue Wohnung gezogen. Doch sie stellt nur Akira, den ältesten Sohn, in der Nachbarschaft vor. Die anderen Sprößlinge bleiben für die Außenwelt phantomhaft - eigentlich existieren sie nicht. Denn Keiko befürchtet die Wohnung wegen der Lärmbelästigung und einer generellen gesellschaftlichen Kinderfeindlichkeit wieder zu verlieren, sollte die Wahrheit über die Größe ihres unehelichen Kinderstalls ans Licht kommen. Im Verlaufe des Films tritt die Mutter immer seltener in Erscheinung, immer neue Ausreden rechtfertigen zunehmende Abwesenheitsperioden, und schließlich bleibt der zwölfjährige Akira allein mit seinen Geschwistern zurück. Die Isolation hinter und das Leben vor sich.

Der Film zeigt eindrücklich, was mit den urbanen Erwachsenen der Gegenwart nicht mehr stimmt: Sie jagen einem Ideal nach, einem Ideal, das sie selbst nicht fassen und umreißen können, das von einer abstrakten Gesellschaft und anonymen Medien diktiert wird und das ihnen die Fähigkeit nimmt im Hier und Jetzt Verantwortung zu übernehmen. Keiko ist so eine Erwachsene: Sie zieht von einem Freund zum nächsten, überlässt ihre Kinder sich selbst, und jagt Träumen nach, die ihr niemand, kein Kindsvater, und schon gar nicht sie selbst, verwirklichen kann. Deswegen ist Keiko eine Getriebene, die ihr Leben und das ihrer Kinder nicht beim Schopf packt, die sich stattdessen ständig auf der Suche nach neuen Projektionsflächen für ihre konjunktivistische Existenz befindet. Das wahre Leben muss also Akira in seine kleinen Hände nehmen, um sich und seine Geschwister aus dem Vakuum an die Luft zu führen.

Dokumentarisch kommt NOBODY KNOWS in jedem Schritt der Handlung daher. Beobachtet, wartend und tastend. Über und durch immer gleiche Schauplätze und Orte, Treppen, Hinterhöfe und Supermärkte begleitet Hirokazu Kore-Eda seine Protagonisten, ist ihnen mal ganz nah und mal recht fern. Und dringt in ihr Leben ein, taucht tief in die Seelen der Kinder, die Krankheit der Gesellschaft. Trotz allem wirkt NOBODY KNOWS selten wertend oder gar moralinsauer. Das hat der Film nicht nötig. Er zeichnet einfach ein wundervolles Bild - was der Betrachter darin sieht, bleibt ihm überlassen.

DVD.
Die DVD-Edition von NOBODY KNOWS kommt gleich mit zwei Silberlingen in einer schönen Pappbox daher. Bild und Ton sind absolut State-of-the-Art und auch mit Extras geizt die Sunfilm-Veröffentlichung nicht. So gibt es ein recht spannendes Interview mit Regisseur Hirokazu Kore-Eda, die üblichen Trailer und Fotogalerien sowie ganz interessante Produktionsnotizen in Form von Schrifttafeln. Auch ein Behind-the-Scenes ist vorhanden, bietet allerdings wenig Begeisterndes. Die Fülle an Extras stimmt also, doch die einzelnen Elemente sind etwas schwach auf der Brust. Da hätte ein bisschen mehr Qualität statt Quantität gut getan. Ein weiterer Kritikpunkt sind die Untertitel, die leider wie so häufig bei japanischen Schrifteinblendungen, im Bild befindlichen Briefen oder Straßenschildern, die eine Rolle in der Handlung spielen, nicht zum Zuge kommen. Deshalb gehen einige Informationen leider am Nichtjapanologen vorbei.








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