|
FILM.
SCHÖNE VENUS hat seinerzeit vier "Césars" gewonnen. Regie hat leider nicht Tony Marshall geführt, aber immerhin ein französischer Namensvetter. Sicherlich gute Gründe für eine DVD Veröffentlichung. Der Hauptgrund wird jedoch sein, dass sich die allgemeine Beliebtheit eines anderen Films melken lässt, auch wenn diese Kuh etwas hinkt.
Ein kleiner Kosmetiksalon in Paris. Die drei Mitarbeiterinnen Angèle, Samantha und Marie umsorgen ihre Kunden, denen der Film etwas gewollt jeweils einen kleinen Spleen zuteilt, und versuchen ihr Glück in der Liebe zu finden. Das erste funktioniert recht gut, das zweite weniger. Während sich bei Marie noch eine – von ihren Freundinnen misstrauisch beäugte – zarte Bande mit einem wesentlich älteren, kriegsversehrten Mann entwickelt, ist Samantha zynisch und depressiv und Angèle stürzt sich von einem One-Night-Stand in den nächsten, wobei sie immer unzufriedener wird. Das ändert sich erst, als sich der Bildhauer Antoine spontan in sie verliebt und nicht mehr von ihr ablassen will.
SCHÖNE VENUS hantiert teilweise mit Klischees (der unkonventionelle, "verrückte" Künstler – ohweia), er hat aber auch eine gewisse Tiefe, gerade aufgrund dessen, was er nicht erzählt. Wenn überhaupt etwas preisgegeben wird, dann nur nach und nach. Was in Filmen gerne als grob vereinfachte Erklärung bereitgestellt wird, lässt dieser Film einfach aus und konzentriert sich lieber auf das Verhalten der Figuren. Welche komplexen Motivgeflechte hinter Ereignissen, wie dem Selbstmordversuch von Samantha stehen, oder warum Angèle beharrlich und treffsicher den falschen Mann abschleppt, bleibt der Vorstellung des Zuschauers überlassen. Dass etwas nicht in Ordnung ist, zeigt sich ja schon an den immer wiederkehrenden Verhaltensmustern. Früher Antonioni, anyone? Soweit muss man nicht gehen, es wäre auch die falsche Richtung. Der Film ist einfach eine ernste und melancholische Komödie über glückende und misslingende Beziehungen. Er ist dabei weder schlecht, noch wirklich interessant.
Letztendlich wird der Film seine deutsche Veröffentlichung der marketingrelevanten Tatsache verdanken, das Audrey Tautou mitspielt und sie sich deshalb – trotz Nebenrolle – zusammen mit dem Wort "fabelhaft" an prominenter Stelle auf dem Cover unterbringen lässt. Amelie, anyone? Diese Verbindung ist genauso falsch, denn wo AMELIE auf das Fantastische setzt, konzentriert sich SCHÖNE VENUS auf Realismus. Aber Menschen, die aus diesem Grund einen Film ausleihen, haben es auch nicht anders verdient. Womöglich gefällt er ihnen sogar.
DVD.
An der Veröffentlichung ist nichts auszusetzen: Bild in Ordnung, Ton in Ordnung, jedoch bis auf Bio- und Filmografien keine Extras.
|
|
|