|
FILM.
Alt, gebrechlich und unter der Vorahnung des eigenen Todes beschliesst Claudius, Herrscher über das römische Weltreich, die Geschichte seines Lebens niederzuschreiben. Aus Gedächtnis und Erzählungen anderer rekonstruiert, beginnt die Geschichte bereits mit Ereignissen vor seiner Geburt, und im Laufe der Handlung entspinnt sich ein Netz, das an drei strategischen Punkten vertäut ist: Intrigen, Verrat und Tod durch Unfall. Wenn ihr glaubt, eure Familie wäre schlimm: You ain't seen nothing yet.
Uff. Ein ganz schöner Brocken, den Epix hier vorlegt. Fast elf Stunden lang darf man Dialogen, Dialogen und nochmals Dialogen lauschen - viel mehr wird einem hier nicht geboten. Die optische Gestaltung der Serie fiel nämlich ausserordentlich spartanisch aus; zwar gibt es immer mal wieder nette kleine Details zu bewundern, insgesamt ist die Inszenierung aber sehr unspektakulär und bietet wenig fürs erwartungsfrohe Auge. Offensichtlich orientierten sich die Macher hier zu hundert Prozent am Theater, was auch gelungen ist, auf den Zuschauer mit zunehmender Laufzeit aber ermüdend wirkt. Die Bühnenbilder sind teilweise so extrem reduziert, dass ausser ein paar Pappmaché-Säulen, einem Kerzenständer und schwarzen Vorhängen nur noch die Schauspieler auszumachen sind. Aussenaufnahmen gibt es gleich gar keine. Bei einer Gladiatorenkampf-Szene behalf man sich beispielsweise mit eingespieltem Jubelgeschrei vom Band, während der Blick auf den Hauptfiguren verweilt, die sich auf den Rängen des Kolosseums tummeln. Irgendwie funktioniert das sogar, ein wenig mehr Opulenz hier und da wäre trotzdem nicht verkehrt gewesen.
Die Schauspieler machen ihren Job ganz gut, wenn man von ein paar übersteuernden Nebendarstellern absieht; das Ganze ist halt oft sehr theatralisch und daher ganz sicher nicht nach jedermanns Geschmack. Besonders Brian Blessed, der in der ersten Hälfte der Serie mit Abstand die meisten Szenen hat, gibt seinem Augustus das nötige Profil. Derek Jacobi hat in der Titelrolle die schwierige Aufgabe, einen Mann mit Behinderung zu spielen (in seiner Rolle als Erzähler sogar in unterschiedlichen Lebensabschnitten), was ja immer so eine Sache ist: Ich fand seine Darstellung durchaus überzeugend, aber da werden die Meinungen sicher auseinandergehen. Hier führt übrigens auch der Titel der Serie etwas in die Irre, denn so stark, wie der andeutet, steht Claudius gar nicht im MIttelpunkt - er ist eher einer von vielen und wird erst später genauer unter die Lupe genommen. Die großen Namen, mit denen die Serie beworben wird, tauchen nur in kleineren Rollen auf, zumindest John Hurt gibt als kopfkranke drag queen Caligula aber Vollgas und rettet sich mit einer bizarren Tanz-/Gesangseinlage ins Langzeitgedächtnis des Zuschauers. Patrick Stewart kann in seiner eher uninteressanten Rolle dagegen wenig auftrumpfen, macht aber auch nix verkehrt.
Ich persönlich fand es zwischenzeitlich ziemlich anstrengend, mich durch I CLAUDIUS zu arbeiten. Ist schon sehr trockenes Futter, das muss man klar sagen. Andererseits macht genau das aber auch das Interessante an der Serie aus: Etwas derartiges sieht man einfach nicht oft. Ich wage jedoch zu prophezeien, dass sich der normal gepolte Film- und Fernsehfreund schwer tun wird, hier Zugang zu finden. Leute, die schon bei der Theatereinladung vom Arbeitskollegen schmerzlich das Gesicht verziehen, sollten hier jedenfalls einen weiten Bogen schlagen - ist vermintes Gebiet für euch, Freunde. Ansonsten gut geeignet, um den eigenen Horizont etwas nach hinten zu verschieben. Und irgendwem muss es ja gefallen, anders lässt sich der geradezu unwirkliche IMDB-Score von 9.5 (zum Vergleich: THE GODFATHER, Anführer der Spielfilm-Top 250, kommt auf 9.0) kaum erklären.
DVD.
Bei Bild und Ton kriegt man genau das, was man bei TV-Material aus den 70ern erwarten darf. Dreissig Jahre sind halt kein Pappenstiel, was sich besonders in der Optik niederschlägt: Bildrauschen, Artefakte, Schwankungen in der Farbigkeit und, besonders bei Kamerabewegung, Unschärfen. Auch bei der Helligkeit geht's zeitweise auf und ab. Auf der Tonspur rauscht es konstant aus dem Hintergrund, dafür sind die Stimmen gut zu verstehen, was bei der Dialoglastigkeit der Serie wohl das Wichtigste ist. Die deutsche Synchro fällt nicht aus dem Rahmen, wenn auch einige Personen sehr steril wirken und für meinen Geschmack manchmal etwas zu umgangssprachlich vertont wurde. Gerade die Titelrolle wurde trotz denkbarer Schwierigkeit aber recht gut umgesetzt. Anmerkung: Einige Szenen, die in der deutschen Fassung von I CLAUDIUS dem Fallbeil der heiligen Inquisition... pardon... Zensur zum Opfer fielen, tauchen hier wieder auf und laufen dementsprechend im Originalton.
An Extras gibt's die übliche Trailershow (enttäuschenderweise auf allen Discs mit der gleichen Auswahl), einen Episodenführer mit Inhaltsangaben zu allen dreizehn Folgen und einen Stammbaum, der Informationen zu und Beziehungen zwischen den handelnden Figuren abbildet.
|
|
|