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KAPITELWAHL

KEN PARK (USA 2002)

von Dirk Gerbode

Original Titel. KEN PARK
Laufzeit in Minuten. 91

Regie. LARRY CLARK . ED LACHMAN
Drehbuch. HARMONY KORINE . LARRY CLARK
Musik. HOWARD PAAR . MATT CLARK
Kamera. ED LACHMAN
Schnitt. ANDREW HAFITZ
Darsteller. ADAM CHUBBUCK . JAMES BULLARD . TIFFANY LIMOS . AMANDA PLUMMER u.a.

Review Datum. 2005-07-20
Erscheinungsdatum. 2005-02-21
Vertrieb. LEGEND FILMS

Bildformat. 1.85:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH . ENGLISCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Von Harmony Korine, um einmal schräg von der Seite in diese Rezension einzusteigen, hatte man länger nichts mehr gehört. Drehbuch zu KIDS, dann GUMMO, JULIEN DONKEY-BOY und schließlich ein Interview, in dem er von dem etwas wirren Projekt erzählt, Menschen jeglicher Couleur solange zu provozieren bis sie eine Schlägerei mit ihm anfangen und das heimlich zu filmen. Das hatte ihn zu diesem Zeitpunkt schon ein paar Zähne gekostet und ihm ein paar Knochenbrüche eingebracht. Bei KEN PARK taucht er nun wieder bei seinen Wurzeln auf, als Drehbuchautor von Larry Clark, und seine Protagonisten müssen die Gewalt nicht erst suchen, sie umgibt sie schon.

Ken Park fährt mit seinem Skateboard durch ein von der Sonne ausgebleichtes Vorstadtkalifornien, macht es sich am Rand der Halfpipe gemütlich, packt Videokamera und Pistole aus und schießt sich in den Kopf. Der Auftakt für vier Episoden über Jugendliche in kaputten familiären Situationen, die am Schluss des Films verknüpft werden und von Kens Selbstmord eingerahmt sind.
Shawn hat eine Affäre mit der Mutter seiner Freundin, Claudes Vater ist ein gewalttätiger Alkoholiker mit wirklich tiefen Abgründen, Peaches verwitweter Dad ein religiöser Fanatiker und Tate lebt bei seinen Großeltern, die ein nahezu unerträgliches Heile-Welt-Leben führen. Das alles kann auf Dauer nicht gut gehen.

Das unausweichliche Hervorbrechen der Katastrophen wird von Co-Regisseur und Kameramann Ed Lachman mit großer Nähe zu den Figuren und ausgezeichneten Bildern gefilmt. Die Kameraarbeit trifft wiederum auf das sehr gelungene Schauspiel der jungen Laiendarsteller. Alle Rollen der älteren Generation sind von Profischauspielern besetzt und dieses Konzept geht auf.

Bei KEN PARK stehen sich ein offensichtlicher Wille zur Provokation und die tatsächliche Zuneigung zu den Protagonisten gegenüber. Diese beiden Faktoren halten sich gegenseitig in Schach und balancieren den Film aus.
Die massive Ballung von Gewalt und Missbrauch, die expliziten Sexszenen, die wiederkehrenden Schwanzschwenks (der Kamera… und der Schwänze), der dreibeinige Hund – für sich genommen würde das alles etwas gewollt nach Aufmerksamkeit, Skurrilität und Kontroverse heischen. Aber Clark, Lachman und Korine mögen offensichtlich ihre jugendlichen Figuren. Sie stellen sie nicht aus, sondern sympathisieren mit ihnen, einigen wird sogar Erlösung gewährt. Dadurch bekommt der Film trotz aller Extreme eine versöhnliche Note.

Familiäre Machtverhältnisse und die psychischen Deformierungen der Eltern erzeugen Monster, von denen Tate und vermutlich Ken – über den man ja kaum etwas erfährt – mit in den Abgrund gerissen werden. Die anderen entkommen in eine Welt aus befreitem und unbeschwertem Sex.
KEN PARK ist somit kein realistisches Porträt einer Jugend, sondern eine Metapher für Beziehungen zwischen und innerhalb der Generationen, die gleichzeitig Gewaltverhältnisse sind – was sie in der besten aller Welten nicht sein sollten, wie der Schluss des Films nahe legt. Und in dieser Hinsicht ist der Film gar nicht so kontrovers, wie es den Anschein hat.

DVD.
Das Bild ist sehr gut, der Ton ebenfalls. Die deutsche Synchro ist gelungen - was bei realistischem Jugendslang nicht gerade einfach ist - und etwas mehr in den Vordergrund gemischt, als die Originalsprachspur.
Als Bonusmaterial finden sich der Kinotrailer, Interviews mit Clark, Lachman und Peaches Darstellerin Tiffany Limos, sowie ein lesenswertes Booklet mit einem Essay über den Film. Glücklicherweise gibt es in Deutschland Label wie Legend, die mit der kinokontrovers Reihe ausgezeichnete Arbeit leisten.








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