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GEDRUCKTES IST TOT

KILLER/CULTURE: SERIENMORD IN DER POPULÄREN KULTUR (2010, 1. Auflage)
von Florian Lieb

Original Titel. KILLER/CULTURE: SERIENMORD IN DER POPULÄREN KULTUR
Seiten. 159

Autor. STEFAN HÖLTGEN . MICHAEL WETZEL

Review Datum. 2010-11-12
Erscheinungsdatum Deutschland. 2010-06-18
Verlag. BERTZ + FISCHER

Erscheinungsformat. PAPERBACK
Sprache. DEUTSCH

"Was wir über Serienmord wissen, das wissen wir zumeist aus den Medien", schreiben Stefan Höltgen und Michael Wetzel, Autoren und Herausgeber von KILLER/CULTURE in ihrer Einleitung. Dementsprechend lag es wohl nahe, dass sich dieser 159 Seiten umfassende Sammelband mit "Serienmord in der populären Kultur" befasst. Der Klappentext lockt den Leser dann mit dem Versuchsversprechen, "das Phänomen [Serienmord] in seiner ganzen kulturellen Breite darzustellen." Darunter verstehen die Verfasser im Folgenden: Literatur, TV-Serien, Film, bis hin zu Videospielen und sogar Musik. Die Bandbreite, in der Serienmord und seine Verursacher, die Serienmörder, Einzug in unsere Kultur gehalten haben, scheint unerschöpflich - und dürfte, so sollte man meinen, ausreichend Potential zur Analyse und Interpretation bieten. Umso bedauerlicher, dass KILLER/CULTURE hier grandios scheitert.

Sicher, das Versprechen des Buchrückens wird eingehalten, wenn mit "das Phänomen in seiner ganzen kulturellen Breite darzustellen" gemeint ist, einen Überblick über die Breitendarstellung des Phänomens zu sein. So beschäftigt sich Stefan Höltgens Schlussaufsatz zum Thema Killer-Spiele damit, eine Handvoll vermeintlicher "Killer-Spielen" aufzuzählen. Er nennt jeweils die Plattform und erläutert sowohl Inhalt des Spiels wie bisweilen auch das Gameplay. Interessant wäre eine Analyse der Serienmorddarstellung in diesen "Killer-Spielen" gewesen. Wie werden die Mörder dargestellt und warum gerade so? Welchen Zweck verfolgen sie? Eine reine Inhaltsangabe wie Höltgen sie liefert, kann man schneller und preiswerter per Wikipedia und Google erhalten. Ähnlich verfahren auch die übrigen Autoren in KILLER/CULTURE. Über das reine Konstatieren der Filminhalte geht es selten hinaus. Beispielsweise in Christian Hoffstadts Aufsatz Zum Tod lachen?, der zwar ein brillantes Werk zum Sujet wie MANN BEISST HUND erwähnt, dieses aber nicht tiefgreifend für die Erörterung seiner Fragestellung gebraucht (dabei ist der Film stark genug, um einen eigenen Aufsatz statt lediglich eine kurze Inhaltsangabe in einem Aufsatz zu verdienen).

Dieser Makel zieht sich durch nahezu alle Aufsätze, die wie Arno Metelings Eine Poetik der Liste oder Oliver Nödings Krankheit und Heilmittel am eigentlichen Thema des Serienmords oder Serienmörders vorbei fachsimpeln. So konzentriert sich Nöding in seiner Studie zum Serienmörder im Actionfilm der 1980er primär auf die Actionhelden, denn eine hintergründige Auseinandersetzung mit den verschiedenen Serienmörder-Typen. Und Metelings an David Finchers SE7EN anknüpfender Aufsatz schwadroniert über allerlei, nur eben nicht über die Serienmorde in jenem Film. Da wird dann auch gerne als Serienmord verkauft, was man selbst gar nicht als solchen ausmachen würde. Wie die ausführliche Inhaltsangabe von Andrea Maria Schenkels Roman "Tannöd", der von einem Massenmord (keinem Serienmord) als Affekthandlung erzählt und Joachim Linder in Männer, die Morden als Exempel für Serienmord dient. Andere Autoren wie Marcus Stiglegger oder Michaela Wünsch bleiben dagegen in ihren Arbeiten konkret unkonkret.

Dezidiert dem Anspruch des Sammelbandes gerecht werden lediglich Manfred Riepe mit Wenn Blicke töten, einer durchaus lesenswerten Interpretation zu Michael Powells Kultfilm PEEPING TOM (auch wenn der Bezug zu Freud und Lacan diskutabel ist) und Hendrik Seither mit Die Serialität des Tötens - einem Blick auf die US-amerikanische Erfolgsserie DEXTER. Von 13 Aufsätzen gelingt es somit nur Riepe und Seither sich tatsächlich dem Serienmörder zu widmen und nicht wie Nöding in seiner Arbeit den Fokus auf Charles Bronsons Hauptfigur in 10 TO MIDNIGHT zu legen, während er den Serienmörder gänzlich außen vor lässt. Insgesamt ist KILLER/CULTURE somit ein gescheitertes Unterfangen, welches seine eigenen Ansprüche nicht zu erfüllen im Stande ist und mit fast 20€ nur als Geldverschwendung angesehen werden kann.


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