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KAPITELWAHL

POOLHALL JUNKIES (USA 2002)

von Hasko Baumann

Original Titel. POOLHALL JUNKIES
Laufzeit in Minuten. 94

Regie. MARS CALLHAN
Drehbuch. MARS CALLHAN . CHRIS CORSO
Musik. RICHARD GLASSER
Kamera. ROBERT MORRIS
Schnitt. JAMES E. TOOLEY
Darsteller. MARS CALLAHAN . CHAZZ PALMINTERI . CHRISTOPHER WALKEN . ROD STEIGER u.a.

Review Datum. 2005-04-22
Erscheinungsdatum. 2005-05-27
Vertrieb. MC-ONE

Bildformat. 1.85:1 (anamorph)
Tonformat. DEUTSCH (DD 5.1) . ENGLISCH (DD 2.0)
Untertitel. keine
Norm. PAL
Regional Code. 2

FILM.
Gauner und Abzocker will man doch im Film sehen. Man will im richtigen Leben nicht abgezockt werden und zum selber Gaunern fehlt einem die kriminelle Energie (oder schlichtweg die Cleverness), aber im Kino ist das alles spätestens seit Redford und Newman supercool. In letzter Zeit hat man das seltener zu sehen bekommen, der beste und klügste Zockerfilm der letzten 20 Jahre war John Dahls Pokerfilm ROUNDERS (1998), und der hat es bis heute nicht nach Deutschland geschafft. Glücklicherweise segelt jetzt aber POOLHALL JUNKIES in die Videotheken, der erste ernstzunehmende Billardfilm seit THE COLOR OF MONEY.

Der hochtalentierte Poolspieler Johnny (Mars Callahan) löst sich von seinem abgezockten Mentor Joe (Chazz Palminteri), als er entdeckt, daß dieser ihm jahrelang die Profikarriere verwehrt hat. Johnny muß aber bald erkennen, daß er - auch wenn es seiner Freundin (Alison Eastwood) nicht paßt - zu nichts anderem taugt als zum Billardspiel. Immer wieder gerät er in Situationen, in denen er das Queue zücken muß, zum Beispiel, als er ihren Onkel Mike kennenlernt. Mike wird gespielt von Christopher Walken, und auch wenn der Film bis zu dessen Auftritt durchaus unterhaltsam war, brennt erst richtig die Luft, als der King of New York auf den Plan tritt. Der (improvisierte!) Dialog von Walken und Callahan haut die Acht in die Ecktasche und bringt POOLHALL JUNKIES in Sicherheit. Der selige Rod Steiger darf danach auch nochmal zeigen, wie man die Ernte nach Hause holt, und selbst die finale Konfrontation von Johnny und Joes neuem Schützling (seine kleine Lordschaft Rick Schroeder in guter Form) will nun trotz aller Spielerfilmklischees gefallen - oder gerade ihretwegen.

POOLHALL JUNKIES entstand tatsächlich beim Billard. Regisseur Mars Callahan und Autor Chris Corso waren einander unbekannte Poolspieler, die sich gegenseitig abzocken wollten, sich stattdessen anfreundeten und die Idee zum Film entwickelten. Erst 10 Jahre später fand diese Idee den Weg auf die Leinwand. Zweifelsfrei sind den beiden Jungs knackige Dialoge und spannende Spielsituationen eingefallen, jedoch hat POOLHALL JUNKIES ein Problem, und das ist Mars Callahan selbst. Als Darsteller dramatisch überfordert (man ertappt sich ständig dabei, John Cusack herbeizusehnen) und als Regisseur einfallslos (der Film scheint in immer derselben Kadrage aufgenommen zu sein), hängt Callahan wie ein Anker an seinem eigenen Baby. Fällt ihm doch doch einmal was zur Inszenierung ein, geht es dramatisch daneben (Standbildmontage?!), und als Johnny wirkt er schlichtweg unsympathisch.

Daß der Film dennoch funktioniert und sehenswert ist, liegt an einigen knackigen Billardszenen und den kraftvollen Darbietungen der Veteranen Walken, Steiger und Palminteri. Das kleine Budget tut dem keinen Abbruch, auch wenn Alison Eastwoods Wohnung (für deren Größe sich Callahan im Off auch noch rechtfertigt) ganz klar ein angemietetes Hotelzimmer ist und Callahans T-Shirts absurd große Aufdrucke vorweisen (Calvin Klein, irgendwer?). POOLHALL JUNKIES hat nicht das Zeug zum Klassiker, ist aber trotzdem Pflichtprogramm für Zockerfilmfans. Und das sind wir doch alle.

DVD.
Das Bild ist in Ordnung, wenn sich auch ein etwas verwaschener Eindruck breitmacht. Der englische Ton ist einwandfrei, klingt allerdings in der 2.0-Variante erheblich besser, was auch für den deutschen Ton gilt. Der ist ohnehin zu vernachlässigen, da die Synchro mit zweitklassigen Sprechern aufwartet (nur Rod Steiger darf vertraut klingen), etwas blechern daherkommt und noch dazu nicht gerade subtil übersetzt wurde (das schlägt sich leider auch in den Untertiteln nieder, die sich an der Synchro orientiert). Sprachlichen Eigenheiten gegenüber wird gleich kapituliert, was den Trick mit den Schuhen des Wohnwagenverkäufers automatisch in die Tonne haut. Dafür gibt es aber einen lebendigen und amüsanten Audiokommentar mit Callahan und Corso, der hörenswert ist und Callahan auch wieder sympathisch macht. Wer des Englischen mächtig ist, kann sich hier über eine runde Veröffentlichung freuen.








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