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KAPITELWAHL

THE BIG EMPTY (USA 2003)

von René Kewitz

Original Titel. THE BIG EMPTY
Laufzeit in Minuten. 90

Regie. STEVE ANDERSON
Drehbuch. STEVE ANDERSON
Musik. BRIAN TYLER
Kamera. CHRIS MANLEY
Schnitt. SCOT SCALISE
Darsteller. JOHN FAVREAU . DARYL HANNAH . SEAN BEAN u.a.

Review Datum. 2005-06-13
Erscheinungsdatum. 2005-05-12
Vertrieb. EPIX MEDIA AG

Bildformat. 1.78:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1/DD 2.0) . ENGLISCH (DD 5.1/DD 2.0)
Untertitel. DEUTSCH . ENGLISCH
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
John Person ist Schauspieler, und ein guter noch dazu. Leider sehen das ausser ihm und Nachbarin Grace nur wenige so, und schon gar niemand, der ihm beruflich weiterhelfen könnte. Die letzte Anstellung in einer schnellstmöglich wieder abgesetzten Sitcom liegt Jahre zurück, die Rechnungen stapeln sich, der Schuldenberg wächst und gedeiht. Da kommt ihm das Angebot seines Nachbarn Neely, sei es auch noch so undurchsichtig, nicht ungelegen: John soll einen blauen Koffer mit ungewissem Inhalt quer durchs Land transportieren, diesen in einem Motel mitten im Nirgendwo dem zwielichtigen Trucker Cowboy übergeben und dafür mal schnell fünfundzwanzig Riesen einstreichen. Klingt einfach, ist es aber natürlich nicht. Die Neugier nagt an John, der nur zu gerne erfahren möchte, was er da eigentlich mit sich rumschleppt; in seiner Abwesenheit wird derweil Auftraggeber Neely auf brutalste Weise umgelegt und sein Kopf entwendet, was Johns plötzliche Abreise für das FBI interessant macht. Und nicht nur das: Er verpasst die Übergabe an Cowboy natürlich um Haaresbreite und muss sich bis zu dessen Wiedereintreffen mit den merkwürdigen Eigenheiten der locals rumschlagen. Und hier treten ein paar wirklich schräge Gestalten auf den Plan...

Steve Anderson legt hier mit seinem Regiedebüt einen entspannten, witzigen, schön ausgestatteten, richtig nett besetzten und durchweg gut gespielten Mix aus Mystery-Irgendwas und Komödie vor, der Spaß und große Lust auf weitere Fingerübungen des jungen Mannes macht. Inhaltlich (und teilweise auch optisch) wirkt THE BIG EMPTY wie der glücklich aufgewachsene Sohn aus der Ehe von U-TURN und den späten Lynch-Filmen: Von ersterem hat er hauptsächlich die wüst-skurrilen Charaktere geerbt, die unablässig Johns Weg kreuzen, von letzteren die "übernatürliche" Grundstimmung und das geschliffene Äussere (nicht auf LOST HIGHWAY-Niveau, aber für einen Film mit diesem Budget ganz vorzüglich). Der Film sieht einfach gut aus; die Sets sind zwar überschaubar, aber sehr gut gewählt und stilvoll ausgeleuchtet. Andersons Farbenlehre: Blau ist das Gebot der Stunde und bedarf besonderen Augenmerks - man könnte sagen, daß alles Mysteriöse im Film direkt mit der Farbe Blau zu tun hat, sei es erwähnter Koffer, bei Nacht bläulich leuchtender Wüstensand oder ganz einfach die Augenfarbe diverser Personen. Die Dialoge zünden nicht immer, aber schon überdurchschnittlich oft, und manchmal schlägt der Zeiger für coolness auch ganz nach oben aus. Der Soundtrack schliesslich ist eher von der unspektakulären Sorte, unterstützt die Bilder aber auf angenehme Weise.

Großes Lob gebührt der Riege an mehr oder weniger namhaften Schauspielern, die sich hier ein Stelldichein geben. Favreau selbst hat den einfachsten Job, muss er doch kaum mehr tun als amüsiert/verdutzt/enerviert dreinschauen - die Hürde nimmt er allerdings mühelos (und der Typ an sich ist ganz einfach ein schrecklich sympathischer). Bean und Hannah spielen solide, haben aber auch keine allzu gehaltvollen Parts; Rachael Leigh Cook darf sogar mal mehr als nur niedlich aussehen und macht das erstaunlich gut. Zwei ragen raus: Kelsey Grammer entzückt als schlitzohriger FBI-Agent Banks, der Favreau des Mordverdachts wegen bei einem Tomatensaft in die Mangel nimmt - vielleicht die beste Szene des Films, gekrönt mit einem unglaublich coolen Abgang von Grammer. Und Jon Gries leistet als spleeniger Motelmanager Elron schlicht großartiges und sorgt so zwischendurch immer mal wieder für allerbeste Laune. Abgesehen davon gibt's Wiedersehen mit liebgewonnenen Leuten wie Brent Briscoe und Bud Cort.

THE BIG EMTPY ist sicherlich kein schnörkelloses Meisterwerk, aber um den einen oder anderen Studentenkinogänger zu enthusiastischem "Kult"-Geschrei zu verleiten, reicht es allemal. Was neben den schon erwähnten Dingen noch gefällt: Anderson versucht nicht, den Zuschauer zu verarschen. Weder nervt er uns mit unnötigen (und unlogischen) Twists, bei denen man ständig einen Typen vor Augen hat, der kichernd im Schneideraum hockt und sich einen runterholt, weil er's der dämlichen crowd mal wieder so richtig gegeben hat, noch wirkt das skurrile Element des Films aufgesetzt. Der Film und seine Figuren sind schräg, keine Frage, aber eben nicht selbstzweckhaft schräg. Und genau das ist cool. Bitte mehr davon. Bald.

DVD.
Bild gut, Ton gut - so könnte man es schnell und dennoch treffend zusammenfassen. Funkelt natürlich nicht wie ein richtiges Big Budget-Juwel (hier und da Bildrauschen, manchmal lässt der Kontrast etwas zu wünschen übrig), ist insgesamt aber mehr als okay. Die jeweiligen DD 2.0-Spuren würde ich vorziehen, da hier meinem Gehör nach die Dialoge um einiges besser zu verstehen sind. Das Hauptmenü der Scheibe ist schlicht, aber ganz nett animiert.

Die Einteilung der Kapitel kommt indes wohl nicht nur mir spanisch vor: Die Übergänge wurden nämlich, so will es zumindest scheinen, mit der Stoppuhr gesetzt und befinden sich teilweise mitten in einer Szene. Zur Synchro sei nur gesagt, daß ich persönlich sie weniger gelungen finde; grade Favreaus Vertonung (aber auch die einiger anderer Darsteller) wirkt irgendwie unpassend. Hier sei also ganz klar die Originaltonspur empfohlen, die dank der zuschaltbaren deutschen Untertitel für niemanden ein allzu großer Prüfstein sein sollte.

Extras: Wirklich guter und, sehr erfreulich, deutsch untertitelter Audiokommentar von Steve Anderson sowie Trailer zum Film selbst (in zwei verschiedenen Ausführungen) und neun anderen Veröffentlichungen aus dem Epix-Programm. Nicht grade überwältigend, aber der commentary track rechtfertigt für mich generell einfach einiges. So auch hier.








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