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KAPITELWAHL

AMERICAN SPLENDOR (USA 2003)

von Hasko Baumann

Original Titel. AMERICAN SPLENDOR
Laufzeit in Minuten. 97

Regie. SHARI SPRINGER BERMAN . ROBERT PULCINI
Drehbuch. SHARI SPRINGER BERMAN . ROBERT PULCINI
Musik. MARK SUOZZO
Kamera. TERRY STACEY
Schnitt. ROBERT PULCINI
Darsteller. PAUL GIAMATTI . HOPE DAVIS . HARVEY PEKAR . JAMES URBANIAK u.a.

Review Datum. 2005-07-08
Erscheinungsdatum. 2005-06-30
Vertrieb. SUNFILM

Bildformat. 1.85:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DTS/DD 5.1) . ENGLISCH (DD 5.1)
Untertitel. DEUTSCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
"Auf 200 Bestenlisten des Jahres", informiert der Verleih - nicht zu Unrecht, AMERICAN SPLENDOR ist so gewaltig abgefeiert worden, daß die Superlativ-Ressourcen dieses Planeten knapp wurden. Der Film des als Dokumentarfilmer profilierten Paares Berman und Pulcini erzählt eine Geschichte, die im Comic-Ödland Deutschland vermutlich große Fragezeichen auf den Köpfen positioniert. Der in den allermeisten Beziehungen unterdurchschnittliche Bürogehilfe Harvey Pekar traf in den 70er Jahren rein zufällig auf das legendäre Comic-Genie Robert Crumb. Crumb schlug Pekar vor, aus dessen furznormaler Existenz eine Comicserie zu machen, und so begab es sich, daß die jährliche Reihe "American Splendor" zum garantiert einzigartigen Underground-Comic avancierte. Verschiedene Zeichner setzten Pekars mehr als nur lebensnahe Geschichten um und halfen ihm, einen Status als Ikone des abseitigen Comics zu werden, und Pekar blieb sich treu genug, um sich nie zum Star entwickeln zu können.

AMERICAN SPLENDOR bedient sich den Mitteln des sogenannten "Doku-Dramas", einer überaus zweifelhaften Form, die hierzulande seit Breloers TODESSPIEL auf jeden beliebigen Nazi gepfropft wird. So sieht man immer wieder den echten Pekar in einer Art Interviewsequenz erzählen, später zusammen mit seiner Frau Joyce, während er in der eigentlichen Geschichte von SIDEWAYS-Star Paul Giamatti und Joyce von Hope Davis verkörpert wird. So mag sich nie wirklich die Identifikationsfigur Harvey Pekar aufbauen, er ist in beiden Inkarnationen ("real" und "fake" nennt es der Abspann) ein ausgeprochen unsympathischer Verlierer.

Die Darstellung Giamattis, die gut ist, aber manchmal zu deutlich darauf hinweist, daß sie gut ist, soll zum Lachen einladen; man fragt sich dann irgendwann, warum man einem solchen Typ überhaupt zusehen soll. Die Szenen rund um Pekars kurzlebiges Engagement als regelmäßiger Gast David Lettermans zeigen Archivmaterial mit dem echten Pekar und dem echten Letterman; der Eklat jedoch, der die beiden auseinander brachte, wird mangels Bildmaterial vom Giamatti und einem "fake" Letterman dargestellt. Irgendwann stellt sich in den Hin und Her ein kompletter Verlust des Interesses ein. Nur eine Sequenz, in der Pekar/Giamatti durch seine Krebskrankheit ins Sinnieren kommt, benutzt das Element comic book wirklich visuell und verfehlt ihre Wirkung nicht.

In Erinnerung bleibt ausgerechnet James Urbaniak als Robert Crumb; eine Figur, die der Lächerlichkeit nicht preisgegeben wird (und auch nicht kann). Crumb hat nach wenigen Ausgaben aufgehört, Pekars "Splendor" zu illustrieren; warum, verschweigt der Film. Aber Pekar taucht ja auch im weitaus besseren Film CRUMB nicht auf, so gesehen ist das vielleicht ein fairer Deal.

DVD.
Sunfilm gebührt großes Lob für ihre sehr liebevolle Aufmachung dieser Veröffentlichung, die wie ein Comic daherkommt und sogar eines beinhaltet: Der Münchner Zeichner Gerhard Schlegl hat exklusiv für die DVD ein 24seitiges Comic-Booklet angefertigt. Das Menü der DVD ist ebenfalls liebevoll. Der Film selbst hat eine angemessene Umsetzung erfahren. Bei der Synchronisation dieses schwer einzudeutschenden Films hat man Profis wie Udo Schenk (Giamatti) rangelassen und sogar Wolfgang Spier für den echten Pekar gewinnen können.

Die Extras sind etwas enttäuschend: Außer kurzen, themenorientierten Making Of-Sprenkseln und einem Cannes-Special gibt es nur Schrifttafeln (bei einer dieser Tafeln heißt Crumb "Crump", autsch). Schade: Über eine umfangreiche Doku hätte man sich in diesem Fall gefreut, aber dafür kann der deutsche Anbieter nichts. Insgesamt eine runde Sache.








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