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KAPITELWAHL

DER TANGO DER RASHEVSKIS (Frankreich/Belgien/Luxemburg 2003)

von Stefan Mader

Original Titel. LE TANGO DES RASHEVSKI
Laufzeit in Minuten. 97

Regie. SAM GRABARSKI
Drehbuch. PHILIPPE BLASBAND . SAM GARBARKSI
Musik. MICHAEL GALASSO
Kamera. VIRGINIE SAINT-MARTIN
Schnitt. LUDO TROCH
Darsteller. HIPPOLYTE GIRARDOT . TANIA GARBARSKI . MICHEL JONASZ . DANIEL MESGUICH u.a.

Review Datum. 2005-09-13
Erscheinungsdatum. 2005-09-15
Vertrieb. EPIX MEDIA AG

Bildformat. 1.66:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1/DD 2.0) . FRANZÖSISCH (DD 5.1/DD 2.0)
Untertitel. DEUTSCH . FRANZÖSISCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Als Rosa Rashevski – Familienoberhaupt einer in Paris lebenden, sehr liberalen aber trotzdem in den Traditionen verhaftete jüdischen Familie – stirbt ist die Überraschung groß: Obwohl sie Zeit Lebens betont hatte wie sehr sie Rabbis und Religion im Allgemeinen ablehnen würde hatte sie sich vor ihrem Tod ein Plätzchen auf dem jüdischen Friedhof reservieren lassen – inklusive Begräbniszeremoniell und Rabbi. Infolgedessen sehen sich die Hinterbliebenen neben dem durch ihre Familie bedingten alltäglichen Wahnsinn mit der Frage nach ihrer Herkunft, nach ihrem kulturellen Erbe konfrontiert.
So ist Rosas depressiver Sohn Simon (Jonasz) mit einer Nichtjüdin verheiratet, was streng genommen eigentlich hieße, dass seine Kinder ebenfalls keine Juden seien. Simons Tochter Nina (Tania Garbarski) stürzt dies in eine Krise, da sie sich zunehmend für das orthodoxe Judentum zu interessieren beginnt und sich darob sogar nur noch mit jüdischen Männern einlassen will. Ninas Bruder Jonathan hingegen bringt zur Beerdigung seinen guten Freund Antoine (Girardot) mit, der sich in Nina verliebt und ob ihrer strikten Haltung Beziehungen betreffend gar überlegt, zum Judentum zu konvertieren.
Ein Schritt zu dem sich Simons Frau nie entschließen konnte, was einen ständig präsenten, sublimen Reibungspunkt darstellt, der beim Pessachfest akut wird, als sie vom bereits etwas angeheiterten alten Onkel Dolfo (Natan Cogan) despektierlich als Goi bezeichnet wird.
Rosas anderer Sohn David (Mesguich) wiederum hat einen Stammhalter namens Ric, dessen Freundin einer arabischstämmigen Familie angehört während Ric selbst für das israelische Militär in Palästina im Einsatz war. Unschwer zu erkennen, dass auch diese Verbindung einiges an Konfliktpotential in sich birgt.
Doch die Rashevskis lassen sich nicht unterkriegen und wenn die Lage aussichtslos erscheint halten sie sich an den Ratschlag der auch nach ihrem Tod omnipräsenten Matriarchin und tanzen einen Tango.

Sam Garbarski legt mit DER TANGO DER RASHEVSKIS einen Film vor, der zunächst wegen der Vielzahl der Figuren und deren anfangs etwas undurchsichtigen Verwandtschaftsbeziehungen ziemlich komplex wirkt, doch wer sich die Mühe macht diese Komplexität nachzuvollziehen wird reich belohnt. Und zwar mit durchweg sympathischen Charakteren, direkt aus dem Leben gegriffenen, mit großer Hingabe und Liebe zu den Figuren inszenierten Geschichten und mit zum überwiegenden Teil subtilem Humor. Dabei gelingt es Garbarski, große Gefühle und für das soziale Gefüge wichtige Entscheidungen sehr leise, mit Hilfe kleiner Gesten auszudrücken. Wenn etwa Simon (der sich der Anwesenheit seiner Frau nicht bewusst ist) nächtens mit seiner toten Mutter über seine eigene Beerdigung spricht und plant, diese im Sinne seiner Frau zu arrangieren hat dies eine zutiefst menschliche Qualität.
Selbiges gilt für die Szene nach dem vom sonst recht sympathischen Dolfo herbeigeführten Eklat beim Pessachfest (bei welchem übrigens die schöne Kameraführung überzeugt), wo der zum Missfallen seines Vater normalerweise nicht Klavier spielenende Jonathan einmal über seinen Schatten springt und von sich aus in die Tasten greift, um den für die Rashevskis so kathartischen Tango anzustimmen. Gerade dadurch, dass solcherlei Aktionen von den Handelnden nicht großartig kommentiert werden erlangen sie Gewicht – ein dankbarer Blick und ein kurzes Lächeln sagen dabei viel mehr als ein pathetischer Monolog. Groß!
Unterstützt wird dieser Effekt von melancholischer Musik und im Speziellen natürlich von dem von Michael Galassos extra für den Film geschriebenen Tango, der auf seltsame Weise gleichzeitig unaufdringlich und trotzdem eingängig ist, was den sehr positiven Eindruck des Films zusätzlich unterstreicht.

DVD.
Das Bild ist scharf, die Farben kräftig und der Ton in beiden Sprachfassungen sowohl in Stereo als auch in 5.1 vorhanden – keinerlei Grund zur Beanstandung also. Zudem sind die auf Deutsch und Französisch vorhandenen Untertitel jederzeit frei zu- und wegschaltbar.
Auch das Bonusmaterial kann sich sehen lassen: Neben Trailern und Teaser für DER TANGO DER RASHEVSKIS befinden sich darunter nicht nur die obligatorischen Programmhinweise, sondern auch ein Kochrezept, Aufnahmen vom Tangounterricht der Schauspieler und ein 20-minütiges Interview mit Regisseur Garbarski, das zwar die Bild- und Tonqualität des Hauptfilms nicht halten kann, aber dennoch interessant ist. Dazu kommt noch ein Werbespot Garbarskis und die zwei Kurzfilme JOYEUX NOEL, RACHID und LA DINDE, die sich beide mehr oder weniger mit dem Weihnachtsfest auseinandersetzen und mit jeweils etwa 15 bis 18 Minuten Dauer zu Buche schlagen.








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