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KAPITELWAHL

IRRTUM IM JENSEITS (Großbritannien 1946)

von Stefan Mader

Original Titel. A MATTER OF LIFE AND DEATH
Laufzeit in Minuten. 108

Regie. MICHAEL POWELL . EMERIC PRESSBURGER
Drehbuch. MICHAEL POWELL . EMERIC PRESSBURGER
Musik. ALLAN GRAY
Kamera. JACK CARDIFF
Schnitt. REGINALD MILLS
Darsteller. DAVID NIVEN . KIM HUNTER . MARIUS GORING . ROGER LIVESEY u.a.

Review Datum. 2005-06-20
Erscheinungsdatum. 2005-05-12
Vertrieb. EPIX MEDIA AG

Bildformat. 1.33:1
Tonformat. DEUTSCH (DD 2.0) . ENGLISCH (DD 2.0)
Untertitel. DEUTSCH . ENGLISCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Im Mai 1945 wird die Maschine des britischen Bomberpiloten Peter Carter (Niven), eigentlich ein Dichter, der sich jedoch freiwillig zum Dienst in der Royal Air Force gemeldet hat, beim Flug über den Atlantik schwerst beschädigt. Er kann das Flugzeug nicht mehr in der Luft halten. Während des Absturzes tritt Peter über Funk mit der Amerikanerin June (Hunter) in Kontakt, die ihm Trost spendet. So verliebt er sich trotz seines unmittelbar bevorstehenden Ablebens Hals über Kopf in die junge Frau.

Aufgrund eines bürokratischen Versehens im Himmel wird Carter jedoch nicht ins Jenseits überführt und erwacht somit lebendig am Strand, wo er bald darauf auch June gegenübersteht. Kaum 20 Stunden später wird sein Fehlen im Himmel bemerkt und man entsendet Boten 71 (Goring), der ihn davon überzeugen soll, ins Jenseits zu kommen. Dies lehnt Peter ob seines neugewonnenen Liebesglücks jedoch strikt ab und so wird vor dem himmlischen Gerichtshof eine Verhandlung angesetzt, um über die Angelegenheit zu urteilen. Als er June von seiner halluzinationsartigen Begegnung mit dem jenseitigen Beamten erzählt, holt diese ihren guten Freund, den Neurologen Dr. Reeves (Livesey) zu Hilfe, der eine Art Gehirntumor diagnostiziert.
Während Carter auf die Notoperation vorbereitet wird, naht gleichzeitig auch die Verhandlung vor dem himmlischen Gericht, und noch immer hat er keinen Verteidiger, der ihn dabei vertreten soll.

Obwohl erst 1946 herausgebracht, wurde IRRTUM IM JENSEITS bereits während des 2. Weltkrieges von Powell und Pressburger geplant – mit der Realisierung musste jedoch bis nach Kriegsende gewartet werden, da die beiden unbedingt die Himmelsszenen in Schwarzweiß, irdisches Geschehen jedoch in Technicolor drehen wollten (inspiriert von Victor Flemings 1939er WIZARD OF OZ mit Judy Garland, nur dass bei diesem Film die reale Welt SW war und Oz in Farbe). Teures Material für Technicolor-Aufnahmen war während des Krieges jedoch militärischen Filmen vorbehalten, so dass das Projekt vorerst aufgeschoben werden musste – was man im Nachhinein auch als Glücksfall ansehen kann, da auf diese Weise David Niven für die Hauptrolle gewonnen werden konnte, der sich – seinem Charakter im Film nicht unähnlich – ebenfalls freiwillig zu den britischen Streitkräften gemeldet hatte und dem es somit erst nach Ende des Krieges wieder möglich war, zu drehen. Und obwohl das Schauspielerensemble als Ganzes recht überzeugend wirkt, kristallisieren sich David Niven und Roger Livesey ganz eindeutig als die sympathietragenden Gentlemen heraus.
Weiter verdienen Jack Cardiff für seine Kameraarbeit, Allan Gray (ein Schüler Arnold Schönbergs) für die Musik und Alfred Junge für sein (für damalige Verhältnisse) imposantes Setdesign lobende Erwähnung. Gerade letzterer zeichnet schließlich für die riesige Rolltreppe in den Himmel verantwortlich, die in der Tat etwa 18 Meter hoch war und der der Film seinen US-Titel STAIRWAY TO HEAVEN verdankt.

Der Film selbst präsentiert sich als Fantasymärchen mit leichtem Hang zum Kitsch, wobei dieser ob des feinen Humors in Kombination mit noblem britischem Understatement niemals überhand nimmt. Zudem wird in der Gerichtsverhandlung der Überbewertung von Nationalitäten eine Abfuhr erteilt und die Ansicht vertreten, dass nur die Handlungen und Absichten eines Menschen zählen und nicht dessen Herkunft.
Ähnlich ambivalent wie die Gratwanderung zwischen Kitsch und latenter politischer Aussage zeigen sich auch die Interpretationsmöglichkeiten des Geschehens: Bekommt Carter wirklich Besuch aus dem Jenseits und tagt seinetwegen tatsächlich ein himmlisches Tribunal oder gehen all diese Erlebnisse nur auf einen Hirntumor zurück, wie ihn Dr. Reeves diagnostiziert? Dies zu beurteilen bleibt dem Zuseher überlassen.
Jedenfalls scheinen die Autoren aber ihre Hausaufgaben gemacht haben, da sie entsprechende neurologische Einzelheiten, die in der damaligen Literatur bekannt waren, aufgreifen und gekonnt einbauen.

DVD.
In Form der IRRTUM IM JENSEITS-DVD liegt der unter dem Titel A MATTER OF LIFE AND DEATH veröffentlichte ursprüngliche britische Cut vor, nicht die US-Version STAIRWAY TO HEAVEN (bei dem die Strandszene zu Beginn gekürzt wurde). Die Farben sind dabei etwas gewöhnungsbedürftig, was allerdings auf das Technicolor-Verfahren zurückzuführen ist und somit dazugehört. Das Bild ist scharf und abgesehen von leichtem Flimmern und Farbunreinheiten in Szenen mit überwiegend dunklen Farben nahezu perfekt.
Der Ton ist – eingedenk des Alters des Filmes von fast 60 Jahren – sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch in Ordnung, wobei die deutsche Tonspur manchmal nicht unbedingt lippensynchron läuft. Obwohl die unterschiedlichen Akzente der Figuren aus verschiedenen Ländern relativ gewissenhaft auf die Synchro übertragen wurden, zeigen sich im direkten Vergleich gewisse Mängel in der Übersetzung an sich (so wirken Nivens Dialogzeilen in der deutschen Fassung etwa nicht mehr so nobel-galant wie im Original), so dass der Originalton auf jeden Fall vorzuziehen ist.
Als Extras werden neben einigen Trailern und Artworks auch Texttafeln mit sehr interessanten Hintergrundinformationen zum Film geboten, die zu lesen sich lohnt.








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