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GEDRUCKTES IST TOT

STEVEN SPIELBERG: SEINE FILME, SEIN LEBEN (2012, 1. Auflage)
von Hasko Baumann

Original Titel. STEVEN SPIELBERG: A RETROSPECTIVE
Seiten. 280

Autor. RICHARD SCHICKEL

Review Datum. 2017-09-10
Erscheinungsdatum Deutschland. 2012-09-18
Verlag. KNESEBECK

Erscheinungsformat. GEBUNDENE AUSGABE
Sprache. DEUTSCH

Steven Spielberg ist ein undankbares Sujet für ein Portrait. Seltsam eigentlich! Spielberg ist immerhin der unbestritten erfolgreichste Regisseur aller Zeiten. Geht man raus auf die Straße und fragt die Leute nach bekannten Regisseuren, wird garantiert sein Name fallen; einen ähnlichen Bekanntheitsgrad hat allenfalls noch Tarantino. Und dessen Euvre ist nichts gegen das des Mannes, der uns Indiana Jones und E.T. schenkte, der Dinosaurier und den großen Weißen über die Leinwand jagte und die Amerikaner zur Auseinandersetzung mit dem Holocaust zwang. Warum also übt ein Buch über seine Filme und sein Leben keinerlei Faszination aus?

Zunächst einmal kennt man Spielberg aus zahllosen Interviews, in denen er sich stets als reichlich biederer, irgendwie klemmiger und - das ist eigentlich das Ödeste an ihm - völlig humorloser Gesprächspartner präsentiert. Obwohl er in seinen Filmen das Emotionale immer mit dem ganz dicken Pinsel malt, sind seine Filme doch vor allem die Werke eines versierten Technikers, in denen praktisch nichts unausgesprochen bleibt und zumindest seit den 90ern kaum zu Interpretation und Analyse einlädt. Spielberg bringt als fleißiger Arbeiter und gewiefter Geschäftsmann alles auf die Leinwand, was er zu seinem Film zu sagen hat und ist dabei so amerikanisch wie ein Burger mit Fritten; ehrlich und direkt, oft in der überaus wohlschmeckenden Homemade-Variante, manchmal aber auch als Fast-Food-Lappen. Immerhin, er ist der einzige Vertreter des New Hollywood, der seinen Stil stets zu modernisieren weiß und nicht selten visuell auch noch den Ton anzugeben weiß. Nichtsdestoweniger hat er seinen aufregendsten, rundesten und komplettesten Film bereits 1975 mit DER WEISSE HAI gedreht. Daß man im vorliegenden Buch erfährt, er habe um Streichung des Films von der ewigen Bestenliste des American Film Institute gebeten, weil andere Filme diese Würdigung eher verdient hätten, sagt einiges über das Selbstverständnis dieses Regisseurs aus.

Der renommierte Filmhistoriker und Biograf Richard Schickel versucht dennoch, Spielberg in SEINE FILME, SEIN LEBEN zu porträtieren, und kündigt sein Scheitern schon im Vorwort an: Seine Ankündigung, er sei Spielberg zu nah, um ihn zu kritisieren, sorgt bereits für Fremdscham. Dann wiederum betont er, von Freundschaft könne man nicht sprechen, dafür sei Spielberg zu schwer zu fassen, um ihm am Ende aber doch noch für seine Freundschaft zu danken. Da schüttelt man den Kopf. Überhaupt ist Schickel kein Peter Biskind: Er klappert einfach nur die Filmografie des Meisters ab, ohne irgendwas zu hinterfragen oder Film und Person in ein berufliches oder persönliches Umfeld einzuordnen. Kritik wird so gut wie gar nicht geäußert, und wenn, dann nur in entschuldigender Form. Interpretationansätze wie etwa die weit verbreitete Rezeption von DUELL als Sozialparabel tut Schickel als Unsinn aus Europa ab. Der Informationswert jedes Kapitels geht gegen Null. Zu allem Überfluß ist das Buch auch noch schlecht lektoriert, was sich in Übersetzungsschwächen (aus dem jungen "future director" John Badham wird ein "zukünftiger Direktor" gemacht) und mieser Recherche (laut Buch hat Whoopi Goldberg für DIE FARBE LILA einen Oscar gewonnen) manifestiert.

STEVEN SPIELBERG: SEINE FILME, SEIN LEBEN ist klassische Kaffeetischliteratur. Riesiges Format und randvoll mit teils wirklich schönen Bildern, die einem aber nur in den seltensten Fällen wirklich neu sind. Wer den Menschen und vor allem rücksichtslosen Geschäftsmann Spielberg näher kennenlernen will, dem sei unbedingt die Lektüre vonTHE MEN WHO WOULD BE KING empfohlen, Nicole LaPortes grandioses Buch über die Geschichte der Firma DreamWorks.


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